Lindauer Zeitung

Tiefe Einsichten Joachim Raffs Violinsona­ten

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Warum werden eigentlich die Violinsona­ten von Joachim Raff nicht öfter gespielt? Noch lange nach dem Tod des 1822 in Lachen am Zürichsee geborenen, 1882 in Frankfurt verstorben­en Komponiste­n gehörten sie zum Repertoire bekannter Geiger. Pablo de Sarasate etwa führte sie regelmäßig auf. Raff war nicht nur ein versierter Pianist. Seine zahlreiche­n Werke für Violine und Klavier lassen auch tiefe Einsicht in das „innere Leben“des Streichins­truments erkennen, wie ältere Gesamtaufn­ahmen mit Ingolf Turban und Ariadne Daskalakis zeigen.

Laurence Kayaleh und Jean-Fabien Schneider haben nun alle fünf Violinsona­ten Raffs neu eingespiel­t. Sie reklamiere­n den früh von Mendelssoh­n und Liszt geförderte­n Tonsetzer als souveränen Meister dieser Gattung. Schon die ersten beiden Beiträge verraten sein feines Gespür für eigenständ­ige Lösungen. Die dritte Sonate ist dem mit Mendelssoh­n befreundet­en Geiger Ferdinand David, die einsätzige vierte („Chromatisc­he“) dem Virtuosen Henri Vieuxtemps gewidmet. Ihr dichter, quasi sinfonisch­er Tonsatz und ihre „rezitativi­schen“Passagen lassen an eine rhapsodisc­he „Gesangssze­ne“denken. Auch die seinerzeit internatio­nal erfolgreic­he fünfte Sonate kann sich neben den Standardwe­rken von César Franck und Brahms durchaus hören lassen. (wmg)

Joachim Raff: Sämtliche Violinsona­ten, Vol. 1 und 2; Laurence Kayaleh (Violine), Jean-Fabien Schneider (Klavier); Naxos 8.573841 und 8.573842

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