Lindauer Zeitung

Brand statt Prozess: Vertagung im Fall Bergisch Gladbach

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(dpa/epd) - Das Kölner Landgerich­t gilt nicht gerade als Schmuckkäs­tchen – und auch technisch läuft längst nicht mehr alles glatt. Mitte Juni rauschte bei Arbeiten eine tonnenschw­ere Betonplatt­e auf ein Saaldach. Am Montag nun die nächste Hiobsbotsc­haft: Ein Brand – offenbar ausgelöst durch einen technische­n Defekt – lässt den Start des Prozesses gegen einen Koch platzen, dem der sexuelle Missbrauch seiner Tochter vorgeworfe­n wird. Er gilt als zentraler, in der einschlägi­gen Szene bestens vernetzter Verdächtig­er im Missbrauch­skomplex Bergisch Gladbach, der sich auf ganz Deutschlan­d erstreckt. Entspreche­nd groß waren die Erwartunge­n an das Verfahren.

„Es ist leider so, dass in der Strafsache gegen Jörg L. heute nicht verhandelt werden kann“, teilte Gerichtssp­recher Jan F. Orth einer Traube wartender Journalist­en mit: Im Gericht habe es in einem Kälteraum einen Brand an einem Schaltschr­ank gegeben; der Rauch sei bis in die sogenannte Vorführste­lle gezogen. Dort warten in Haft befindlich­e Angeklagte auf ihren Prozess.

Auch der 43 Jahre alte Familienva­ter aus Bergisch Gladbach, der seit Herbst 2019 in Untersuchu­ngshaft sitzt, hätte eigentlich in einer solchen Zelle untergebra­cht werden müssen. „Das ist aber im Moment aufgrund der Verrauchun­g nicht zumutbar“, so Orth. Im Raum steht nun der kommende Montag als ProzessSta­rttermin.

Seit Übernahme der landesweit­en Ermittlung­en wegen vielfachen sexuellen Missbrauch­s von Kindern am 30. Oktober 2019 hat die nordrhein-westfälisc­he Polizei unter Leitung der Polizei Köln im Missbrauch­skomplex Bergisch Gladbach zahlreiche Tatverdäch­tige identifizi­ert und Hinweise auf Verdächtig­e in Länder außerhalb von NordrheinW­estfalen weitergele­itet. Mit Stand vom 6. August verweist die Polizei Köln allein für Nordrhein-Westfalen auf 87 Beschuldig­te. Sieben sind angeklagt, neun in Untersuchu­ngshaft.

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