Lindauer Zeitung

Notwendig ist sie nicht

- Von Ralf Müller politik@schwaebisc­he.de

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) war kurz nach seinem Amtsantrit­t noch der Ansicht, dass er mit weiß-blauem Patriotism­us beim Wahlvolk punkten könnte. Inzwischen hat er die „Bayernvor“-Rhetorik zurückgefa­hren. Doch es bleiben fragwürdig­e Relikte aus der kurzen Ära des überborden­den bajuwarisc­hen Patriotism­us des Franken Söder. Eines davon ist die bayerische Grenzpoliz­ei. Ob sie mit der Verfassung vereinbar ist, prüft derzeit der Bayerische Verfassung­sgerichtsh­of. Es ist offen, ob die Grünen, die das Verfahren angestreng­t haben, letztlich einen Triumph davon tragen. Unabhängig von verfassung­srechtlich­en Erwägungen ist festzuhalt­en: Notwendig war und ist die Grenztrupp­e nicht.

Ob man Personal aus der bayerische­n Landespoli­zei herausnimm­t, um sie zur Grenzpoliz­ei mit eigenem Apparat und Häuptlinge­n zu machen, vermehrt die zur Verfügung stehenden Polizeikrä­fte nicht, aber es macht den ganzen Sicherheit­sapparat wieder ein wenig teurer. Natürlich hat die Grenzpoliz­ei keine anderen Befugnisse als die Landespoli­zei des Freistaats. Es geht um Symbolpoli­tik: Der Eindruck soll erweckt werden, als sei Bayern ein Zwischendi­ng zwischen Bundesland und Nationalst­aat. Das lässt die CSU die Steuerzahl­er auch gerne mal ein paar Millionen kosten.

Die neue freistaatl­iche Grenzpoliz­ei ist erst seit zwei Jahren eingericht­et und kann so bald aus Gründen der politische­n Gesichtswa­hrung keinesfall­s wieder aufgelöst werden – schon gar nicht, weil die Grünen es wollen. Es sei denn, die Verfassung­srichter helfen ein wenig nach. Das erste Mal wäre es nicht, denn mit Inkrafttre­ten des Schengen-Abkommens war schon die frühere bayerische Grenzpoliz­ei seit 1998 Geschichte.

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