Kontowechsel leicht gemacht
Check 24 startet erstes TÜV-zertifiziertes Vergleichsportal für Girokonten – Verbraucherschützer sind skeptisch
- Das Girokonto muss nicht teuer sein. Keine Kontoführungsgebühren und nur 6,87 Prozent Zinsen für den Dispokredit verlangt zum Beispiel die Bank im Bistum Essen. Günstiger geht es derzeit wahrscheinlich nicht. Das hat das Vergleichsportal Check24 ermittelt. Das Unternehmen hat als erster Anbieter einen vom TÜV zertifizierten Girokontenvergleich ins Netz gestellt und setzt damit eine gesetzliche Vorgabe um. Verbraucher sollen sich leicht und verständlich ein Bild von den unterschiedlichen Konditionen der Banken, Sparkassen und Volksbanken in Deutschland machen können.
In der Spitzengruppe mit geringen Kosten finden sich neben der Commerzbank und ihre Direktbank auch viele kleinere Institute wie die Liga Bank Regensburg oder Ostseesparkasse in Rostock. Gemessen am Dispozins liegt die Volksbank Mindener Land vorne. Die jährlichen Kontoführungsgebühren von 177 Euro könnten so manchen potenziellen Neukunden aber abschrecken. Ein Konto bei der Sydbank erscheint da schon attraktiver. Der Dispo wird hier mit 3,5 Prozent verzinst, Kontoführung und Karten sind kostenlos. Dass die Sydbank nicht an der Spitze liegt, könnte an den fehlenden kostenlosen Bargeldautomaten liegen.
„Verbraucher erhalten bei uns einen Überblick über Entgelte unterschiedlichster Kontomodelle“, sagt der für die Sparte bei Check24 zuständige Chef Rainer Gerhard. Der Überblick sei umfassend und transparent. Verfügbar sind die Angebote von 550 Instituten. Damit bleiben bei gut 1300 Banken in Deutschland zwar zahlenmäßig viele Geldhäuser außen vor, alle großen Filialbanken, die meisten Direktbanken, große genossenschaftliche Institute und Sparkassen werden vom Portal allerdings erfasst.
Aufgeführt werden neben den Grundgebühren für die Kontoführung der Dispozin, die Kosten für Kreditkarten oder für das Abheben von Bargeld. Auch die Zahl der Geldautomaten findet sich. Trotz allem ist die Darstellung übersichtlich geblieben. Das Angebot ist kostenlos, kein Nutzer muss sich registrieren und jede Abfrage bleibt anonym.
Mit dem Zahlungskontengesetz hat Deutschland eine Richtlinie der Europäischen Union umgesetzt, die unter anderem auch das Recht auf ein Basiskonto für jedermann regelt. Die EU erhofft sich vom leichteren Vergleich der Konditionen für ein Girokonto mehr Wettbewerb zwischen den einzelnen Geldinstituten. Denn damit ist es noch nicht weit her. Die Verbraucher in Deutschland wechseln ihre Hausbank selten. Bei der letzten Erhebung durch den Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentralen
Es wurde richtig gedacht und falsch gemacht. Bankkunden können jetzt leicht die Konditionen der Girokonten bei allen wichti- gen Instituten vergleichen. Das von der EU geforderte unabhängige Vergleichsportal hat seine Arbeit aufgenommen. Die Idee ist gut. Kaum jemand wechselt die Hausbank, obwohl sich dadurch oft einige Gebühren sparen lassen. Der Wechsel selbst funktioniert mittlerweile weitgehend reibungslos. Nun erhalten die Verbraucher auch schnell Vergleichswerte der Kosten und können auf dieser Basis
gaben ungefähr 70 Prozent der Befragten an, dass sie mit ihrer Hausbank zufrieden sind. Nur zwei Prozent hatten in den zwölf Monaten zuvor ihre Hausbank gewechselt.
Dabei hat die Bundesregierung den Wechsel schon 2016 erleichtert. Vom Bundesverbraucherministerium gibt es eine Hilfestellung dazu. Viele Banken bieten Neukunden zudem eine kostenlose automatisierte
Hilfe beim Wechsel an und informieren beispielsweise die Geschäftspartner der Kunden, die Daueraufträge einziehen. So bleibt dem Verbraucher die umständliche Information über die Änderung seiner finanziellen Verbindungen erspart.
Das zertifizierte Vergleichsangebot von Check24 ist zur Neutralität verpflichtet. Das Portal verdient daran auch nichts. Allerdings wirbt das Unternehmen auf der Webseite für einen zweiten Vergleich der Girokonten, der Check24 Provisionen einbringen kann. Klicken Verbraucher den Button an, landen sie bei einem umfassenderen Vergleich von Konditionen für das Girokonto. Auch eine Bewertung der Bank findet sich dort und der Bankwechsel kann sofort eingeleitet werden. Für jeden Neukunden erhält das Portal dann eine Provision der Bank. Ob die Auswahl der hier gelisteten Institute neutral ist, lässt sich nicht prüfen.
Stephanie Heise, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale NRW sieht diese Verquickung kritisch. „Die zertifizierte Seite erweckt den Eindruck, als hätte Check24 insgesamt ein Gütesiegel erhalten“, befürchtet sie. Vielen Verbrauchern sei nicht klar, dass die offizielle Seite von Provisionen lebe.