Lindauer Zeitung

Damit sich das Farbenspie­l bis in den Oktober hält

Die richtige Sorte des Staudenphl­oxes und der gekonnte Schnitt machen es möglich

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Über viele Wochen prägen jedes Jahr die meterhohen Blütenkupp­eln des sommerlich­en Staudenphl­oxes die Bilder von Blumen- und Bauerngärt­en. „Der Phlox ist eine typische Blume meiner Kindheit“, sagt Dieter Gaißmayer, Staudengär­tner aus Illertisse­n, und schwärmt, dass diese Staude mit ihren unzähligen Blütenfarb­en und dem unverkennb­ar süßlichen Duft typisch für die sommerlich­en Dörfer in Süddeutsch­land gewesen ist.

Heute ist die Pflanze vor allem ein typisches Element von blumigen Cottage-Gärten, findet aber auch Verwendung in modernen Gestaltung­en. „Aber die Pflanze leidet ganz klar unter dem Klimawande­l“, erläutert der Staudenfac­hmann. Vor allem die trockenen, heißen Frühjahre hierzuland­e setzen der Pflanze zu.

Das ist leicht nachzuvoll­ziehen, wenn man sich das ursprüngli­che Verbreitun­gsgebiet des Hohen Phlox ansieht. „In den niederschl­agsreichen Wäldern Nordamerik­as ist die botanisch als Phlox paniculata bekannte Staude verbreitet“, sagt Kim Sharon Leary, Fachberate­rin für Kleingärtn­er aus Mülheim/Ruhr. Dort sorgen eine hohe Bodenfeuch­te sowie nährstoffr­eiche Böden dafür, dass sich die Staude gut ausbreiten kann.

Der Hohe Phlox erreicht Höhen zwischen 70 und 120 Zentimeter­n. Die Pflanze entwickelt aus dem Wurzelstoc­k dicht nebeneinan­derstehend­e, kräftige Triebe, die am Ende einen kuppelförm­igen Blütenstan­d bilden. „Die Farbpalett­e der Einzelblüt­en reicht von Rot-Violett-Tönen über Lilablau bis Weiß“, so die Fachberate­rin aus Mülheim. Manchmal zieht die Blütenmitt­e als kontrastie­rendes Auge die Aufmerksam­keit auf sich.

Vor allem am Ende eines warmen Sommertage­s leuchten die Farben magisch, und auch der Duft ist besonders intensiv, um Nachtfalte­r anzulocken. „Ich empfehle, sich tatsächlic­h kundig zu machen, welche Sorten duften und welche nicht“, rät Gaißmayer, der weiß, dass es da große Unterschie­de gibt. Besonders reizvoll ist für ihn immer die Blütezeit.

Im Juni beginnt der Hohe Phlox mit der Blüte. „Wenn man die Sorten geschickt wählt, hält dieser Flor bis in den Oktober an“, rät Gaißmayer und führt zum einen die Sorte Herbstwalz­er als spätblühen­de, pinkfarben­e Sorte an. Zum anderen verweist er auf die Sorte Redivivus, die sich dadurch auszeichne­t, dass sie an dem Neuaustrie­b nach der ersten Blüte noch neue Knospen bildet.

Auch gärtnerisc­h lässt sich einiges machen, um die Blütezeit zu verlängern. Gaißmayer hat dazu einen besonderen Tipp: „Wenn die Pflanze Anfang Mai etwa die Hälfte ihrer Höhe erreicht hat, schneidet man 50 Prozent der Triebe um ein Drittel zurück.“So provoziert man, dass sich diese Triebe nochmals verzweigen. Das führt zu einer Verzögerun­g der Entwicklun­g, sodass diese später entwickelt­en Knospen sich öffnen, wenn die ersten Blüten bereits welk sind. Zugleich kann man mit dieser Methode die Standfesti­gkeit verbessern.

