Ehrlich-Institut hofft auf Jahreswechsel
(dpa) - Das für die Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zeigt sich mit Blick auf die Suche nach einem Corona-Impfstoff weiter zuversichtlich. „Ich gehe derzeit davon aus, dass es Ende 2020 und Anfang nächsten Jahres Zulassungen geben wird, vorausgesetzt, die Phase-III-Prüfungsdaten sind positiv“, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In Phase-III-Studien wird überprüft, ob ein Impfstoff tatsächlich vor einer Infektion schützt. Erfreulich, so Cichutek, sei insbesondere, „dass unterschiedliche Impfstoffkandidaten eine Immunantwort beim Menschen gegen das Sars-Coronavirus 2 hervorrufen“. Zudem sei dies mit Dosierungen gelungen, „die sich als verträglich erweisen“. Zugleich dämpfte Cichutek allerdings Hoffnungen, die geltenden Abstandsund Hygieneregeln würden nach Zulassung der ersten Impfstoffe sofort überflüssig. „Dass größere Teile der Bevölkerung durchgeimpft und dann auch geschützt sind (...), da würde ich eher sagen: ,Hoffentlich schaffen wir das im nächsten Jahr.‘“
(dpa) - Er ist gelb und dick. Wie man ihn kennt. Doch auf den knapp 1300 Seiten zwischen den zwei Buchdeckeln hat sich einiges getan: Nach der Auflage von 2017 erscheint an diesem Mittwoch ein neuer Rechtschreibduden. Trotz der Einflüsse durch die Krise sei es wirklich kein „Corona-Duden“geworden, sagte Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum. Auch bei anderen Themen – wie zum Beispiel Klima/Umwelt, Technik und Geschlechtergerechtigkeit – habe es Entwicklungen gegeben, die nun berücksichtigt seien.
3000 neue Stichwörter sind nach Verlagsangaben in der 28. Auflage enthalten, 148 000 sind es – auf exakt 1296 Seiten – jetzt insgesamt. Es sei der umfangreichste Duden, den es je gab. Zu den Neuaufnahmen zählen Wörter, die noch vor einem Jahr Rätsel aufgegeben hätten: Covid-19, Reproduktionszahl und Lockdown zum Beispiel. Auch Einträge zu Ansteckungskette, Intensivbett und Atemschutzmaske können Interessierte laut Kathrin Kunkel-Razum nachschlagen. „Coronavirus stand sowieso schon drin“, sagt sie. Nach dem Sars-Ausbruch 2002/03 sei das Wort wohl aufgenommen worden. Auch Corona sei schon enthalten gewesen, aber mit anderer Bedeutung. Schlägt man es im neuen Duden nach, finden sich zwei Erklärungen: Corona als weiblicher Vorname und „ugs. für Coronavirus[erkrankung]“.
Ein Auszug aus der Liste der Neuaufnahmen kommt einem Schnelldurchlauf durch Debatten und Trends der vergangenen Jahre gleich: Alltagsrassismus, bienenfreundlich, Chiasamen, Dieselaffäre, Erklärvideo, Fridays for Future. Weiter geht es mit: Gendersternchen, Hatespeech, Influencer, Klimanotstand, Ladesäule, Masernimpfung, Netflixserie, oldschool. Und mit: pestizidfrei, rechtsterroristisch, Shishabar, transgender, Uploadfilter, Videobeweis, Whatsapp-Gruppe und: Zwinkersmiley.
Zum ersten Mal finden Nutzer im Duden Hinweise zum gendergerechten Sprachgebrauch. Ein Thema, für das es bisher keine Norm gibt. Kathrin Kunkel-Razum ist auf die Reaktionen zu den neuen drei Seiten gespannt – wohl wissend, dass sie für Diskussionen sorgen können. „Wir legen Wert darauf zu sagen, dass das keine Regel ist, die wir verordnen“, betont sie. Das dürfe die Redaktion nicht und wolle sie auch nicht, aber sie erhalte eben sehr viele Anfragen zu dem Thema. Kathrin Kunkel-Razum sagt, die Redaktion habe sich bemüht, die Probleme und die derzeit vorhandenen Lösungsvarianten zu beschreiben. Im Duden steht nun zum Beispiel über den umstrittenen Genderstern: Es sei zu beobachten, dass sich diese Variante in der Schreibpraxis „immer mehr durchsetzt“. Zu finden sei sie besonders in Kontexten, in denen Geschlecht nicht mehr nur als weiblich oder männlich verstanden werde und die Möglichkeit weiterer Kategorien angezeigt werden solle. Als Beispiel hierfür wird genannt: „Schüler*innen“.
Bei den Neuzugängen richtet sich die Redaktion unter anderem nach der Häufigkeit des Wort-Vorkommens, sie legt aber etwa auch Wert auf vorhandene Rechtschreibtücken. Mithilfe von Computern werden große Mengen verschiedener Texte auf Neuheiten durchsucht. Aus einer Liste von etwa 15 000 Wörtern erfolgt die Auswahl. Dabei sei viel „Schrott“, der aussortiert werde, erzählt Kathrin Kunkel-Razum. Namen von Fußballern etwa, die in Zeitungen vorkommen, interessierten nicht.
Wahrscheinlich werde angesichts der Neuauflage wieder über den Zustand des Deutschen gesprochen, vermutet Kristian Berg, Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Bonn. Manche Menschen ärgerten sich zum Beispiel über Begriffe aus dem Englischen. Kristian Berg betont: Wenn nun beklagt werden sollte, dass Influencer und hypen im Duden stehen, dann liege das daran, dass sie systematisch im Deutschen verwendet werden. „Dem Duden das anzulasten ist so, als würde man dem Wetterbericht das Wetter vorwerfen.“
Der Hochschullehrer hat aber auch einen Kritikpunkt: In einem Rechtschreibwörterbuch sollten vor allem solche Wörter enthalten sein, die in irgendeiner Form schwer zu schreiben sind. Bei einigen Neuaufnahmen sei das sicher so, etwa bei Dystopie. Andere hingegen seien orthografisch einfach: „Wie sonst sollte man denn Intensivbett oder Geisterspiel
anders schreiben?“Hier dränge sich der Verdacht auf, dass der ursprüngliche Zweck dem Verkaufsargument