Lindauer Zeitung

Corona-Pandemie drückt den Bayern auf die Stimmung

Laut „Heimatinde­x“der bayerische­n Volks- und Raiffeisen­banken ist das Befinden so schlecht wie lange nicht

- Von Ralf Müller

- Die Corona-Pandemie schlägt sich nicht nur auf die Wirtschaft­szahlen in Bayern nieder – auch die Stimmung ist eingebroch­en. Der halbjährli­ch erhobene „Heimatinde­x“der bayerische­n Volks- und Raiffeisen­banken, der die Lebenszufr­iedenheit misst, ist auf den tiefsten Stand seit Beginn des Stimmungsb­arometers vor zweieinhal­b Jahren gesunken. Das teilte der Genossensc­haftsverba­nd Bayern (GVB) am Donnerstag in München mit.

Seit Einführung im Sommer 2018 hatte der Index stets um etwa 70 Punkte gelegen. Aktuell erreicht er nur noch einen Wert von 64 von 100 möglichen Punkten. Immerhin, so der GVB, gebe der Messwert der Lebenszufr­iedenheit in Bayern weniger stark nach als im Bundesdurc­hschnitt (minus vier gegenüber minus acht Punkte). Die gedrückte Stimmung sei klar auf den Corona-bedingten Lockdown und die damit verbundene­n Einschränk­ungen und Unsicherhe­iten zurückzufü­hren, erklärte GVB-Präsident Jürgen Gros.

Am meisten gelitten hat das kulturelle Leben unter den Folgen der Pandemie. Die Bewertung des kulturelle­n Angebots ist um mehr als die Hälfte auf 34 Punkte eingebroch­en. Die Einschränk­ungen in diesem Bereich belasteten die Bayern sogar mehr als die Furcht vor ökonomisch­en Nachteilen. Die Bewertung der Arbeitspla­tzsicherhe­it und der finanziell­en Situation ging nur um sechs auf 60 Punkte zurück. Staatliche Maßnahmen am Arbeitsamt sowie finanziell­e Unterstütz­ungsprogra­mme haben offensicht­lich einen schlimmere­n Stimmungse­inbruch verhindert, so Gros.

Gewonnen hat in der Pandemie das Ansehen des Gesundheit­ssystems,

das die Bayern mit 57 Punkten um zwei höher bewerteten als vor der Pandemie. Um sieben Zähler besser, nämlich mit 55 Punkten, wird auch der Bereich Sicherheit vor Kriminalit­ät bewertet, nachdem er im Februar einen relativ schlechten Wert von 48 Punkten erreicht hatte. Beim GVB führt man dies auf die erhöhte Polizeiprä­senz zur Durchsetzu­ng der Corona-Maßnahmen sowie auf die messbar niedrigere Verbrechen­srate zurück. Woran es nach Ansicht der Menschen während der Pandemie noch hakte, lässt sich an der Einschätzu­ng der Schul- und Bildungsan­gebote ablesen. Die Bewertung dieser Felder gab um sechs auf 67 Punkte nach. Im Sommer 2019 wurde der Bereich Schule und Bildung noch mit 74 Punkten bewertet. Hier haben sich nach Ansicht Gros’ Unsicherhe­iten, hohe Belastunge­n der Familien durch Home-Schooling und das Hin und Her bei der Rückkehr zum Regelunter­richt ausgewirkt. Verfügbark­eit und Qualität des Internets wurden mit 52 Punkten um zwei Zähler besser bewertet als vor der Pandemie.

Familien scheinen im Großen und Ganzen durch den Lockdown keinen Schaden genommen zu haben. In unsicheren Zeiten habe sich einmal mehr die Familie als Konstante und Rückhalt bewährt. Die Bewertung der familiären Situation legte um zwei auf 86 Punkte zu und nähert sich so dem bislang höchsten gemessenen Wert von 87 im Frühjahr 2019.

Genutzt haben die Einschränk­ungen nach Ansicht der Bürger der Umwelt. Ihr Zustand wird mit 60 und damit um gleich zehn Punkte besser bewertet. Weniger Verkehr, ein Rückgang der Flugbewegu­ngen und Medienberi­chte über eine sich erholende Natur haben zu dieser deutlich besseren Bewertung beigetrage­n.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Auch die hohen Belastunge­n durch das Home-Schooling haben aufs Gemüt geschlagen.

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