Trainingslager als Talentshow
Die Rasselbande des VfB Stuttgart will in Kitzbühel einen weiteren Schritt nach vorn machen – Lilian Egloff unterschreibt bis 2024
(dpa/zak) - Es hat einen Hauch von Klassenfahrt. Am Samstagmorgen reist Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart ins einwöchige Trainingslager nach Kitzbühel. Und mit an Bord ist gleich eine ganze Reihe von jungen Talenten, die sich für einen Stammplatz bei den Profis empfehlen wollen. Vor allem in der Offensive tummeln sich die jungen Wilden. Doch schaffen sie es auch, die letzten verbliebenen Platzhirsche unter Druck zu setzen?
„Wir wollten den Altersschnitt im Kader senken, das ist uns gelungen“, sagte Vorstandschef Thomas Hitzlsperger kürzlich. Nach dem Karriereende von Mario Gomez, der Degradierung des Ex- Nationalspielers Holger Badstuber in die 2. Mannschaft und der Verpflichtung des 17-jährigen Momo Cissé ist der VfB inzwischen 23,9 Jahre jung im Schnitt, nur noch Hertha BSC Berlin ist einen Tick unerfahrener. Aus der 30er-Fraktion der Stuttgarter sind nur noch Daniel Didavi (30) und Gonzalo Castro (33) übrig. Nicht nur sie werden sich der neuen Angriffe der jungen Herausforderer erwehren müssen.
„Ein Mateo Klimowicz, Robbie Massimo, Lilian Egloff, Tanguy Coulibaly und Darko Churlinov sind jetzt ein Jahr weiter, haben den erwarteten Schritt gemacht“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat: „Sie dürften demnach näher dran sein als letzte Saison.“Und werden – gerade im Angriff – womöglich auch mehr gebraucht. Torjäger Nicolas Gonzalez (22) hat weiter die Absicht, Stuttgart trotz Vertrags bis 2023 noch zu verlassen. Hamadi al Ghaddioui (29) hat keine Erstliga-Erfahrung, Sasa Kalajdzic (23) eine komplizierte Knieverletzung hinter sich. Da sind gute Back-ups gefragt.
Von den von Mislintat Genannten ist keiner älter als 20 Jahre. Auch Silas
Wamangituka (20) nicht, der von den Youngsters am vielseitigsten veranlagt und in der Entwicklung am weitesten ist. Auf sieben Tore und acht Vorlagen in 29 Partien brachte es der Kongolese zuletzt in Liga zwei – und stach damit deutlich aus der Riege der Rookies heraus. Die anderen müssen sich erst noch beweisen, nun sogar eine Etage höher. Allerdings könnten sie von der weniger ruppigen Gangart und der defensiveren Taktik des Aufsteigers in der Bundesliga profitieren. „Sie bringen alle viel Tempo mit. Es dürfte ihnen entgegenkommen, wenn wir nicht mehr so viel Ballbesitz haben und sich stattdessen mehr Räume öffnen sollten“, sagte Mislintat. Klimowicz (20) und Egloff (18) sollen das offensive Zentrum beleben. Massimo (19) und Churlinov (20) sind Kandidaten für die Außenpositionen, sollte der VfB mit Fünferkette verteidigen. Coulibaly (19) und der zu Wochenbeginn
vom französischen Zweitligisten AC Le Havre verpflichtete Cissé sind klassische Flügelstürmer.
Sie alle wollen die Tage in Tirol nutzen, um bei VfB-Coach Pellegrino Matarazzo zu punkten. Im Training, aber vor allem in den Testspielen gegen den FC Liverpool am Samstag, Hamburger SV (26. August) und Arminia Bielefeld (29. August). Das Trainingslager als Talentshow.
Doppelten Grund zum Feiern hatte am Donnerstag Lilian Egloff. Der gebürtige Heilbronner unterschrieb an seinem 18. Geburtstag einen Profivertrag bis 2024. Der Mittelfeldspieler durchlief ab der U11 alle VfB-Nachwuchsteams, letzte Saison gab er sein Profidebüt. Er verfüge „für sein Alter über außergewöhnliche Fähigkeiten“, sagt Mislintat: „Wir sind davon überzeugt, dass er alle Voraussetzungen mitbringt, um sich zu einem sehr guten Spieler zu entwickeln.“