B 31: Keine Spur von einer weiteren Spur
Planungen für einen Ausbau der Bundesstraße zwischen Kressbronn und Lindau liegen auf Eis
- Zwei schwere Unfälle an nur einem Tag: Vergangene Woche sind auf der B 31 bei Kressbronn vier Menschen leicht und vier schwer verletzt worden. Dazukam, dass wegen der Aufräumarbeiten in beiden Richtungen stundenlang gar nichts mehr ging. Auch auf den Ausweichstraßen staute sich der Verkehr. Prompt wurden einmal mehr Forderungen nach einem Ausbau der Strecke bis nach Lindau laut. Die Planungen dafür liegen allerdings auf Eis – in Baden-Württemberg ebenso wie in Bayern.
Was eine Erweiterung um eine beziehungsweise zwei Spuren angeht, dazu teilt Ellen Siegel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen, mit: „Ein zweibahniger (vierstreifiger) Ausbau ist im
Bundesbedarfsplan auf baden-württembergischer Seite nicht vorgesehen. Das heißt, wir können hier auch nicht zweibahning planen.“Zu einer dritten Spur in Teilbereichen gebe es eine ältere Machbarkeitsstudie. Erste technische Vorentwürfe seien in den 2010er-Jahren erstellt worden. Dabei habe sich schnell gezeigt, „dass die Landschaftsplanung und der Grunderwerb hier maßgebende, aber äußerst schwierig zu erfüllende Größen sind“.
Die Chancen für einen zeitnahen Ausbau des baden-württembergischen Abschnitts stehen aber nicht nur deshalb schlecht: „In der Region Bodensee-Oberschwaben sind sieben Großprojekte des vordringlichen Bedarfs im Zuge der B 31 und B 30 verankert und vordringlich zu planen. Unser Fokus ist aktuell auf die Realisierung dieser Projekte gerichtet“, stellt Ellen Siegel klar. Und auch die bayerischen Planer sind derzeit anderweitig beschäftigt. Wie Werner Schmid vom Staatlichen Bauamt in Kempten berichtet, bindet der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße 12 zwischen Kempten und Buchloe zum Allgäuschnellweg sämtliche Kapazitäten in seinem Haus. Eine vierspurige Erweiterung der B 31 zwischen Lindau bis zur bayerischen Landesgrenze, auf der täglich im Durchschnitt 21 000 Fahrzeuge unterwegs seien, hat es zwar in den aktuell gültigen Bundesverkehrswegeplan 2030 geschafft. Das Projekt ist zunächst jedoch nicht als vordringlicher, sondern nur als weiterer Bedarf mit Planungsrecht eingeordnet. Das bedeutet Werner Schmid zufolge in etwa: „Wenn Ihr wollt, könnt Ihr gerne schon einmal planen. Wegen der Finanzierung schauen wir dann mal.“Ein weiterer Unsicherheitsfaktor, den auch der Leiter der Gebietsabteilung Landkreis Lindau ausmacht: Der Grunderwerb dürfte angesichts der angrenzenden Obstplantagen schwierig werden.
Klar scheint dagegen: Eine teilweise Erweiterung um eine dritte Spur hat sich für Bayern offenbar erledigt. Der Grund: „Der Bedarf für vier Streifen ist erkannt und im Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt“, führt Werner Schmid aus. Und nicht nur das: Eine Planung ohne Baden-Württemberg, sprich: ein vierspuriger Ausbau der B 31 bis zur Landesgrenze nach Nonnenhorn, der in eine zweispurige Bundesstraße auf baden-württembergischer Seite mündet, mache wenig Sinn.
Doch der Austausch zwischen den Bundesländern ist vorerst beendet: „In der Vergangenheit gab es Gespräche mit der bayerischen Seite. Da aber derzeit auf baden-württembergischer Seite keine Planungsaktivitäten stattfinden, sind weitere Gespräche aktuell nicht angedacht“, erklärt Ellen Siegel vom RP in Tübingen.
Was Naturschützer und Kressbronns Bürgermeister nicht stören sollte. Die Kritikpunkte: Durch einen Ausbau würde die Landwirtschaft Flächen verlieren. Zudem nehme neben der Lärmbelastung der Anwohner die Hochwasserproblematik zu, die im Verlust von Versickerungsflächen begründet sei. Daniel Enzenspergers Statement: „Uns nützt der Ausbau nichts.“Der Rathauschef sieht vielmehr Bayern in der Pflicht, erneut über nicht vorhandene Abfahrten nachzudenken, damit der Verkehr nicht durch seinen Ort rollt.