Exotische Plagegeister machen sich vermehrt im Allgäu breit
Das Gesundheitsamt Oberallgäu rechnet mit einer Zunahme tropischer Mückenarten – Die Ursache dafür sind Klimawandel und Globalisierung
- Wassermangel, ausgetrocknete Bäume und Böden sowie Menschen, die unter Hitze leiden: Der Klimawandel hinterlässt auch in der Region immer mehr Spuren. Wegen der Erderwärmung und Globalisierung droht allerdings Einheimischen und Gästen eine weitere Gefahr: Insektenarten aus den Tropen, die sich auch hier verbreiten und exotische Erreger mit sich bringen können.
Wie die Asiatische Tigermücke, deren Erreger laut Ludwig Walters, stellvertretender Leiter des Oberallgäuer Gesundheitsamts, das Dengue-Fieber auslöst. Diese Virus-Infektion kann bei schwerem Verlauf tödlich sein. Wissenschaftler beobachteten auf dem Kontinent „eine massive Zunahme dieser Mückenart von Süd nach Nord“. Sie verbreite sich vor allem entlang der Verkehrswege, wie an der Autobahn 7.
Die Asiatische Tigermücke könne zudem das Chikungunya-Virus in sich tragen, das das gleichnamige Fieber und Gelenkbeschwerden auslöst, erklärt Walters. Früher war diese tückische Krankheit vor allem in Afrika und Asien verbreitet.
Inzwischen gibt es bereits Fälle in Europa wie 2007 in Ravenna (Italien): Im Sommer 2007 waren bei dem regionalen Ausbruch 197 Fälle gemeldet worden. Walters: „Wir erwarten so etwas auch irgendwann im Allgäu.“
Auch die Asiatische Buschmücke wurde bereits im Oberallgäu gesichtet: Ihr Stich kann das West-Nil-Virus übertragen – das dadurch ausgelöste Fieber kann in seltenen Fällen zu einer Gehirnentzündung führen.
Diese Mücken hatten Inge Gülcher und ihre Tochter Sabine im Sommer 2017 in ihrem Garten in Sonthofen gestochen. Beide Frauen hatten Stiche am Körper, die massiv juckten, anschwollen und die man sogar nach Monaten noch sah. Während die Mutter beinahe eine Blutvergiftung
bekommen hatte, litt die Tochter an einer rätselhaften fiebrigen Erkrankung. Die Gülchers fingen daraufhin ein Exemplar in ihrem Garten und schickten es an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Brandenburg. Die Experten untersuchten das Insekt und bestätigten: Das war eine Asiatische Buschmücke.
Aber wie schützt man sich vor solchen tropischen Mücken? „Meistens sind deren Erreger Viren“, sagt Walters. Dagegen gebe es kaum Impfstoffe. Die meisten Krankheiten, die die Viren auslösen, seien aber behandelbar. Im Vorfeld zur Vorbeugung könnten lediglich etwa Mückennetze helfen. Generell rechnet das Gesundheitsamt mit immer mehr Nachweisen dieser Mücken im Allgäu: „Diese Arten werden zunehmend heimisch.“
Für viel Unruhe sorgen in diesem Sommer aber auch viele heimische Stechmücken – vor allem an Gewässern, an denen starke Niederschläge die Pegelstände steigen lassen. Aber können einheimische in gleichem Maße wie eingewanderte Mücken Krankheitserreger übertragen? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum. Die Biologin nutzt das relativ hohe Mückenaufkommen in Deutschland für ihre Forschungsarbeit. Weitere Studien dazu würden am Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald, durchgeführt. Aber können Mückenstiche das neuartige Coronavirus übertragen? „Nein“, beruft sich Landratsamts-Sprecherin Brigitte Klöpf auf eine Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Weder die gemeine Stechmücke noch die Tigermücke könne das. Dafür gebe es bisher keine Beweise. Das Corona-Virus gehe auf die Atemwege und verbreite sich hauptsächlich durch Tröpfchen – wenn ein Infizierter „hustet, niest oder durch Speicheltröpfchen oder Nasensekret.“