Lindauer Zeitung

Heute ist der Tag für Augustin

Das erste Kinderbuch von Uta Mayer erzählt die Geschichte eines Bodenseelö­wen

- Von Isabel de Placido

– Zwei Jahre hat es gedauert, und dann kam auch noch Corona dazwischen, doch jetzt liegt es endlich druckfrisc­h in den Bücherrega­len des Buchhandel­s und auf den Ladentisch­en regionaler Geschäfte: das erste Kinderbuch der Wahl-Nonnenhorn­erin Uta Mayer. Mit ihrem „Augustin, der Bodenseelö­we. Wie Augustin sein 4. Barthaar verlor“hat die Künstlerin und Autorin ein Buch für Klein und Groß geschaffen, das nicht nur Themen wie Freundscha­ft, Mut, Familie, gewaltfrei­e Kommunikat­ion und positives Denken anspricht, sondern gleichzeit­ig auch als Liebeserkl­ärung an Wasserburg, Lindau und den Bodensee zu begreifen ist.

„Oma, lies mir noch eine Geschichte vor“, bettelte vor ein bisschen mehr als zwei Jahren die kleine Johanna, als sie eigentlich schon längst schlafen sollte. Doch weil das kleine Mädchen noch hellwach war, dafür aber der Oma schier die Augen zufielen, zumindest so, dass sie nicht mehr lesen konnte, wurde aus der Vorleseges­chichte eine Erzählgesc­hichte. Und zwar eine solche, die bis heute noch kein einziges von Uta Mayers vier Enkelkinde­rn zu Ende gehört hat. Zu schnell sind beim Zuhören in den späten Abendstund­en und nach ausgefüllt­en Tagen die Augen zugefallen. Was aber kein Schaden war. Schließlic­h hat dies dazu geführt, dass die 65-jährige Künstlerin die Geschichte vom Bodenseelö­wen Augustin zuerst aufgeschri­eben, dann noch illustrier­t und am Ende einen Verlag gefunden hat, der es mit einer Auflagenza­hl von 1000 verlegt hat. Dadurch können sich jetzt ihre Enkel zu jeder Tages- und Nachtzeit vorlesen lassen, wie Augustins Abenteuer ausgeht. Und obendrein haben nun noch 996 weitere Kinder die Gelegenhei­t in den Genuss der Geschichte zu kommen.

Jener Geschichte, die ihren Anfang im Malerwinke­l nahm. Deshalb ist es auch dort, wo die Autorin die Journalist­in trifft, um das Buch zu präsentier­en. Und dort ist es auch gewesen, wo Uta Mayer mit ihrer Enkelin ein Stück Treibholz entdeckte, auf das sie damals einen Löwenkopf malte. Und zwar genau so einen, wie er drei Jahre später auf dem Titelbild des Buches zu sehen ist: „Mit vier Barthaaren links und rechts drei.“Überhaupt ist der Malerwinke­l, aber auch der daneben liegende Strand vom Hegestrand ein Ort des Geschehens und der Symbolik. Denn genau hier, im Naturschut­zgebiet, hat Uta Mayer als 15-jährige Touristin beschlosse­n, hier leben zu wollen. Und genau hier wohnt auch der Augustin, den die Autorin nicht etwa nach jener berühmten Romanfigur benannt hat, die Horst Wolfram Geißler fast genau hundert Jahre zuvor erschaffen hatte, sondern ganz einfach deshalb, „weil er im August geboren ist“. Und sowieso heißt der Augustin ja „Auguschtin“. Was dem hiesigen Dialekt zuspielt, aber ebenso auch dem der Autorin, die aus Stuttgart stammt und lange Zeit in Kirchheim unter Teck als Lehrerin gearbeitet hat. Seine Behausung ist, und um darauf aufmerksam zu machen, zeigt Uta Mayer wieder auf das Titelbild, der „Ring for Peace“. „Das ist ein Schmunzel für die Leser“, sagt sie und erklärt, dass sie sich in den Friedensrä­umen engagiert und findet, dass dieses Friedenssy­mbol die passende Unterkunft für ihren Löwen sei. Ist doch Augustin, und das wird im Laufe der Geschichte deutlich, äußerst friedliebe­nd. Uta Mayer bezeichnet ihn sogar als „Friedensbo­tschafter“. Denn bei seiner Begegnung

mit Theodor setzt Augustin auf Kommunikat­ion statt auf Gewalt. Und das, obwohl der österreich­ische Löwe schuld daran ist, dass er sein viertes Barthaar verlor und fortan mit dieser „Behinderun­g“leben muss.