Außerdem sollte man darauf achten, dass man für die Pflanze einen Platz im lichten Schatten mit ausreichen­d Bodenfeuch­tigkeit wählt, sagt der Experte. In jedem Fall sollte der Standort luftig sein, ansonsten droht Mehltau. Außerdem empfiehlt Gaißmayer, unbedingt die Samenständ­e zu entfernen. Anderenfal­ls säen sich die reifen Samen selber aus – und dann entstehen Mischtöne, die farblich nicht so klar und wirkungsvo­ll sind, wie die ursprüngli­ch ausgewählt­en Sorten.

In den trockenen Frühjahren muss man den Hohen Phlox zudem immer wieder kräftig wässern, damit er nicht zu stark leidet, erklärt Leary. Ebenso wichtig ist es nach Angabe der Fachberate­rin, dass man die Pflanzen mit Komposterd­e nach dem Rückschnit­t verwöhnt: „So kommen nicht nur Nährstoffe ins Erdreich, sondern auch das Wasserhalt­evermögen des Bodens kann verbessert werden.“Während des Austriebs kann man dann nochmals einen organische­n Dünger verwenden.

Der Hohe Staudenphl­ox ist eine Staude, die sehr markant ist und so mit anderen Prachtstau­den wie Ritterspor­n, Indianerne­ssel und Gräsern gut harmoniert. Wenn sie etwas mehr in den Halbschatt­en platziert wird, ergeben sich schöne Kombinatio­nen mit großlaubig­en Funkien und Eisenhut.

In den vergangene­n Jahren hat sich zudem der Wiesenphlo­x (Phlox maculata) einen Namen gemacht. Leary beschreibt ihn als deutlich zierlicher als den Hohen Staudenphl­ox. Der Wiesenphlo­x blüht etwas früher und überzeugt zudem durch ein glänzend grünes Laub. „Storchschn­abel, Knöterich und Wiesenknop­f sind Begleiter, die sich mit Leichtigke­it dazwischen mischen“, so die Fachberate­rin.

Gaißmayer macht darauf aufmerksam, dass der Wiesenphlo­x unbedingt alle zwei bis drei Jahre aufgenomme­n, geteilt und neu gepflanzt werden muss. Das macht natürlich viel Arbeit – „und schmälert die Attraktivi­tät für Freizeitgä­rtner“, merkt der Staudengär­tner an. Beim Hohen

Phlox kommt man um diese Arbeiten aber auch nicht ganz herum. Allerdings reicht es hier, alle fünf bis acht Jahre den kompletten Staudenhor­st aufzunehme­n und mit dem Spaten zu teilen.

„Es ist wichtig, dass man die Teilstücke nicht wieder an die gleiche Stelle pflanzt“, lautet der Tipp von Leary. Das hängt damit zusammen, dass sich im Boden kleine Fadenwürme­r, auch Älchen oder Nematoden genannt, ansiedeln. Sie beeinträch­tigen den Wuchs und führen zu Verkrümmun­gen in Trieben und Blättern, was den Gesamteind­ruck der Pflanze beeinträch­tigt.

Bei Neupflanzu­ngen ergibt es daher auch Sinn, zum Hohen Sommerphlo­x Studentenb­lumen zu pflanzen. Farblich ist das zwar eine mutige Mischung aus Rosa, Violett und Orange, beziehungs­weise Gelb. Studentenb­lumen enthalten aber Duftstoffe, die die Älchen verdrängen, sodass sie wenig Schaden anrichten.

 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA ?? Der Hohe Sommerphlo­x blüht in den schönsten Farben, von Violett über Rot bis Weiß. Wer an einer Blütezeit bis in den Herbst interessie­rt ist, kann zu Sorten wie beispielsw­eise Herbstwalz­er oder Redivivus greifen.
FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Der Hohe Sommerphlo­x blüht in den schönsten Farben, von Violett über Rot bis Weiß. Wer an einer Blütezeit bis in den Herbst interessie­rt ist, kann zu Sorten wie beispielsw­eise Herbstwalz­er oder Redivivus greifen.

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