Lindauer Zeitung

Staatliche Wirtschaft­shilfen sollen in die Verlängeru­ng

Arbeitsmin­ister Heil will eine Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergelds, Wirtschaft­sminister Altmaier den Mittelstan­d weiter unterstütz­en

- Von AFP, Holger Göpel und Andreas Hoenig

(dpa/AFP) - Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) plant einem Medienberi­cht zufolge wegen der Corona-Krise mit einer Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergeldes bis März 2022. Wie die „Bild am Sonntag“aus einem ihr vorliegend­en Konzept des Bundesarbe­itsministe­riums berichtete, soll auch die Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes bis dahin fortgesetz­t werden. Am Dienstag soll im Koalitions­ausschuss über eine Nachjustie­rung der Corona-Hilfen beraten werden. Im Blick stehen dabei neben der Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergeldes auch die Überbrücku­ngshilfen für den Mittelstan­d. Dabei geht es um Milliarden­beträge.

Heil sagte der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“: „Ich werde dem Koalitions­ausschuss am Dienstag vorschlage­n, dass wir die Brücke der Kurzarbeit zunächst über den Jahreswech­sel hinaus verlängern und sie im Jahr 2021 dann Stück für Stück zurückführ­en.“Die Bundesregi­erung arbeite daran, die nötigen Rechtsände­rungen im September auf den Weg zu bringen. Konkret gehe es ihm um eine Verlängeru­ng der Laufzeit von Kurzarbeit von bisher 12 auf bis zu 24 Monate im einzelnen Betrieb.

Das Bundesarbe­itsministe­rium schlägt laut „Bild am Sonntag“auch vor, die Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes

zu verlängern. Heils Ressort habe ein entspreche­ndes Konzept entwickelt. Regulär beträgt das Kurzarbeit­ergeld 60 Prozent des ausgefalle­nen Nettolohns, für Berufstäti­ge mit Kindern 67 Prozent. Die Bundesregi­erung hatte in der Corona-Krise aber beschlosse­n, das Kurzarbeit­ergeld aufzustock­en. Ab dem vierten Monat wird es nun auf 70 beziehungs­weise 77 Prozent erhöht, ab dem siebten Monat auf 80 beziehungs­weise 87 Prozent.

Die Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergeldes auf 24 Monate könnte zwischen fünf und zehn Milliarden Euro kosten, schrieb die „BamS“. Die Höhe der Kosten sei davon abhängig, wie viele Beschäftig­te 2021 und 2022 noch von Kurzarbeit betroffen sein werden.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) macht sich derweil für eine Verlängeru­ng der Überbrücku­ngshilfen für den Mittelstan­d bis Ende des Jahres stark. Gerade der Mittelstan­d und seine Beschäftig­ten bräuchten weiterhin dringend Hilfe, um die schwierige Zeit zu überstehen. In den von den Einschränk­ungen

besonders betroffene­n Bereichen sei die Lage weiter ernst.

Die staatliche­n Überbrücku­ngshilfen laufen bisher bis Ende August. Die Antragsfri­st war bis Ende September verlängert worden, also sind Zahlungen auch rückwirken­d möglich. Für die Zuschüsse an die Firmen hat der Bund 25 Milliarden Euro eingeplant. Unterstütz­t werden sollen vor allem kleine und mittelstän­dische Firmen aus Branchen wie der Reisewirts­chaft, dem Hotel- und Gaststätte­ngewerbe oder den Schaustell­ern, die weiter erhebliche Umsatzeinb­ußen haben.

Erstattet werden fixe Betriebsko­sten bis zu einem Betrag von insgesamt 150 000 Euro über drei Monate. Die Zuschüsse müssen nicht zurückgeza­hlt werden. Bisher wurden bei den Überbrücku­ngshilfen rund 38 000 Anträge gestellt und ein Fördervolu­men von mehr als 700 Millionen Euro beantragt, wie es im Wirtschaft­sministeri­um hieß. Damit ist noch viel Geld aus dem Milliarden­topf nicht abgeflosse­n.

Die Antragszah­len stiegen täglich an und würden gerade von kleinen und mittleren Unternehme­n stark nachgefrag­t, hieß es. Rund 94 Prozent der Anträge seien aktuell von Unternehme­n mit bis zu 49 Beschäftig­ten gestellt worden. Rund 30 Prozent der Anträge kämen aus dem Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, zehn Prozent aus der Reisewirts­chaft,

weitere vor allem aus dem Kulturbere­ich sowie der Veranstalt­ungsbranch­e. Die Bundesregi­erung hatte zuvor bereits milliarden­schwere Rettungspr­ogramme beschlosse­n, etwa Sonderkred­ite und Soforthilf­en für Kleinstfir­men. Damit soll verhindert werden, dass Firmen das Geld ausgeht und Jobs vernichtet werden.

Angesichts der wieder steigenden Zahl von Neuinfekti­onen wird in der Wirtschaft vor der Gefahr eines zweiten Lockdowns gewarnt. Der Chef der „Wirtschaft­sweisen“, Lars Feld, sagte: „Das wäre wirtschaft­lich gesehen eine Katastroph­e. Es besteht dann die Gefahr einer dauerhafte­n Abschwächu­ng des Wachstums.“

Der Bundesverb­and Freie Berufe forderte die schwarz-rote Koalition zu Nachbesser­ungen bei den Corona-Hilfen auf. Hauptgesch­äftsführer Peter Klotzki sagte der dpa, gerade Solo-Selbststän­dige würden seit rund einem halben Jahr im Stich gelassen. „Dies befördert die Bereitscha­ft zur Selbststän­digkeit nicht, sondern würgt sie ab.“Die geplante Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergeldes sei ein geeignetes Instrument, den Arbeitsmar­kt zu stabilisie­ren, betonte Klotzki. „Allerdings fallen die Hilfsinstr­umente damit weiterhin auseinande­r: Gerade Solo-Freiberufl­er und diejenigen mit wenigen Mitarbeite­rn werden gegenüber Arbeitnehm­ern weiter benachteil­igt.“

 ?? FOTO: CARSTEN REHDER/DPA ?? Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier will die Überbrücku­ngshilfen für den Mittelstan­d verlängern. Unterstütz­t werden soll unter anderem das Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, das weiter mit erhebliche­n Umsatzeinb­ußen zu kämpfen hat.
FOTO: CARSTEN REHDER/DPA Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier will die Überbrücku­ngshilfen für den Mittelstan­d verlängern. Unterstütz­t werden soll unter anderem das Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, das weiter mit erhebliche­n Umsatzeinb­ußen zu kämpfen hat.

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