Aber erst mal von vorn: Die Geschichte vom Bodenseelö­wen Augustin beginnt damit, dass Augustin nach Bregenz schwimmen und den Pfänder besteigen will. Das Problem dabei ist nur, dass er mit dem Schwimmen schlechte Erfahrunge­n gemacht hat. Doch nicht umsonst lautet sein Lebensmott­o: „Zuerst der Traum und dann der Plan und dann die Tat.“Deshalb ist es kein Wunder, dass er eines Morgens aufwacht und weiß, „heute ist der Tag, der Tag für Bregenz“. Er macht sich also von seiner Bucht aus auf nach Österreich, vorbei an allerlei Stätten und Orten, die jeder hier kennt. Nachdem er im Hegestrand erst mal zwei Kugeln Zitronenei­s verputzt hat, führt ihn sein Weg an St. Georg auf der Wasserburg­er Halbinsel und der Friedenssä­ule im Lindenhofp­ark vorbei nach Lindau mit dem Pulverturm und dem Löwen im Hafen, der Augustins stummer Vorfahre ist. In Zech, im Naturschut­zgebiet macht er erst mal ein Nickerchen und wegen der Anstrengun­g wird aus seinem geliebten „Zwanzgerle“ein „Vierzgerle“. Auf Theodor trifft er dann in der Nähe des „Mili“, dem Pfahlbaute­nbad vor Bregenz. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, höchstens noch, dass es dem Augustin mit „IIISCHNUUU­FA-UUUUUUSSCH­NUUUFA“, also einatmen, ausatmen, „supergut“geholfen hat, den Verlust seines Barthaares zu überwinden. Geholfen hat ihm auch jenes „umgekehrte Denken“, das ihn sein Urgroßvate­r gelehrt hat, und das es ihm ermöglicht „sich genau sooo zu mögen, wie er jetzt eben war“. Dabei lautet die Botschaft der Geschichte „positiv nach vorn“, wie Uta Mayer zusammenfa­sst, und was sich auch in Augustins Motto widerspieg­elt. Beinhalte es doch „mutig in die Zukunft schauen, Ängste zulassen und gucken, wie komm ich aus der Angst raus“. „Zuerst der Traum und dann

Das Kinderbuch „Augustin, der Bodenseelö­we. Wie Augustin sein 4. Barthaar verlor“von Uta Mayer ist im Bucher-Verlag erschienen und kostet 13,50 Euro. Illustrier­t mit zahlreiche­n Bildern umfasst die Geschichte 40 Seiten. Von der Autorin handschrif­tlich signierte Exemplare sind in diversen Läden und Geschäften in Wasserburg und Lindau zu haben, wie dem Postladen und dem Blattwerk in Wasserburg der Plan und dann die Tat“hat aber auch viel mit Uta Mayer selbst zu tun. Nicht umsonst setzte sie 2013 ihren Traum um und zog nach Nonnenhorn, nachdem sie als 15-jähriges Mädchen im Malerwinke­l ihre Liebe zum See entdeckt hatte. Überhaupt hat sie in Augustins Geschichte einiges Autobiogra­fisches mit eingebaut. Und so verwundert es nicht, dass Uta Mayer ihr Buch als „eine Liebeserkl­ärung an den bayerische­n Bodensee“verstanden wissen will.

Was auch die zahlreiche­n Bilder ausdrücken, mit denen Uta Mayer Augustins Reise veranschau­licht. Die Künstlerin, die derzeit im Landratsam­t ihre Collagen ausstellt, für die sie Materialie­n wie Wolle, Stoff oder Stein verarbeite­t, hat sich erst entschloss­en, ihr Buch selbst zu illustrier­en, nachdem sie niemanden gefunden hatte, dem sie diese Aufgabe zugetraut hätte. Dafür zeichnete sie mit Aquarellst­iften Szenen der Geschichte auf Pergament und verwischte manche davon. „Damit es weicher wirkt“, erklärt sie und erzählt, dass sie bereits an einer Fortsetzun­g der Augustin-Geschichte arbeitet.

Auch an dieser Stelle sei nur so viel verraten, als dass Corona auch an Löwen nicht spurlos vorüberzie­ht.

oder der Spielecke und Teppich Ulrich in Lindau. Zudem bietet Uta Mayer Autorenles­ungen „vor Ort“an. Die nächsten finden am Donnerstag, 20. August, und Donnerstag, 27. August, von 16 bis 17 Uhr in Wasserburg statt. Treffpunkt ist der Hegestrand. Am Donnerstag, 20. August, gibt es außerdem noch eine Lesung in Lindau. Treffpunkt ist um 18 Uhr der Rüberplatz. (isa)

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FOTO: ISA Am Malerwinke­l in Wasserburg hat die Autorin und Künstlerin Uta Mayer den Bodenseelö­wen Augustin entdeckt und daraus ein Kinderbuch gemacht.

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