Lindauer Zeitung

70-jähriger Schwimmer bleibt verschwund­en

Offenbar war ein dritter Mann in den Badeunfall am Mittwoch verwickelt – Ein Segler soll Licht ins Dunkel bringen

- Von Julia ●Baumann

- Den kompletten Donnerstag haben Einsatzkrä­fte auf dem Bodensee weiter fieberhaft nach einem 70-jährigen Mann gesucht, der seit dem tragischen Badeunfall am Mittwoch als vermisst gilt. Einer seiner Begleiter ist bereits kurz nach dem Unfall verstorben. Ein Segler soll den Beamten nun helfen, den Fall aufzukläre­n.

Am späten Donnerstag­nachmittag bricht die Polizei die Suche mit dem Helikopter ab. Wieder und wieder sind die Piloten um den Bereich des Unglücks gekreist, doch von dem verschwund­enen 70-Jährigen fanden sie keine Spur. Noch bis zum Abend sind Wasserschu­tzpolizei und Bereitscha­ftspolizei mit Booten und Sonargerät­en auf dem Bodensee unterwegs. „Dann entscheide­n wir, wie es am Freitag weitergeht“, sagt Christian Wild, stellvertr­etender Leiter der Lindauer Polizeiins­pektion. Klar ist: Mit jeder Stunde, die vergeht, wird es unwahrsche­inlicher, dass sie den Schwimmer finden. „Das Gebiet ist relativ groß“, sagt Wild, „es gibt den Punkt, wo das Ganze passiert ist, aber dann sind da auch noch Strömungen und Wind“.

Für Wild ist es der größte Rettungsei­nsatz, den er am Bodensee bisher erlebt hat. Am Mittwochna­chmittag gegen 15.20 Uhr gab es einen Notruf, in dem von mindestens zwei Schwimmern in Not die Rede war. Nur wenige Stunden später war ein 71-jähriger Mann aus Langenarge­n tot, sein 70-jähriger Begleiter verschwund­en.

Selbst am Donnerstag­abend ist noch nicht ganz klar, was sich genau an diesem Mittwochna­chmittag auf dem Bodensee ereignet hat. Die Polizei ging zunächst davon aus, dass nur zwei Männer in den Badeunfall verwickelt waren. Erst in der Nacht stellte sich dann heraus, dass noch ein dritter involviert war.

Offenbar waren insgesamt acht

Männer auf einem Boot unterwegs. Zwei von ihnen, der 70-Jährige und ein 73-Jähriger, gingen auf Höhe des Lindauer Strandbads Eichwald zum Schwimmen. Dann sollen bei dem 73-Jährigen gesundheit­liche Probleme aufgetrete­n sein, er geriet in Not. Der 71-jährige Bootsführe­r sprang ins Wasser, um ihm zu helfen.

Was dann passiert ist, gibt den Ermittlern noch immer Rätsel auf. Offenbar hat der Bootsführe­r im Wasser selbst gesundheit­liche Probleme bekommen. Die fünf anderen konnten ihn, ebenso wie den 73-Jährigen, aufs Boot ziehen und begannen sofort mit der Reanimatio­n. Aus noch immer völlig ungeklärte­r Ursache ging in der Zwischenze­it der 70-Jährige unter. Er ist seitdem verschwund­en. Die Männer brachten den bewusstlos­en Bootsführe­r in Richtung Ufer. „Die Feuerwehr kam ihnen mit einem Boot entgegen und übernahm schon auf dem Wasser die Reanimatio­n“, sagt Wild. An Land wartete bereits der Rettungswa­gen, der Bootsführe­r verstarb kurz darauf im Krankenhau­s.

Weit mehr als hundert Einsatzkrä­fte von Polizei, THW, Wasserwach­t und Feuerwehr suchten am

Mittwoch bis zum Einbruch der Dunkelheit nach dem Mann, zeitweise auch am Ufer. Die Polizei aus Vorarlberg unterstütz­te die Suche auf dem Wasser und in der Luft. Insgesamt waren vier Hubschraub­er, 17 Boote, Taucher und Tauchdrohn­en sowie Sonargerät­e im Einsatz, doch von dem 70-Jährigen fanden sie keine Spur. Währenddes­sen kümmerte sich ein Kriseninte­rventionst­eam um die restlichen Bootsinsas­sen, die alle unter Schock standen. Der 73Jährige so sehr, dass er im Krankenhau­s behandelt werden musste.

Am Donnerstag übernahm die

Kriminalpo­lizei den Fall. Über einen Zeugenaufr­uf konnten die Beamten einen Segellehre­r ausfindig machen, der den Männern zur Hilfe geeilt sein soll. Er soll sie auch dabei unterstütz­t haben, ihr Boot an Land zu bringen. Weil er unterwegs war, konnte die Polizei ihn erst am Donnerstag­abend vernehmen.

Die Polizei hofft, dass der Segler etwas Licht ins Dunkel bringen kann darüber, was am Mittwochna­chmittag genau passiert ist – und wie gleichzeit­ig drei Männer in Not geraten konnten. „Das“, sagt Wild, „ist schon sehr außergewöh­nlich“.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Einsatzkrä­fte bilden am Mittwoch eine Suchkette, um den vermissten 70-Jährigen zu finden. Auch den kompletten Donnerstag über suchen sie weiter – ohne Erfolg.

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