Das Corona-Krisen-Modell ist die Zukunft der Königsklasse
Selbstredend ist das weiterhin nicht der Fußball, den wir uns alle vorstellen und wünschen. Keine Fans, keine Stimmung, kein Flair. Doch ist die Champions League eben auch die Plattform, in der die Fans am wenigsten Bedeutung haben. Hier treffen die Besten der Besten aufeinander, hier wird der Fußball in seiner höchsten Ausprägung präsentiert, geht es beinahe nur ums Spiel an sich, nicht ums Drumherum. Hier schauen auch der St.-Pauli-Fan und HansaRostock-Fans zu, schnalzen auch beim FC Bayern München mit der Zunge und haben einen tollen Fußballabend, bevor sie sich wieder ihrem Herzensclub zuwenden.
Der neue Turniermodus wertet die Gelddruckmaschine der Königsklasse
nun noch einmal auf. Setzen sich bei Hin- und Rückspiel meist die spielerisch stärkeren Mannschaften durch, kommt es jetzt auf den Punkt an, auf den einen Abend. Alles oder nichts. Das bringt Spannung und damit Zuschauer und noch mehr Geld. Dürfte also im Sinne der Entscheider sein. Befreit uns endgültig von dem überflüssigen Wust an Spielen. Partien, die nur noch gespielt werden müssen, weil sie vorgesehen sind. Die benötigt niemand. Ein knackiges Turnier dagegen ist es wert, dafür Platz im Kalender zu schaffen. Nun ist es an der UEFA aus dem Krisen-Modus eine Dauerlösung werden zu lassen.
Berti Vogts würde aus dem jetzigen Modell gern eine Art Final Four machen. Die Viertelfinals sollten weiter in Hin- und Rückspiel stattfinden, damit auch Fans von kleineren Vereinen große Teams zu Hause bewundern können. Dafür spricht sich der ExBundestrainer für ein Spiel um Platz 3 aus, damit sich das Turnier lohne.
Das ist natürlich Gogolores. Spiele um
Platz 3 braucht wirklich gar keiner, was wir brauchen, ist eine grundlegende Reform des Europacups, die eine Champions League, die durch Gruppenphasen langweilt und ohnehin längst nicht mehr den Meistern vorbehalten ist, ebenso ersetzt wie die Europa League, deren Teilnehmer finanziell krass benachteiligt werden. Back to the roots, wäre für mich das Motto. Nur noch ein
Europacup, bei dem 256 Teams in acht Runden und Hin- und Rückspielen ihren Europameister ausspielen, das wäre nicht nur spannend – es wäre auch die Chance für ganz Kleine, einmal gegen Große zu spielen. Nur acht Teams sollten gesetzt sein, denn: Im Pokal darf es ruhig auch mal in der 2. Runde zu Topspielen kommen. Wird alles nicht so kommen, weil die UEFA mit diesem Modus wohl zu wenig Geld generieren würde. Und leider auch deshalb nicht, weil es kleine Teams auf diese faire Art eher schaffen könnten, die Reichen zu ärgern. Wer holte 1986 und 1991 den Landesmeistercup? Steaua Bukarest und Roter Stern Belgrad. Lang ist’s her.
„Befreit uns von überflüssigen Partien.“
„Ein Europacup 256 Teams, Hinund Rückspiele.“