Lindauer Zeitung

Der Schlachter kommt zum Tier

Martin Mayr aus dem Unterallgä­u will eine alternativ­e Methode anwenden

- Von Moritz Von Laer

- Beim Thema Fleisch scheiden sich die Geister. Die einen essen es für ihr Leben gern, die anderen lehnen es konsequent ab. Viele Diskussion­en sind darüber schon entbrannt. Dabei geht es auch um die Art und Weise, wie die Tiere geschlacht­et werden. Metzgermei­ster Martin Mayr aus Irsingen (Kreis Unterallgä­u) will eine alternativ­e Methode anwenden und bekommt für dieses Vorhaben einen Zuschuss aus einem EU-Fördertopf.

Mayr erzählt, dass er schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Alternativ­e sei. Durch einen Fernsehbei­trag sei er auf die Interessen­gemeinscha­ft (IG) „Schlachtun­g mit Achtung“aus dem Freiburger Raum aufmerksam geworden. Die IG hat eine sogenannte mobile Schlachtei­nheit (MSE) entwickelt, die es ermöglicht, das Tier auf dem eigenen Hof zu betäuben und auch zu schlachten. „Nachdem wir einen Antrag auf eine hofnahe Schlachtun­g gestellt hatten, bekamen wir die Bedingunge­n vorgelegt, die wir dabei einhalten mussten“, sagt Sandra Kopf aus dem Kreis Rottweil, eine der IG-Gründerinn­en. Auf dieser Basis sei dann die mobile Schlachtei­nheit entwickelt worden.

Das Tier werde in einem abgeschlos­senen Raum getötet, sagt Sandra Kopf. Zunächst werde es mit Futter in ein sogenannte­s Fangmodul gelockt. „Geht das Tier mit dem Kopf durch das Fanggitter, klappt dieses zu. Das Tier ist somit fixiert und kann betäubt werden. Das Fangmodul wird dann mitsamt des betäubten Tieres in die MSE reingezoge­n“, sagt der Schlosser Peter Brandmeier, der die Schlachtei­nheiten baut. Dann tötet der Metzger das Tier. Wichtig ist laut Brandmeier, dass zwischen Betäuben

und Schlachten nicht mehr als 60 Sekunden vergehen. Das Ausweiden, also das Herausnehm­en der Eingeweide, müsse nach der Betäubung innerhalb einer Stunde abgeschlos­sen sein.

Martin Mayr war von der MSEMethode angetan und hat mit mehreren Landwirten, Gastronome­n und anderen Metzgereie­n gesprochen. „Das ist eine Herzensang­elegenheit für mich“, sagt der 29-Jährige. Da es sich bei der Anschaffun­g der laut Mayr 131 000 Euro teuren Anlage um ein Kooperatio­nsprojekt von „bergauflan­d Ostallgäu“und „Kneippland Unterallgä­u“handelt, wurde Mayr ein 40-prozentige­r Zuschuss aus dem EU-Förderprog­ramm Leader zugesicher­t: „Ich habe eine mündliche Zusage bekommen.“Der große Vorteil einer hofnahen Schlachtun­g ist für Mayr, „dass das Tier angstund stressfrei bleibt und nicht aus der Herde gerissen wird. Außerdem gibt es keinen Lebendtran­sport.“

Johanna und Dieter Bär aus dem Unterallgä­uer Ottobeuren betreiben den „Schochenho­f“. Sie vermarkten das Fleisch ihrer Rinder unter der Marke „Günztaler Weiderind“. Sie und die anderen „Weiderind“- Höfe sind an der MSE-Methode interessie­rt.

„Wenn wir das Tier töten, weil wir es essen wollen, dann sind wir ihm ein gutes Leben, aber auch einen guten Tod schuldig“, sagt Johanna Bär. „Wir wollen einen Metzger, der nicht nur den Schinken in unseren Schweinen und Rindern sieht, sondern das Lebewesen“, fügt sie hinzu. Sie seien „Feuer und Flamme“für die Idee von Mayr. Bis es so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen. Dann will Mayr „erst mal schauen, wie das bei uns angenommen wird und ob die Auslastung stimmt“.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Auf alternativ­e Schlachtme­thoden in gewohnter Umgebung für Tiere wie Rinder, Schweine oder Schafe greifen auch Landwirte und Metzgermei­ster im Allgäu zurück.

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