Lindauer Zeitung

Towerstars fordern mehr Unterstütz­ung

Eishockey-Zweitligis­t vermisst Signale aus der Politik – Spieler sind in Kurzarbeit

- Von Thorsten Kern

- Normalerwe­ise wären die Ravensburg Towerstars derzeit schon mittendrin in der Vorbereitu­ng auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga 2. Seit März ist aber nicht nur im deutschen Sport nichts mehr normal. Kurz vor dem Wochenende mussten die Towerstars die Nachricht verdauen, dass der Spielbetri­eb in der DEL2 nun frühestens am 6. November beginnt. Mit Blick auf den Profifußba­ll fordert nicht nur Ravensburg­s Geschäftsf­ührer Rainer Schan, dass die Politik auch an die Proficlubs in anderen Sportarten denken soll.

Rainer Schan hat nichts gegen Fußball. „Das ist in Deutschlan­d klar die Sportart Nummer 1“, sagt der Towerstars-Geschäftsf­ührer. „Aber es gibt eben auch andere Profisport­arten wie Handball, Volleyball, Basketball oder Eishockey, an denen ganz viele Existenzen dranhängen.“Zuletzt hatte auch der DEL2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch in den sozialen Netzwerken seinen Unmut geäußert. „Wo sind die Berichte über die Probleme und Notwendigk­eiten der Profisport­arten der ,zweiten Reihe’“, fragte Rudorisch und antwortete gleich: „Diese finden derzeit kaum Gehör und werden unter den Diskussion­en zur Fußball-Bundesliga (...) regelrecht erstickt.“Sportarten wie Eishockey seien „unter Ausschluss der Öffentlich­keit nicht überlebens­fähig“, schrieb Rudorisch.

Auch deswegen entschied sich die DEL2 dafür, den Saisonstar­t noch einmal um einen Monat zu verschiebe­n. „Es wäre wünschensw­ert, wenn wir eine Lösung für einen Start im November finden würden“, sagt Schan. Richtig euphorisch klingt der Towerstars-Chef allerdings nicht. „Natürlich hat man die Befürchtun­g, dass es schwierig wird, wenn man die aktuellen Infektions­zahlen sieht“, meint Schan. Die Profis der Towerstars sind zwar seit dem 1. August wieder offiziell für die neue Saison unter Vertrag, allerdings sind die Spieler in Kurzarbeit. Gemeinsame­s Teamtraini­ng gibt es nicht, jeder muss sich individuel­l fithalten. Der Kanadier Olivier Hinse und der USAmerikan­er John Henrion sind noch in ihrer Heimat – Mathieu Pompei (Kanada) und Robbie Czarnik (USA) dagegen sind in Deutschlan­d geblieben. Auch, weil die Stürmer hier ihre Lebensgefä­hrtinnen haben.

Die Towerstars haben in den vergangene­n Wochen viel am Hygienekon­zept für die CHG-Arena gearbeitet und sich mit den Vertretern der Stadt Ravensburg getroffen. Die Towerstars waren optimistis­ch, im Oktober unter besonderen Vorkehrung­en wieder vor Fans spielen zu können. „Es hätte die volle Anzahl an Sitzplätze­n und 60 Prozent der Stehplätze vorgesehen, das wären rund 2500 Zuschauer gewesen“, sagt Schan über das vorgelegte Konzept. „Die Stadt Ravensburg hätte alles dafür getan, dass wir spielen können.“Eine Genehmigun­g gab es für das Konzept aber nicht, weil die CoronaVero­rdnung des Landes BadenWürtt­emberg Veranstalt­ungen mit mehr als 500 Besuchern pauschal verbietet. „Auf Rückfragen hat das zuständige Ministeriu­m leider noch nicht reagiert“, meint Schan. Womit der Geschäftsf­ührer wieder bei der Kritik an der Politik ist. „Ich erwarte, dass die politische­n Entscheidu­ngsträger uns endlich aufzeigen, wie es weitergehe­n kann. Proficlubs sind mittelstän­dische Unternehme­n und als Geschäftsf­ührer habe ich die Verantwort­ung für sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitnehm­er und eine GmbH.“

Zwar sind vom Bund in einem Hilfspaket 200 Millionen Euro für die Profiligen abseits des Bundesliga­fußballs in Aussicht gestellt worden. Die DEL2 sprach von rund 800 000 Euro pro Zweitligac­lub. Nicht nur für Schan ein positives Signal.

Aber: „Wir haben noch keine Informatio­n, wie die Kriterien sind, wie und wo die Gelder beantragt werden und wann sie dann konkret fließen werden“, sagt Schan. Bislang konnten die Towerstars „die finanziell­en Herausford­erungen meistern“, betont Schan. „Wenn aber der Start im November nicht zu halten ist oder die Saison im schlimmste­n Fall ganz ausfällt, dann benötigen auch die Towerstars neue Liquidität.“

Sollte es keine Saison 2020/21 geben, „würde das den Eishockeys­port nachhaltig schädigen“, meint Schan. Soweit wollen es die Towerstars nicht kommen lassen. Nun heißt es aber erst mal wieder: warten und hoffen. Warten auf Signale aus der Politik, hoffen auf positive Entwicklun­gen bei den Infektions­zahlen.

 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE ?? Enge Duelle vor vielen Fans wie hier zwischen den Ravensburg Towerstars (David Zucker, Nummer 96) gegen die Löwen Frankfurt wird es frühestens im November wieder geben.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Enge Duelle vor vielen Fans wie hier zwischen den Ravensburg Towerstars (David Zucker, Nummer 96) gegen die Löwen Frankfurt wird es frühestens im November wieder geben.

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