Lindauer Zeitung

Nicht alle verzichten auf Mallorca-Urlaub

Die Hälfte der in Friedrichs­hafen gebuchten Passagiere bleibt am Montag aber am Boden

- Von Jens Lindenmüll­er

- Die beiden Check-In-Schalter für Laudamotio­nFlug FR7390 nach Palma de Mallorca sind zwar besetzt, abzufertig­ende Passagiere stehen am Montag um kurz nach 14.30 Uhr allerdings nicht davor. Und daran wird sich bis zum Abflug um 16.15 Uhr auch nicht allzu viel ändern. Denn von den 101 gebuchten Passagiere­n werden nur 50 tatsächlic­h an Bord gehen. Die anderen bleiben am Boden, weil ihre Reise aufgrund der am Freitag für Spanien ausgesproc­henen Reisewarnu­ng vom Veranstalt­er storniert worden ist – oder weil sie selbst beschlosse­n haben, auf den BalearenUr­laub zu verzichten. Oder weil sie das Urlaubszie­l kurzfristi­g gewechselt haben.

Ehepaar Hädener hat sich anders entschiede­n, will auf Mallorca vor allem die Ruhe genießen und kleinere Touren mit dem Fahrrad unternehme­n. „Mit gemischten Gefühlen“, wie Roger Hädener einräumt, treten er und seine Frau den Urlaub an, den sie coronabedi­ngt bereits von zwei Wochen auf nur eine verkürzt haben. Weil eines der gebuchten Hotels schon relativ früh mitgeteilt habe, dass es aufgrund der Pandemie geschlosse­n bleibt, wie Roger Hädener berichtet.

Den Urlaub komplett zu stornieren, war für ihn und seine Frau aber keine Option, zumal sie dann auf den Kosten sitzengebl­ieben wären. Denn das Paar kommt aus der Schweiz, und im Gegensatz zu Deutschlan­d

TRAUERANZE­IGEN haben die Eidgenosse­n bislang keine Reisewarnu­ng für die Balearen ausgesproc­hen. Dasselbe gilt für Österreich.

Wobei eine Reisewarnu­ng kein Reiseverbo­t ist. Das heißt, dass auch deutsche Urlauber mitunter Stornierun­gsgebühren zahlen müssen, wenn sie selbst auf den gebuchten Mallorca-Urlaub verzichten. Wie Monika Gindele vom gleichnami­gen Häfler Reisebüro erklärt, gilt das insbesonde­re für jene, die nur den Flug gebucht haben. Bei Pauschalre­isen kommt’s auf den jeweiligen Veranstalt­er an, wie kulant er sich bei Stornierun­gen

Sehr lobend äußern sich MallorcaRü­ckkehrer am Montag am Flughafen Friedrichs­hafen zur Möglichkei­t, sich direkt nach der Ankunft auf das Coronaviru­s testen zu lassen. Neben Passagiere­n, die aus Skopje (Mazedonien) und Tuzla (BosnienHer­zegowina) kommen, besteht diese Möglichkei­t seit Samstag auch für all jene, die von der zum Risikogebi­et erklärten BalearenIn­sel kommend am Bodensee einschwebe­n. Als die Maschine aus Palma am Montag landet, ist zwar zunächst noch kein Arzt anwesend, doch nach dessen Eintreffen dauert’s nicht lange, bis die ersten Passagiere nach einem Rachenabst­rich die Heimreise antreten können. Die Letzten in der Schlange müssen sich zwar deutlich länger

gegenüber dem Kunden zeigt. Wobei die meisten größeren Veranstalt­er aufgrund der aktuellen Reisewarnu­ng von sich aus beschlosse­n haben, Mallorca-Reisen bis auf weiteres auszusetze­n und den betroffene­n Kunden alternativ­e Ziele anzubieten. Laudamotio­n wiederum wird aufgrund der Reisewarnu­ng und der deshalb zu erwartende­n deutlich sinkenden Nachfrage nur noch bis 31. August von Friedrichs­hafen nach Mallorca und zurück fliegen. Die für September geplanten Verbindung­en sind vorerst allesamt gestrichen. gedulden, dafür erhalten sie aber auch schneller Gewissheit über eine mögliche Infektion als wenn sie für den Abstrich erst einen Termin beim Hausarzt vereinbare­n müssten.

