Auf Europas Thron
Bayern München gewinnt gegen Paris mit 1:0 und ist Champions-League-Sieger 2020
(SID) - Matchwinner Kingsley Coman rannte freudetrunken auf das Spielfeld und umarmte jeden, der ihm über den Weg lief oder hüpfte – dann packte sich Meistertrainer Hansi Flick den Mann des Abends und drückte lange fest an seine Brust. Flick hatte den flinken Franzosen extra für das Endspiel in der Champions League wieder in seine Startelf geholt – und damit ein Goldenes Händchen bewiesen. Coman und der herausragende Manuel Neuer bescherten den Münchnern mit einem 1:0 (0:0) gegen Paris Saint-Germain zum zweiten Mal nach 2013 den Titel-Dreierpack.
„Es ist wirklich ein Traum für uns alle. […] Vielleicht hat es noch nie so Spaß gemacht, in dieser Mannschaft zu spielen“, sagte Neuer im „Stadion des Lichts“von Lissabon, wo er um 22.09 Uhr Ortszeit den Henkelpott in die Höhe riss. Thomas Müller jubelte: „Das fühlt sich unglaublich an.“Der deutsche Rekordmeister hatte zuvor das Pariser Millionen-Ensemble mit den Weltstars Neymar und
Kylian Mbappé sowie dem deutschen Trainer Thomas Tuchel niedergerungen und zum sechsten Mal in seiner ruhmreichen Vereinsgeschichte den begehrten Titel geholt. Flick ist zugleich der sechste deutsche Trainer, dem dies gelang – mit einer nie dagewesenen perfekten Saison, mit elf Siegen in elf Spielen.
Coman (59.) köpfte die Bayern in einem nicht immer hochklassigen Finale mit dem 500. Treffer der Münchner in der Champions League ins Glück. Ausgerechnet Coman: Der Franzose war einst bei Paris St. Germain ausgebildet worden. Flick hatte den flinken Stürmer nicht zuletzt wegen dessen Vergangenheit für das Finale anstelle von Ivan Perisic wieder auf die linke Seite gestellt. Dort hatte der 24-Jährige zunächst Probleme mit Nationalspieler Thilo Kehrer, steigerte sich aber wie seine Mitspieler in der zweiten Halbzeit – und konnte sich zudem auf einen herausragenden Neuer verlassen.
Bis zur Pause waren sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnet: Paris wirkte dabei zunächst ein wenig spritziger, den Bayern fehlte oft die Genauigkeit und die Leichtigkeit wie beim 8:2 im Viertelfinale gegen den FC Barcelona.In der zweiten Halbzeit traten die Münchner wie verwandelt auf, waren ballsicherer und dadurch auch druckvoller.
Mit dem sechsten Gewinn des Henkelpotts nach 1974, 1975, 1976, 2001 und 2013 haben die Münchner nun zu Titelverteidiger FC Liverpool aufgeschlossen, häufiger holten die 7,5 Kilogramm schwere Trophäe nur Real Madrid (13) und der AC Mailand (7). In Lissabon krönten die Bayern herausragende Monate unter Flick, der nach einem Debakel bei Eintracht Frankfurt (1:5) am 3. November 2019 das Amt von Niko Kovac übernommen hatte: Der Sieg im Finale war der 21. nacheinander in einem Pflichtspiel, seit der Niederlage am 7. Dezember 2019 bei Borussia Mönchengladbach haben sie nur eine von 31 Partien nicht gewonnen. Und so endet eine Mission, zu der Müller meinte: „Wir haben eine Reise
hinter uns, der Haufen ist Wahnsinn von A bis Z. Wir kamen vom Gefühl her von relativ weit unten im Herbst, dann haben wir einen Lauf hingelegt, der sensationell ist. Gefühlt hatten wir es mit dieser Art und Weise auch verdient. [...] Es war nicht unser bestes Spiel. Natürlich freue ich mich, dass ich nochmal zeigen konnte, dass ich nicht auf den Altglas-Container gehöre.“Genauso wenig wie die übrigen Bayern – die nun von Europas Thron grüßen.
Paris St. Germain – Bayern München 0:1 (0:0). – Paris: Navas Kehrer, Thiago Silva, Kimpembe, Bernat (80. Kurzawa) - Marquinhos - Paredes (65. Verratti), Ander Herrera (72. Draxler) - Di Maria, Neymar, Mbappe. – München: Neuer - Kimmich, Jerome Boateng (25. Süle), Alaba, Davies - Thiago (86. Tolisso), Goretzka - Gnabry (68. Coutinho), Thomas Müller, Coman (68. Perisic) - Lewandowski. – Tor: 0:1 Coman (59.).