„Corona-Disziplin“auf dem Bau sinkt im Kreis Lindau
IG Bau: Mehr Verstöße gegen Abstands- und Hygiene-Regeln – Oft kein Händewaschen, keine Masken, kein Abstand
(lz) - Die „CoronaDisziplin“auf dem Bau sinkt: Auf immer mehr Baustellen im Landkreis Lindau wird gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). „Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, sagt der Vorsitzende der IG Bau Schwaben, Michael Jäger.
Immer häufiger werde wieder „im alten Trott“gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach aus, so die IG Bau. Bei ihren Baustellen-Visiten stoße die Gewerkschaft auf „grobe CoronaSünden“: „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte
in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Jäger.
Corona-Schutz auf dem Bau koste – wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch – Geld. Das seien allerdings notwendige Kosten, die die Bauunternehmen im Kreis Lindau nicht scheuen dürften, fordert die IG Bau Schwaben: „In der Corona-Pandemie zeigen Baubeschäftigte volle Leistung. Dafür haben sie auch vollen Gesundheitsschutz verdient.“
Der IG-Bau-Bezirksvorsitzende Jäger appelliert an die Baubeschäftigten im Kreis Lindau, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den To-dos auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte notfalls selbstbewusst einfordern“, macht Jäger deutlich.
Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die halbe Wahrheit, so der IG-Bau-Bezirksvorsitzende. Spätestens beim Innenausbau und beim Sanieren sehe das schon ganz anders aus. Zudem lauere bei gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr. Ebenso auf dem Weg zur Baustelle im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber Einzelfahrten möglich machen – und den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, fordert Jäger. An- und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der Regel nicht entschädigt. „Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück“, kritisiert der IGBau-Bezirksvorsitzende.
Trotzdem hätten die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe zur Wegezeit kein Angebot auf den Tisch gelegt. „Auch in puncto Lohn und Gehalt kam nichts von den Arbeitgebern“, so Jäger.
Die IG Bau werde die Wegezeit in der bevorstehenden Schlichtung wieder auf den Verhandlungstisch packen. Dies werde vermutlich in der letzten Augustwoche (voraussichtlich am 26. August) der Fall sein. Im Fokus der Verhandlungen steht dann auch die Lohnforderung der IG Bau: ein Plus von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Euro pro Monat mehr für die Baubeschäftigten. Darüber hinaus sollen Azubis aller Ausbildungsjahre 100 Euro zusätzlich im Monat erhalten.