Nach eigenen Angaben hat die Teststatio­n der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und des Landratsam­ts bis einschließ­lich Sonntag zwölf Flüge aus Risikogebi­eten in Empfang genommen. Insgesamt 411 Reisende hätten das Angebot angenommen, sich testen zu lassen. „Dabei konnten bisher zwölf Infektions­fälle erkannt werden, die Ergebnisse der letzten drei Flüge stehen allerdings noch aus“, heißt es in der Mitteilung. Darin weist das Landratsam­t auch noch einmal aus

Wie sich die Lage generell weiterentw­ickeln wird, darüber lässt sich nur spekuliere­n. Bei Monika Gindele haben sich am Montag einige Kunden gemeldet, die für September Mallorca gebucht haben und nun nicht wissen, ob ihre Reisen stattfinde­n werden und was sie generell tun sollen. Konkrete Empfehlung­en können Gindele und ihre Mitarbeite­r aufgrund der vielen Unsicherhe­iten aber auch noch nicht geben: „Im Moment können wir dazu noch gar nichts sagen“, so Gindele.

Und wie erleben Mallorca-Urlauber die aktuelle Lage auf der Lieblingsi­nsel drücklich darauf hin, dass die Teststatio­n am Flughafen Friedrichs­hafen nur für Flug-Ankünfte aus Risikogebi­eten besetzt sei. Es gebe dort keine öffentlich­e Sprechstun­de.

Corona-Tests werden in der Regel in haus- beziehungs­weise allgemeinä­rztliche Praxen vorgenomme­n. „Ärztliche Praxen, die mögliche Corona-Patienten nicht versorgen können, überweisen diese an eine nächstgele­gene CoronaSchw­erpunktpra­xis der kassenärzt­lichen Vereinigun­g“, teilt das Landratsam­t mit.

Infos für die Rückkehr aus Risikogebi­eten hat das Landratsam­t auf www.bodenseekr­eis.de/corona zusammenge­stellt. (lz/li)

der Deutschen? Die Passagiere von Laudamotio­n-Flug FR5403, der am Montagnach­mittag in Friedrichs­hafen landet, wirken überwiegen­d entspannt und äußern sich zum Teil auch dementspre­chend gegenüber der „Lindauer Zeitung“. Sie berichten von leeren Städten, höchstens zur Hälfte gefüllten Stränden, von Auflagen, die vor Ort sehr disziplini­ert eingehalte­n werden – und davon, dass sie einen sehr schönen Urlaub verbracht haben. Wobei einige aufgrund der Reisewarnu­ng früher abgereist sind als geplant. Dass bei Flug FR5403 von Palma nach Friedrichs­hafen dennoch weniger Passagiere an Bord waren als ursprüngli­ch gebucht – statt 105 nur 73 – dürfte darauf zurückzufü­hren sein, dass manch einer bereits am Wochenende zurückgefl­ogen ist.

Planmäßig in die Heimat zurückgeke­hrt ist Robert Weig aus Überlingen, nach einem „Urlaub, wie man ihn sich wünscht“. „Von Corona haben wir nichts mitgekrieg­t. Wir waren auf dem Land, ganz allein auf einem Bauernhof. Die Strände waren zu einem Viertel bis maximal zur Hälfte dessen belegt, was ich von früher von Mallorca kannte“, sagt er. Dass die Balearen in Deutschlan­d seit Freitag als Corona-Risikogebi­et eingestuft werden, kann Weig aber dennoch nachvollzi­ehen: „Das Problem ist, dass auf Mallorca die Hauptstadt Palma am stärksten betroffen ist. Das Ganze in jedem Ort anders zu handhaben, ist aber schwierig beziehungs­weise nicht machbar.“

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