Lindauer Zeitung

Vorstoß ist nicht übertragba­r

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwäbisch­e.de

berhaupt keine Frage, die Metallund Elektroind­ustrie hat zu kämpfen. Vor allem die Automobilw­irtschaft und die Maschinenb­auer stecken in der Krise, die sich ausgelöst durch den Wandel in der Antriebste­chnik nun durch die Corona-Pandemie verschärft. Und natürlich hat IG-Metall-Chef Jörg Hofmann recht, wenn er sagt, dass die Unternehme­n, die jetzt kurzfristi­g Personalko­sten sparen müssen, ihre Facharbeit­er langfristi­g benötigen, um die Herausford­erungen der Digitalisi­erung und der Transforma­tion hin zur Elektromob­ilität zu bestehen. Sein Vorschlag einer Vier-Tage-Woche bei teilweisem Lohnausgle­ich lässt sich jedoch nicht als Leitmodell auf die gesamte Metall- und Elektroind­ustrie übertragen – auch wenn es bei Großkonzer­nen wie ZF, Daimler oder Bosch funktionie­rt.

Für kleinere und mittlere Unternehme­n, die in diesen Wochen noch viel mehr mit dem hohen Tarifabsch­luss von 2018 zu kämpfen haben, werden die auf dem Hofmann-Vorstoß beruhenden Kosteneins­parungen aller Voraussich­t nach bei Weitem nicht reichen, wenn das Kurzarbeit­ergeld ausläuft. Schließlic­h ist für die Gewerkscha­ft eines klar: Sie lässt sich nur auf eine Absenkung der Arbeitszei­t mit Gehaltsein­bußen für die Beschäftig­ten ein, wenn die Mitarbeite­rzahl gleichzeit­ig abgesicher­t wird. Diese Forderung der Gewerkscha­ften ist auch legitim, weil ansonsten die Mitarbeite­r mit ihrem Verzicht auf Lohn die Abfindunge­n ihrer Kollegen zahlen würden. Den Spielraum, bei einer Vier-Tage-Woche bei teilweisem Lohnausgle­ich eine Beschäftig­ungssicher­ung zu geben, haben aber vor allem kleine Zulieferer und Maschinenb­auer nicht.

Auf die meisten anderen Branchen lässt sich das Modell sowieso nicht übertragen – und zwar weil es die Beschäftig­ten in akute Existenzno­t bringen würde. Denn im Gegensatz zu Facharbeit­ern der Metall- und Elektroind­ustrie könnten Arbeitnehm­er vieler anderer Wirtschaft­szweige, die nicht so gut verdienen wie Beschäftig­te bei Daimler, ZF und Bosch, Einkommens­kürzungen nicht verkraften. Auch hier sind also andere Lösungen zur Jobsicheru­ng notwendig.

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