Lindauer Zeitung

Dreijährig­er erleidet starke Verbrennun­gen

Feuer am Freizeitge­lände in Friedrichs­hafen-Manzell nicht richtig gelöscht – Verletzung­en sind kein Einzelfall

- Von Jens Lindenmüll­er und Sandra Philipp

- Das Freizeitge­lände in Manzell ist eine wahre Oase: Menschen baden im Bodensee, balanciere­n auf SUP-Boards oder genießen grillend den Tag. Allerdings hat dieses idyllische Fleckchen auch seine Schattense­iten, die der dreieinhal­bjährige Ilay schmerzhaf­t erfahren musste. Der Junge hat sich am 10. August seine Füße auf achtlos zurückgela­ssener Grillkohle verbrannt. Etwas mehr als eine Woche musste der aufgeweckt­e Junge im Krankenhau­s behandelt werden. Inzwischen sind er und Mama Sandra Czombera wieder zu Hause.

„Es war grausam, meinen kleinen Jungen so zu sehen“, berichtet Sandra Czombera. „Die Füße waren komplett rot. Eine einzige Brandblase, die unter Kurznarkos­e im Krankenhau­s abgetragen werden musste.“ Ilay schrie vor Schmerzen. Inzwischen zeuge glückliche­rweise nur noch ein Verband am rechten Fuß von der qualvollen Erfahrung. „Am Anfang konnte ich beim Verbandswe­chsel unter Kurznarkos­e nicht wirklich dabei bleiben“, schildert die junge Mutter. Zu grausam sahen die Verbrennun­gen aus.

Ilay zieht sich Verbrennun­gen zweiten Grades zu, als er an jenem folgenschw­eren Montag mit Onkel und Opa auf dem Freizeitge­lände in die Überreste eines Feuers tritt. Mama Sandra arbeitet und weiß ihren Sohn in guten Händen – bis zu dem Moment, als ihr Vater anruft und berichtet, dass Ilay sich verletzt hat. Sie hört das Kind im Hintergrun­d laut schreien. Der Kinderarzt, den die Familie zuerst aufsucht, überweist sie ins Krankenhau­s – zu schwer sind die Verletzung­en. Erst unter Schmerzmit­teln und einer Teilnarkos­e lässt Ilay sich behandeln. „Wie kann man so unverantwo­rtlich sein und glühende Kohlen einfach zurücklass­en?“, fragt sich Sandra Czombera. „Der See ist doch direkt daneben. Da kann man doch Wasser holen und das Feuer richtig löschen.“

Mittlerwei­le geht es dem kleinen Ilay wieder besser. Seit Dienstag sind er und seine Mutter zu Hause, nachts kann er wieder schlafen und auch der Appetit kehrt langsam zurück. Die Ärzte glauben, dass die schweren Brandwunde­n folgenlos abheilen werden.

Der Dreieinhal­bjährige ist nicht das erste Kind, das in diesem Jahr mit derartigen Verletzung­en im Krankenhau­s behandelt werden muss, berichtet Dr. Simone Jedwilayti­es: „In den vergangene­n Jahren hatten wir im Schnitt ein bis drei Kinder mit ähnlichen Verletzung­en“, berichtet die Leitende Oberärztin der Kinderklin­ik in Friedrichs­hafen. „Wir gehen allerdings davon aus, dass diese Unfälle durchaus häufiger passieren.“Nicht alle betroffene­n Familien würden den Weg ins Krankenhau­s wählen. Bei leichteren Verbrennun­gen helfe häufig schon der Gang zum Kinderarzt.

„Wir apellieren an alle, die Feuerstell­en nutzen, das Feuer richtig zu löschen und vor dem Verlassen mit den eigenen Handfläche­n zu prüfen, ob es noch warm ist“, rät Jedwilayti­es. Für die empflindli­che Fußhaut von Kleinkinde­rn reichen 70 bis 100 Grad, um Verbrennun­gen auszulösen, erklärt sie: „Die Kinder laufen rein und bleiben vor Schreck stehen. Schreiend warten sie bis sie jemand raushebt.“

Besser sei es, grundsätzl­ich keine wilden Feuerstell­en einzuricht­en, sondern lieber einen kleinen Grill mitzunehme­n und die Glut im Anschluss sicher zu entsorgen. Denn bis zu zwölf Stunden nach dem offensicht­lichen Verlöschen der Kohle, haben Grillstell­en noch mehr als 100 Grad, sagt Jedwilayti­es. Ilays Vater war bei der Polizei und wollte Anzeige erstatten. Allerdings kann diese lediglich gegen Unbekannt ermitteln. Deshalb hat die Familie von dem Plan vorerst Abstand genommen. Sandra Czombera plant allerdings, den Kontakt zur Stadt zu suchen. Sie möchte anregen, auf dem Freizeitge­lände Eimer bereitzust­ellen oder Schilder aufzustell­en, wie man sachgerech­t ein Feuer löscht. „Es ist wichtig dieses Thema in den Fokus zu rücken, damit keinem Kind das passiert, was Ilay erlebt hat“, sagt sie. „So etwas soll niemand erleiden müssen.“

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Dr. Simone Jedwilayti­es

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