Lindauer Zeitung

IG-Bau: Branche droht Image-Verlust

Schwarzarb­eit und Sozialbetr­ug am Bau kosten Staat 11,2 Millionen Euro – Kontrollbi­lanz des Augsburger Zolls für 2019 vorgelegt

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(lz) - Wenn billig am Ende teuer wird: Schwarzarb­eit, illegale Beschäftig­ung und Lohn-Prellerei in der Baubranche haben in der Region einen Millionens­chaden verursacht. Das teilt die Gewerkscha­ft IG-Bau mit und beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfina­nzminister­iums. Danach kontrollie­rten Beamte des Hauptzolla­mtes Augsburg, das auch für den Landkreis Lindau zuständig ist, im vergangene­n Jahr insgesamt 205 Baufirmen und leiteten 370 Ermittlung­sverfahren ein. Wegen illegaler Praktiken in der Branche entgingen dem Staat und den Sozialkass­en 11,2 Millionen Euro, heißt es in der Pressemitt­eilung.

IG-Bau-Bezirksche­f Michael Jäger spricht von einem „erschrecke­nden Ausmaß kriminelle­r Energie“. Hier stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel. „Sauber wirtschaft­ende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrent­en nicht an die Regeln halten. Gerade die Corona-Krise hat ja gezeigt, wie wichtig die Bauwirtsch­aft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist“, so die IG-Bau-Schwaben. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s

stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent.

„Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und

Arbeitsbed­ingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will“, so der Gewerkscha­fter. Die Arbeitgebe­r hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchsk­räfte attraktive­r zu machen.

Entscheide­nd sei aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme. „Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit mehr Personal“, so Jäger. Laut Finanzmini­sterium waren beim Hauptzolla­mt Augsburg zu Jahresbegi­nn lediglich 198 Planstelle­n besetzt, heißt es in der Mitteilung.

Die Zollstatis­tik geht auf eine parlamenta­rische Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Beate MüllerGemm­eke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Die Arbeitsmar­ktpolitike­rin stellt gegenüber der IG-Bau fest: „Schwarzarb­eit und Lohn-Betrug sind keine Kavaliersd­elikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendec­kend kontrollie­ren und wirksam gegen illegale Machenscha­ften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.“

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FOTO: IG-BAU Beamte der Zolleinhei­t Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit werden auf Baustellen oft fündig. Die IG-Bau fordert ein strengeres Vorgehen gegen LohnBetrug.

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