Wenig Abstand bei hitzigem Hitzederby
Jakob Sude aus Friedrichshafen war einer von fünf Deutschen beim Duell in Vorarlberg
- Die rund 200 Zuschauer in Dornbirn suchten Bäume, Schirme oder das Dach des Vereinsgebäudes auf, die Spieler der Tennisclubs aus Dornbirn und Altenstadt droschen sich die Bälle bei rund 30 Grad stundenlang um die Ohren. Die topgesetzten Spieler der beiden Vorarlberger Bundesligisten sind zwei Deutsche – und kennen sich bestens. Das bessere Ende hatte dieses Mal Christoph Negritu für sich, der Dornbirns Nummer 1 Dominik Böhler niederrang. Auch Jakob Sude aus Friedrichshafen verlieh dem Vorarlberg-Derby eine deutsche Note. Besonders zum Ende hin wurde deutlich, wie schwer es ist, bei hitzigen Derbys den Abstand zu wahren.
Vor allem in der Endphase, als es im dritten Doppel darum ging, welches Team als Derbysieger vom Platz gehen wird, wurden jegliche Corona-Regeln über Bord geworfen. „Ich habe niemanden gesehen, der eine Maske trägt“, sagte Oberschiedsrichterin Doris Feninger. „Am Eingang mahnt ein großes Schild, dass Abstand gewahrt werden solle. Aber hier meint wohl jeder, er könne sich nicht mehr anstecken“, sagte Feninger und fügte hinzu: „Aber ich bin nicht die Polizei der Tennisanlage.“
Die Vereine und die Spieler freuen sich, dass sie in Österreich überhaupt wieder vor Zuschauern – und um Geld – spielen können. Jakob Sude ist froh, dass Österreich in der Corona-Krise „so schnell reagiert hat und wir nur anderthalb Monate aussetzen mussten. Währenddessen haben wir virtuell gearbeitet und Fitness-Online-Sessions absolviert, die gut angenommen wurden.“Für den 29-Jährigen sei es lediglich ein Taschengeld gewesen. „Seit wir wieder spielen, ist es ein besseres Taschengeld. Aber mein Job ist ja der Trainerjob, ich stehe sieben Stunden auf dem Platz“, sagte Sude. Der Sohn der Volleyball-Legende Burkhard Sude ist seit einem Jahr Trainer im Dornbirner Tennis Campus und betreut den Vorarlberger U18- bis U14-Nachwuchs. In den drei Vorarlberger Vereinen (Dornbirn, Altenstadt, ESV Feldkirch) ist Jakob Sude seit sechs Jahren aktiv, im vergangenen Jahr hat er seine Profilaufbahn beendet.
Im Einzel gewann Sude für Dornbirn gegen Altenbergs Patrick Prader mit 6:4, 6:3, das Doppel verlor der Friedrichshafener mit Gabriel Pfanner gegen Negritu/Ruckelshausen (4:6, 4:6). Der TC Dornbirn verlor das Derby mit 4:5 – schon am ersten
Spieltag der österreichischen Liga hatte der TCD beim Wiener Athletiksport Club mit 4:5 verloren. Sude kennt seine Dornbirner Teamkollegen Böhler, Pfanner und Linus Erhart übrigens sehr gut – alle spielen auch für den TC Bad Schussenried. Mit den Oberschwaben gewann Sude in der Wettspielrunde des Württembergischen Tennis-Bunds alle drei Partien in der Württembergliga. Am Samstag geht es für Bad Schussenried gegen den TC Bergen-Enkheim aus Frankfurt um den Aufstieg in die Regionalliga. Auch in Deutschland kann sich Sude also ein bisschen „Taschengeld“dazuverdienen.
Doch zurück nach Dornbirn: Einer hatte es in der Hitze besonders schwer. „Für einen Asthmatiker wie mich ist es bei 30 Grad fast nicht auszuhalten“, sagte Böhler, nachdem er mit Erhart das Doppel gewonnen hatte. Der 24-Jährige hatte sich nach der Niederlage im Einzel gegen Negritu übergeben müssen. Im Doppel biss er sich dennoch durch. Wegen seiner Asthmaerkrankung war die ehemalige Nummer 460 der Weltrangliste ein halbes Jahr raus. Derzeit ist er auf Position 700 gelistet. Die letzte (Corona-)Zeit sei zäh gewesen, „nur wenn man es sich schön redet, waren auch ein paar positive Dinge dabei. Du konntest neue Motivation tanken, nachdem man doch full-time unterwegs war“, meinte Böhler.
Dass es „tough“werden würde, dessen war sich auch Negritu bewusst. „Aber ich habe bei diesen Bedingungen schon oft gespielt, auf der ganzen Welt. Da heißt es viel trinken und nicht viel essen“, sagte der 26Jährige aus Rutesheim bei Leonberg. Negritu, der in Deutschland für den TEC Waldau zum Schläger greift und 2018 in der Weltrangliste noch höher als Böhler stand (379), hatte im Februar noch zwei Turniere gespielt, ehe auch die Tore des württembergischen Verbands geschlossen wurden. „Ich bin froh, dass mich meine Eltern derzeit so unterstützen“, meinte der 26-Jährige. Reich wird man eben weder auf der Future-Tour noch in der 1. österreichischen Liga.
Unter den 200 Zuschauern des hitzigen Hitzederbys war auch der derzeit bekannteste Vorarlberger Tennisspieler: der Feldkircher Philipp Oswald. Der 34-Jährige, der einst für den TC Ravensburg in der 2. Bundesliga spielte, will am 20. August zu den US Open aufbrechen und dort in seiner Spezialdisziplin Doppel (aktuell Weltranglisten-40.) mit dem Neuseeländer Marcus Daniell antreten. Sofern die US Open überhaupt stattfinden.