Vier-Tage-Woche zur Rettung von Jobs?
IG-Metall-Chef macht Vorschlag, um Arbeitslosigkeit durch Corona zu verhindern – Südwestmetall kritisiert hart
- Wenn der IG Metall etwas fehle, dann sei es Fantasie, klagte der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg Südwestmetall am Sonntag über die Gewerkschaft. Südwestmetall bezog sich dabei auf den Vorschlag des Gewerkschaftschefs Jörg Hofmann in der kommenden Tarifrunde eine Vier-Tage-Woche als Option für Betriebe zu vereinbaren.
„Wir sind etwas enttäuscht, dass die IG Metall nicht mehr Fantasie entwickelt, als wieder eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnaufstockung zu fordern“, kritisierte ein Sprecher von Südwestmetall den Vorschlag. Man wünsche sich von der Gewerkschaft andere Vorschläge, wie sich die Beschäftigten an den Kosten beteiligen.
Hofmann hatte zuvor in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“gesagt, dass die Vier-TageWoche die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie wäre. Die Branche befindet sich bereits seit Längerem in einer konjunkturellen Krise ausgelöst durch den Wandel hin zur Elektromobilität, ist durch die Corona-Krise nun aber zusätzlich stark geschwächt. Zahlreiche Jobs sind in Gefahr. Mit einer Vier-Tage-Woche ließen sich diese Industriejobs jetzt halten, statt sie abzuschreiben, sagte Hofmann.
Er bezog sich dabei auf die Unternehmen Daimler, ZF und Bosch, die gerade kürzere Arbeitszeiten vereinbaren. Beim Autozulieferer ZF in Friedrichshafen am Bodensee beispielsweise hatten Vorstand, Betriebsrat und IG Metall den sogenannten „Tarifvertrag Transformation“erarbeitet. Kern der Vereinbarung ist das Versprechen von ZF, die Arbeitsplätze der 50 000 in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter bis Ende 2022 zu sichern und auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Dafür darf ZF im Gegenzug die personellen Kapazitäten durch eine Reduzierung der Arbeitszeit bis zu 20 Prozent, Altersteilzeit und Abfindungen anpassen. „Diese Vereinbarung kann beispielhaft sein für andere Unternehmen oder sogar für einen Flächentarifvertrag“, hatte Südwest-IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger anlässlich der Einigung gesagt. „Grundsätzlich könnte sie für alle Betriebe gelten, die von der Krise betroffen sind.“
Genau das sagte nun auch Hofmann: „Künftig sollte allen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie
Forderungen, wie die von IG-MetallChef Jörg Hofmann, nach einer deutlichen Verlängerung des Kurzarbeitergelds erhalten nun prominenten Zuspruch aus der Bundesregierung. „Ich will die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate verlängern“, sagte Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) (Foto: Ina Fassbender/AFP) der „Bild am Sonntag“. Die Corona-Krise werde in den nächsten Wochen ja nicht plötzlich verschwinden. „Unternehmen und Beschäftigte brauchen von der Regierung das klare Signal: Wir gehen mit euch den gesamten Weg
dieser Weg offenstehen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Im Gegenzug bräuchte es „einen gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können.“
Der Verband Südwestmetall ist da anderer Meinung: „Es verwundert uns sehr, dass es Zuschüsse zum Lohn braucht, weil sich die Facharbeiter aus durch die Krise, damit niemand auf der Strecke ohne Not entlassen wird.“
Die CoronaRezession führt in Deutschland zu einem nie gekannten Ausmaß von Kurzarbeit. So erhöhte sich die Zahl der Menschen in Kurzarbeit nach letzten offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Mai auf 6,7 (April: 6,1) Millionen. Der bisherige Spitzenwert vor der Corona-Krise stammt vom Mai der Metall- und Elektrobranche das sonst nicht leisten können“, sagte der Sprecher der „Schwäbischen Zeitung“. Mit 80 Prozent vom Lohn würden diese Facharbeiter doch mehr als die allermeisten Beschäftigten anderer Branchen verdienen.
Als die Gewerkschaft im Jahr 2018 die Möglichkeit für Beschäftigte durchgesetzt hatte, die Arbeitszeit 2009, als in der Rezession wegen der globalen Finanzkrise 1,44 Millionen Menschen in Kurzarbeit waren. Das Instrument Kurzarbeit gilt als einer der entscheidenden Stabilisatoren für den Arbeitsmarkt in einer ökonomischen Krisensituation. Sie verhindert Massenentlassungen auf breiter Front und hilft Unternehmen, ihre qualifizierten Belegschaften zusammenzuhalten, um nach Ende der Krise wieder durchstarten zu können. Auf diese Weise sind in Deutschland bislang – anders als in den USA – nicht zig Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gestürzt. (dpa) für bis zu zwei Jahre auf 28 Stunden zu reduzieren, hatten die Arbeitgeber bereits damals einen Lohnausgleich weitgehend abgelehnt. Bei der VierTage-Woche sieht Hofmann nun trotzdem nicht unbedingt einen Konflikt mit den Arbeitgebern. Die Betriebe hätten ein Interesse daran, Arbeitszeit zu reduzieren, statt zu entlassen. Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, Helene Sommer, ist gleicher Meinung. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagte sie, dass die mit dem Tarifvertrag 2018 ausgehandelte T-Zug-Regelung, die es Beschäftigten erlaubt, statt Geld zusätzliche acht Tage im Jahr freizunehmen, damals zu viel Gejammer bei den Unternehmen geführt habe. „Genau das wird jetzt in der Krise teilweise nahezu verpflichtend verordnet. So schnell wird Teufelszeug zum Heilsbringer.“
Um Arbeitsplätze zu sichern, rief Jörg Hofmann die Bundesregierung außerdem dazu auf, die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate zu verlängern. Wenn die Wirtschaft nach der Urlaubszeit wieder laufe, müsse die Lage erneut überprüft werden.