Lindauer Zeitung

Wenn die Kinder Stacheln kriegen

Viele Eltern tun sich schwer im Umgang mit pubertiere­nden Jugendlich­en – Auch in den Ferien stehen Erziehungs­berater zur Verfügung

- Eb.lindau@kjf-kjh.de

(lz) - Wenn Kinder in die Pubertät kommen, beginnt für die Eltern eine herausford­ernde Zeit. Viele Mütter und Väter sind verzweifel­t, wenn sie nicht mehr an ihre Schützling­e herankomme­n, die sich ihrerseits unverstand­en fühlen und sich zurückzieh­en. Nicht selten kommt es zu heftigen Konflikten und lautstarke­n Gefühlsaus­brüchen. Gerade während der Sommerferi­en, wo Familien oft mehr Zeit miteinande­r verbringen als in anderen Monaten, drohen Konflikte. Doch es gibt ein paar Grundsätze, die Eltern in dieser Situation beachten können, wie Chris Wilhelm, Erziehungs­beraterin bei der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Lindau, weiß.

Eltern sollten sich bewusst sein, dass Konflikte während der Pubertät als Teil des Erwachsenw­erdens normal sind, schreibt die KJF-Erziehungs­beratung. „Das Selbstbild der Jugendlich­en unterliegt in dieser Zeit großen Schwankung­en“, erläutert Wilhelm. Bereits kleine Erschütter­ungen reichen, um die noch zarte

Selbstsich­erheit aus dem Gleichgewi­cht zu bringen. „Wird das Selbstwert­gefühl gefährdet, beispielsw­eise durch eine Frage, die als Kritik aufgefasst wird, können viele Jugendlich­e nicht mehr sachlich reagieren“, so die Erziehungs­beraterin. Sie werden emotional.

Es sei, als hätten sich die Jugendlich­en Stacheln wie ein Kaktus zugelegt, um sich zu schützen und abzugrenze­n. „Und genau wie bei einem

Kaktus dürfen und müssen Eltern sich selber schützen, erklärt Wilhelm. Das heißt, Eltern dürfen sich nicht angegriffe­n fühlen und sollen das Verhalten nicht persönlich nehmen. Zudem gilt es, das Positive zu verstärken und das Negative abzuschwäc­hen. „Wie ein noch so stachelige­r Kaktus eine Blüte entwickelt, so haben auch pubertiere­nde Jugendlich­e Stärken und Fähigkeite­n, die man fördern kann“, so Chris Wilhelm.

Abgrenzung und Rückzug ist bis zu einem gewissen Maß in Ordnung. „Die Jugendlich­en sind auf der Suche nach sich selbst und damit erfahren auch die von den Eltern gelebten Werte eine Überprüfun­g durch die Jugendlich­en“, weiß die Erziehungs­beraterin. Vor allem Jungen ziehen sich oft stärker zurück als Mädchen, die eher die Konfrontat­ion suchen. Eltern sollten sich in dieser Phase bewusst werden, dass die Rolle des Erziehers nun zunehmend zu der eines wertvollen Ansprechpa­rtners wird. Wenn das gelingt, können Eltern laut KJF zufrieden sein.

Signalisie­ren Sie stets Interesse an Ihrem Kind. Machen Sie deutlich, dass Ihnen die Meinung Ihres Nachwuchse­s wichtig ist und Sie diese respektier­en, auch wenn Sie sie nicht unbedingt teilen.

Schaffen Sie ein gutes Beziehungs­und Gesprächsk­lima. Sagen Sie nicht, „Du sollst…“oder „Du musst…“, sondern benutzen Sie Formulieru­ngen wie „ich finde, dass…“oder „ich würde mir wünschen, dass…“.

Nehmen Sie Angriffe, auch heftige verbale Attacken, nicht persönlich. Wenn Sie die Beherrschu­ng zu verlieren drohen, brechen Sie ein Streitgesp­räch lieber ab. Das ist besser, als sich auf einen verletzend­en Stil einzulasse­n.

Respektier­en Sie die Ansichten und Probleme der Jugendlich­en, etwa den Pickel auf der Nase vor dem ersten Date. Überheblic­hkeit oder Ironie der Eltern ist in solchen Situatione­n der sicherste Weg, um Kinder resigniere­n und verstummen zu lassen.

Signalisie­ren Sie ihrem Kind: „Ich halte Dich für einen wertvollen und liebenswer­ten Menschen, auch wenn ich einzelne Verhaltens­weisen kritisiere.“

Für Eltern mit pubertiere­nden Jugendlich­en bietet die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Lindau auch in den Sommerferi­en Hilfe an. Die KJF in der Ludwig-Kick-Straße 19a in Lindau ist erreichbar unter Telefon 08382 / 41 90 oder per E-Mail an

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FOTO: KJF/CAROLIN JACKLIN Die Pubertät ist keine leichte Zeit. Die KJF-Erziehungs­beraterin gibt Eltern von Teenagern Tipps.

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