Bilder fürs Geschichtsbuch
Auch wenn die Mitarbeiter von Macron die besondere Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich unterstrichen, wuss- te Angela Merkel genau:
Sie war nicht die erste Regierungschefin, die in die Sommerresidenz der französischen Präsidenten an der Côte d’Azur eingeladen wurde. Die britische Premierministerin Theresa May war vor ihr in Fort de Brégançon, der russische Präsident Wladimir Putin ebenfalls. Dass der Kanzlerin in diesem Jahr die Ehre zuteil wurde, hat einen Grund: Er liegt im europäischen Corona-Wiederaufbauplan, bei dem Frankreich und Deutschland nach jahrelangen Meinungsverschiedenheiten endlich an einem Strang zogen. Merkel zeigte jene Solidarität, auf die Macron so lange gewartet hatte.
Der Kanzlerin geht es in ihrem letzten Amtsjahr darum, ihr politisches Erbe festzuschreiben. Sie weiß, dass die deutschen Kanzler nur in die Geschichtsbücher kommen, wenn sie in Europa etwas bewegt haben. Die entscheidenden Schritte gelangen immer im Verbund mit Frankreich: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer bei der Versöhnung nach dem Krieg, Helmut Kohl und François Mitterrand bei der deutschen Einheit und Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing beim europäischen Währungssystem. Nun könnte Angela Merkel zusammen mit Emmanuel Macron ebenfalls in die Geschichte eingehen: als das Paar, das Europa nach der CoronaKrise wieder auf die Beine stellte. So weit ist es noch nicht, doch ein Anfang ist gemacht. Die Bilder aus Brégançon sollen das zelebrieren.