Test-Panne zieht weiter Kreise
Nicht erkannte Corona-Fälle auch in Lindau – Sonderausschuss im bayerischen Landtag will Aufarbeitung
- Insgesamt zehn neue Corona-Infektionen hat das Landratsamt in Lindau in der vergangenen Woche registriert. Fünf davon hätten eigentlich früher bekannt sein sollen. Die Infizierten gehören zu den rund 900 Bayern, die erst mit tagelanger Verspätung über ihr positives Ergebnis informiert wurden. Das stellte das Gesundheitsamt vor Probleme. Im Zusammenhang mit diesen verspäteten Ergebnissen sind nun 18 weitere Lindauer in Quarantäne.
„Inzwischen wissen wir, dass unter den verspätet benachrichtigten Reiserückkehrern auch fünf Personen aus dem Landkreis Lindau betroffen sind“, schreibt Angela Wolf, Sprecherin des Lindauer Landratsamts, auf Anfrage. Wegen des zum Teil deutlichen Zeitverzugs zwischen den Tests und der Übermittlung der Testergebnisse durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sei es für das Gesundheitsamt sehr viel schwieriger gewesen, die Kontakte der Betroffenen nachzuverfolgen. Die fünf positiv getesteten Lindauer waren unterwegs, ohne zu wissen, dass sie mit dem Virus infiziert sind. „Im Zusammenhang mit diesen Testergebnissen befinden sich derzeit 18 weitere Personen in Quarantäne, sodass wir hoffen, möglichst alle relevanten Kontakte ermittelt zu haben“, schreibt Wolf.
Doch das klappt nicht überall. An der Zahl von 46 in bayerischen Teststationen vor dem 12. August positiv auf das Corona-Virus getesteten und nun nicht identifizierbaren Personen scheint sich indessen nichts mehr zu ändern. „Der Vorgang ist jetzt auch abgeschlossen. Man muss jetzt auch in die Zukunft sehen“, sagte Staatskanzleiminister Florian Herrmann im Radiosender „Bayern 2“. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte, dass sich diese Fälle nicht weiter aufklären ließen: Man habe „alle vorhandenen Datensätze bereits ohne Erfolg überprüft“.
Mitten in der parlamentarischen Sommerpause tritt am Mittwoch der Gesundheitsausschuss des bayerischen Landtags zu einer Sondersitzung
zusammen, in der Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die zum Teil erheblichen Verzögerungen bei der Mitteilung Zigtausender Testergebnisse den Abgeordneten erläutern soll.
Die gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen im Landtag Christine Haubrich forderte indessen auch die Anwesenheit von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Staatskanzleichef Herrmann im Ausschuss. „Huml allein im Haus – das reicht mir nicht“, erklärte Haubrich. Das Corona-Test-Debakel unter anderem mit 1000 verspätet zugestellten Positiv-Testaten sei „maßgeblich herbeigeführt“von Söder, der mit seiner plötzlichen Entscheidung Ehrenamtliche beansprucht und seine Verwaltung überfordert habe.
Aus der Sicht der stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Ruth Waldmann (SPD) stellt sich nun auch die Frage nach flächendeckenden Teststationen in ganz Bayern. Söder habe am 10. August einen zweiten verpflichtenden Test für Urlauber aus Risikogebieten ins Gespräch gebracht, so die SPD-Politikerin: „Wir wollen wissen, wie das nun klappen soll.“