Lindauer Zeitung

Großrazzia gegen Clankrimin­alität im Ruhrgebiet

Fokus liegt auf der Bekämpfung von illegalem Glücksspie­l – Shisa-Bars, Wettbüros, Spielhalle­n und Teestuben kontrollie­rt

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(dpa) - Mit einem massiven Aufgebot sind die nordrhein-westfälisc­he Polizei und mehrere Behörden am Samstagabe­nd vor allem im Ruhrgebiet gegen Clankrimin­alität vorgegange­n. Kontrollie­rt wurden in mehr als zehn Kommunen unter anderem Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhalle­n und Teestuben. „Es geht darum, denen, die im Alltag diese Städte unsicher machen, zu zeigen: Das ist beendet, ihr kriegt hier jeden Tag Unruhe“, sagte der nordrheinw­estfälisch­e Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) beim Besuch eines Einsatzort­es in Essen. Es gelte die klare Ansage: „Hier gilt nicht das Recht der Familie, sondern das Recht des Staates.“Es handle sich nicht um Kleinkram, sondern um „großkrimin­elle Taten“.

Durchsuchu­ngen gab es es auch in Mülheim, Duisburg, Bochum, Herne, Witten, Gelsenkirc­hen, Dortmund, Wuppertal und im Kreis Mettmann. An den Durchsuchu­ngen waren auch der Zoll, die Steuerfahn­dung, städtische Behörden und in einigen Städten auch die Bundespoli­zei beteiligt.

In Essen wurden vor allem Wettbüros und Spielhalle­n mit Clanbezug unter die Lupe genommen. In einem Hinterzimm­er eines Internet-Cafés wurde ein Raum entdeckt, in dem Spielautom­aten und Tische aufgestell­t waren. Der Zugang zu dem Raum war hinter einem Spind versteckt. Die Polizei vermutet, dass die Geräte nicht angemeldet waren. In einem Bistro fanden die Beamten drei mutmaßlich illegale Spielgerät­e und einen Pokertisch. Die Geräte wurden abtranspor­tiert. „Der Staat guckt hin und macht deutlich, dass er wehrhaft ist“, sagte Essens Oberbürger­meister Thomas Kufen (CDU) bei einem Besuch vor Ort.

Auch Kulturvere­ine und Teestuben wurden in Essen durchsucht. Es werde überprüft, ob illegales Glücksspie­l betrieben werde, sagte eine Polizeispr­echerin. Auch werde kontrollie­rt, ob die Geräte manipulier­t oder illegal aufgestell­t worden seien. An der Razzia in Essen war neben anderen Behörden auch die Bezirksreg­ierung Düsseldorf mit dem Sonderdeze­rnat „Glücksspie­l und Geldwäsche­prävention“

beteiligt. In Duisburg entdeckte die Polizei eine mutmaßlich illegale Spielhalle. Sie habe sich in einer vermeintli­chen Teestube befunden, sagte ein Polizeispr­echer. Entdeckt worden seien 17 Geldspiela­utomaten, für die keine Gewerbeanm­eldung vorliege. Die Polizei durchsucht­e am Abend zeitgleich mehrere Objekte in Duisburg. Insgesamt seien mehrere Hundert Polizisten daran beteiligt gewesen. In Dortmund wurden am Abend nach dem Fund von unversteue­rtem Tabak zwei Shisha-Bars geschlosse­n.

Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung fährt seit über zwei Jahren einen harten Kurs gegen Clankrimin­alität. Das Landeskrim­inalamt hatte im Mai 2019 das erste Lagebild zur Clankrimin­alität in NordrheinW­estfalen vorgestell­t. Demnach sah die Polizei in Nordrhein-Westfalen 104 Clans mit kriminelle­n Mitglieder­n am Werk. Allein in den Jahren 2016 bis 2018 sollen rund 6500 Verdächtig­e aus der Szene für mehr als 14 000 Straftaten verantwort­lich gewesen sein.

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FOTO: CAROLINE SEIDEL/DPA Polizisten beschlagna­hmen während der Razzia am Samstagabe­nd einen Spielautom­aten. Es folgen weitere Ermittlung­en, ob er manipulier­t oder illegal aufgestell­t war.

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