Das Coronavirus als Souvenir
Immer mehr Infizierte bringen das Virus aus dem Urlaub mit – insbesondere Jüngere
- Immer mehr Deutsche stecken sich derzeit im Auslandsurlaub mit Corona an. Das belegen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI). Laut den Forschern tragen dabei insbesondere jüngere Altersgruppen zu den steigenden Fallzahlen bei. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen derzeit?
Seit Mitte März war die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle in Deutschland rückläufig. Seit Anfang Juli nimmt sie laut dem RKI aber wieder stetig zu. 389 Landkreise in Deutschland meldeten in den vergangenen sieben Tagen Neuinfektionen, nur 23 registrierten keine neuen CoronaFälle (Stand 20. August).
Hängen die steigenden Infektionszahlen damit zusammen, dass inzwischen mehr getestet wird?
Eine Ausweitung der Tests etwa für Reiserückkehrer könne zu einem Anstieg der Fallzahlen führen, erklärt Marieke Degen, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts, gegenüber der „Schwäbischen Zeitung.“Durch mehr Tests könnten Fälle aufgespürt werden, die etwa wegen fehlender oder nur milder Symptome zuvor unentdeckt waren. „Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind“, sagt Degen.
Warum steigt derzeit die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland?
Laut RKI-Sprecherin Degen gibt es zahlreiche Gründe dafür. So träten derzeit viele kleinere Ausbrüche in verschiedenen Landkreisen Deutschlands auf. Ausgelöst laut Degen etwa von „größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis“und „Freizeitaktivitäten“, aber auch durch Ausbreitung an Arbeitsplätzen, in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen und durch Reiserückkehrer.
Wie viele Menschen infizierten sich jüngst im Ausland?
Laut dem aktuellen Situationsbericht des RKI zu Covid-19 hat der Anteil der Menschen in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen, die sich wahrscheinlich im Ausland infiziert haben. Vergangene Woche machten Auslandsreisende 39 Prozent aller Ansteckungen in Deutschland aus (2952 Fälle).
Für die vergangenen vier Wochen (Kalenderwoche 30 bis 33) listet das RKI zudem eine Top 15 der Länder auf, die nach einer Corona-Infektion am häufigsten als wahrscheinliches Infektionsland genannt wurden. Von insgesamt 15 952 Fällen (Stand 18. August) steckten sich demnach 9519 Menschen in ihrem Heimatland Deutschland an. Darauf folgen der
Kosovo (1755 Fälle), die Türkei (1134), Kroatien (786), Bulgarien (322), Bosnien und Herzegowina (297), Spanien (222), Serbien (211), Rumänien (193), Polen (163), Mazedonien (161), Albanien (152), Österreich (101), Frankreich (90), Italien (79) und Malta (72) sowie 685 Infektionen in weiteren Ländern.
Gibt es Unterschiede beim Alter der infizierten Reiserückkehrer?
Die Infizierten, die als Reiseland Kosovo und Türkei angaben, waren laut RKI eher Kinder und Personen mittleren Alters. Das weise auf Familienreisen hin. Infizierte, die aus Spanien und Kroatien zurückkamen, seien dagegen eher zwischen 20 und 24 Jahren alt. Das deute auf Vergnügungstourismus hin, so das RKI. Dieser Infektionsanstieg jüngerer Bevölkerungsgruppen müsse jetzt gebrochen werden, um zu verhindern, dass sich ältere und gefährdete Gruppen anstecken.