Corona als Anstoß für das Ja-Wort
Hochzeitsfeiern sind stark eingeschränkt – Dennoch entscheiden sich einige Paare gerade jetzt zur Heirat
- Es soll der schönste Tag im Leben werden – mit einer großen Feier, gut gelaunten Gästen und einem glücklichen Paar: die Hochzeit. Wegen der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Einschränkungen verzichten einige Verlobte heuer allerdings auf ihr lang ersehntes Fest. Andere geben sich das Ja-Wort gerade deswegen.
Das hat Tanja Schimpf beobachtet. Zur Leiterin des Kemptener Standesamts seien einige Paare gekommen, die die Corona-Krise überhaupt erst motiviert hat zu heiraten. „Viele sehen das als Anker und Anstoß, der Beziehung eine neue Qualität zu verleihen.“Die Paare lebten bisweilen jahrzehntelang zusammen. Dabei spiele nicht nur das in der Krise erstarkende Zugehörigkeitsgefühl eine Rolle, sagt Schimpf. Sondern auch die rechtliche Komponente. So machten sich die Paare Gedanken über die gegenseitige Absicherung im Krankheitsoder gar Todesfall. Und über die Altersversorgung.
Entgegen der Annahme von vielen Eheleuten, ist es allerdings nicht automatisch so, dass man aufgrund der Eheschließung generell für seinen Partner entscheiden kann. Der Pressesprecher der Landesnotarkammer Bayern erklärt das so: „Das vermögensrechtliche Verhältnis verändert sich. Zum Beispiel ist der Ehepartner im Todesfall neben weiteren Verwandten gesetzlich erbberechtigt oder wird unterhaltspflichtig im Falle einer Scheidung. Der persönliche Betreuungsbereich ändert sich allerdings nicht.“Das bedeutet etwa, dass Ärzte laut Gesetz nicht verpflichtet sind, dem Ehepartner eine Auskunft zu geben – wenn zum Beispiel einer von beiden nach einem Unfall im Koma liegt. Auch über die weitere Behandlung kann der Ehepartner nicht zwangsläufig entscheiden. „Dafür wird eine Vorsorgevollmacht benötigt. Diese regelt die Handlungsfähigkeit, wenn einer der Partner nicht mehr für sich sorgen kann“, sagt Mack. Zum Beispiel sei so eine Vollmacht wichtig, wenn ein gemeinsames Grundstück verkauft werden soll, ein Ehegatte jedoch nicht mehr geschäftsfähig ist.
Der rechtliche Aspekt spielt auch bei Sarah Fischer und ihrem Lebenspartner eine Rolle. Die Kemptener heiraten Anfang Oktober. Allerdings steht bei ihnen der romantische Gedanke im Vordergrund, sagt Sarah Fischer. Natürlich habe das Paar darüber nachgedacht, die Trauung wegen Corona zu verschieben. Doch es könne letztlich niemand sagen, wie die Situation im nächsten Jahr aussieht. „Wir ziehen das jetzt einfach durch“, sagt die 27-Jährige.
Zur Hochzeit haben sie und ihr Verlobter nur die engste Verwandtschaft eingeladen. Auf Unvorhergesehenes müssen sie sich allerdings einstellen: „Das Standesamt hat uns gesagt, dass wir durchaus auch nur zu zweit kommen dürfen, falls es noch einmal einen Lockdown gibt.“
Die beiden Kemptener werden sich nach jetzigem Stand in der Schrannenhalle das Ja-Wort geben. Dort sind nach Angaben von Tanja Schimpf aktuell 50 Gäste zugelassen. „Das sind mehr als im Trauzimmer zu regulären Zeiten.“Der Raum im Untergeschoss des Rathauses steht Brautpaaren noch bis einschließlich Oktober zur Verfügung. Im eigentlichen Trauzimmer können momentan lediglich zwölf Verwandte und Freunde der Trauung beiwohnen – normalerweise insgesamt gut 30. Während der Trauung dürfen Brautpaar und Gäste den Mund-NasenSchutz abnehmen, wer sich bewegt – etwa der Fotograf – muss ihn anbehalten. Einige derer, die während des Lockdowns ihre Heirat verschoben haben, hätten sie mittlerweile nachgeholt, sagt die Standesbeamtin.