„Die Schwächeren bleiben auf der Strecke“
Zum Bericht „Immerwährender Kampf gegen die Sucht“(SZ vom 11. August):
Meine Hochachtung vor Annika Schneider, die so offen über ihren Kampf mit der Sucht gesprochen hat. Sie hat recht: Abhängigkeit ist eine chronische Krankheit und die hat man ein Leben lang. Dabei spielt es keine Rolle um welches Suchtmittel es sich handelt. Die soziale Abwärtsspirale ist in der Sucht vorprogrammiert. Damit einhergehen dann Arbeitslosigkeit, Verlust der Wohnung etc.
Für alle Suchtkranken gilt jedoch, es sind kranke Menschen und sollten auch als solche behandelt werden. Das ist leider häufig nicht der Fall. Diese Menschen werden ausgegrenzt, diskriminiert und stigmatisiert. Nicht nur sie alleine, sondern ihr Umfeld, ihre Familien leiden darunter. Zudem sind Abhängige keine Aussätzigen und wollen und brauchen eine Behandlung auf Augenhöhe. Den Appell von Frau Schneider kann ich deshalb nur unterstreichen. Auch für Suchtkranke gelten Grundgesetz und die Menschenwürde. Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft, nur der Stärkere erreicht das Ziel. Die Schwächeren bleiben häufig auf der Strecke. Suchterkrankungen sind kein Problem Einzelner, die mit ihrem Leben nicht klar kommen, sondern ein gesellschaftliches Problem. Zwar sind illegale Drogen verboten, aber das hindert die meisten Menschen nicht daran Drogen zu konsumieren. Am 21. Juli war der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher. In Deutschland haben 1398 Menschen ihr Leben durch Drogenkonsum verloren. Personen, die vielleicht noch leben könnten, wenn ihre Lebensbedingungen anders gewesen wären. Mein Sohn hat im Februar dieses Jahr seinen Kampf gegen die Sucht verloren. Er starb an einer Überdosierung.
Ich wünsche Frau Schneider von Herzen, dass sie ihren Weg weiter geht und endgültig den Ausstieg schafft. Allen Eltern und Angehörigen von Suchtkranken empfehle ich sich frühzeitig in den verschiedenen Selbsthilfegruppen Unterstützung zu holen. Beate Stör, Leutkirch