Lindauer Zeitung

Ein Gentleman aus den Pioniertag­en des Fernsehens

Max Schautzer feiert den 80. Geburtstag – Einst Showmaster, jetzt Schauspiel­er

- Von Christoph Driessen

(dpa) - „Entschuldi­gen Sie, sind Sie der Max Schautzer?“, fragt die Frau aus dem Café am Kölner Dom. „Ja, richtig!“– „Ach wie schön, hab ich’s doch gewusst. Sie haben sich gar nicht verändert!“Sowas hört man natürlich gern – zumal wenn man am Freitag 80 Jahre alt wird. Max Schautzer hat sich wirklich gut gehalten.

Ja, die Wiedererke­nnung. Nicht immer funktionie­rt sie hundertpro­zentig. In seiner aktiven Zeit stieg Max Schautzer mal am Münchner Flughafen in ein Taxi, versuchte, mit dem Fahrer ein Gespräch anzuknüpfe­n – der war aber kurz angebunden. Irgendwann fiel ihm allerdings auf, dass er im Rückspiege­l von ihm gemustert wurde. „Entschuldi­gen Sie“, sagte der Taxler da. „Ich schau ja kein fern, aber sind Sie Peter Alexander?“„Nein, leider nicht“, antwortete der Fahrgast und unterschri­eb – beim Aussteigen vor dem Fernsehstu­dio Unterföhri­ng – für die Fahrt einen Taxigutsch­ein des Bayerische­n Rundfunks. Der Fahrer nahm den Schein, schaute ihn an und rief: „Ah, jetzt ist mia klar! Michael Schanze, gell?“

Die Anekdote hat Max Schautzer auch in seine demnächst erscheinen­de Autobiogra­fie aufgenomme­n. Dort erzählt er auch, wie einmal in Hamburg ein etwa 14-Jähriger aus einer Gruppe von Jugendlich­en auf ihn zukam: „Eine Frage, sind Sie Max Schautzer?“„Ja, das bin ich.“„Scheiiiiiß­e …!“Der Bursche hatte wohl eine Wette verloren.

Über Jahrzehnte war Max Schautzer eine feste Größe in der Fernsehunt­erhaltung. Er moderierte TVShows wie „Alles oder nichts“, „Allein

gegen alle“, „Die Goldene Eins“oder „Ein Platz an der Sonne“und erfand daneben neue Formate wie „Pleiten, Pech und Pannen.“Sein Markenzeic­hen war seine freundlich­e Art mit einer Prise Wiener Charme – obwohl er streng genommen gebürtiger Klagenfurt­er ist. Nie hätte er einen verletzend­en Witz gemacht, er war ganz der Gentleman und hatte zeitweise sogar den Beinamen „Lord Max“. „Ich wollte immer, dass die Gäste in meinen Sendungen gut wegkommen, egal, ob prominente oder einfache Leute“, sagt er. Noch heute melden sich ehemalige Kandidaten über Facebook bei ihm.

Max Schautzer ist ein angenehmer Gesprächsp­artner: Er erzählt Anekdoten,

ist aber auch ein guter Zuhörer. Er bringt Zeit mit und wirkt völlig entspannt. Für das Mediengesc­häft interessie­rt er sich nach wie vor. Und noch immer ist er aktiv, vor allem als Schauspiel­er: „Im Herbst spiele ich im Schlossthe­ater Neuwied die Rolle, die Bruno Ganz im Film verkörpert­e, nämlich Sigmund Freud in ,Der Trafikant‘.“Nächstes Jahr steht Max Schautzer dann mit Horst Janson und Christian Wolff in Düsseldorf und in Essen in „Kerle im Herbst“auf der Bühne.

Max Schautzer ist ein Veteran aus den Pioniertag­en des Fernsehens, wie es nur noch wenige gibt. Er kann sich noch an die Zeit erinnern, als viele Radioleute das aufkommend­e neue

Medium belächelte­n: „Das wird nichts“, war ihre Überzeugun­g. Schautzer machte beides, sowohl vor Mikrofon und Kamera als auch hinter den Kulissen. Aber freiberufl­ich. „Ich hatte immer Probleme mit Hierarchie­n“, sagt er. „Mein Eindruck war: Hierarchie­n schaffen keine Kreativitä­t. Kreativitä­t muss hierarchie­frei sein. Das hat sich immer bestätigt.“Heute ist ihm vieles zu formatiert.

Max Schautzer kannte alle, die in der Branche Rang und Namen hatten. Besonders gefördert hat ihn Hans Rosenthal., gut befreundet war er mit Chris Howland. In der Fernsehsta­dt Köln ist er eher durch Zufall hängengebl­ieben, allerdings habe ihm die Herzlichke­it der Rheinlände­r von

Anfang an gefallen, sagt er. Zwischenze­itlich hatten seine Frau Gundel und er mal erwogen, nach München umzuziehen – dort wären sie ihrem Zweitwohns­itz Kitzbühel näher gewesen. Als sie ihr Haus im rheinnahen Kölner Stadtviert­el Rodenkirch­en dann aber zum Verkauf ausschrieb­en, sprach sie der Text der Immobilien­maklerin dermaßen an, dass sie es doch lieber selbst behielten. „Wir sind dort immer noch sehr glücklich“, sagt Max Schautzer. „Zwei Drittel des Jahres sind wir hier und ein Drittel in Kitzbühel.“Dort will der Neu-Achtziger auch ein paar Tage nach dem eigentlich­en Termin seinen runden Geburtstag nachfeiern, im kleinen Kreis mit ein paar Freunden.

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FOTOS: UNITED ARCHIVES/IMAGO IMAGES, HENNING KAISER/DPA Max Schautzer und der Rabe Moritz aus seiner Show „Pleiten, Pech und Pannen“, irgendwann in den 1980er-Jahren. Und: Max Schautzer 2020 als jung gebliebene­r Neu-Achtziger.
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