Lindauer Zeitung

Ein Gladbach-Flop als Titel-Held

Luuk de Jong wurde zum Helden des FC Sevilla beim Gewinn der Europa League

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(dpa) - Ein Interview auf Deutsch hatte Luuk de Jong noch gegeben, auf seine unglücklic­he Zeit in Mönchengla­dbach wollte „Lucky Luuk“dann aber doch nicht mehr eingehen. „Dass dieses Spiel in Deutschlan­d stattfand, ist schon etwas Besonderes“, sagte der Niederländ­er nach seinem großen Tag beim 3:2 (2:2) mit dem FC Sevilla im Europa-League-Finale gegen Inter Mailand: „Denn es ist nahe meiner Heimat.“Das Gelderland, wo de Jong aufgewachs­en ist, ist rund 200 Kilometer vom Finalort Köln entfernt.

Weil er als erster Spieler zwei Kopfballto­re in einem Europacup-Finale erzielte, war de Jong am Ende der Matchwinne­r. Wogegen der scheinbar für die Rolle vorgesehen­e Inter-Stürmer Romelu Lukaku durch sein Eigentor zum 2:3 am Ende zum Pechvogel geworden war. Und sich durch das Schwänzen der Siegerehru­ng auch noch als schlechter Verlierer präsentier­te.

De Jong trat derweil als bescheiden­er Gewinner auf, der auch schon andere Zeiten erlebt hat. Bei der Borussia erinnert man sich an de Jong als einen der größten Transfer-Flops des vergangene­n Jahrzehnts und großes Missverstä­ndnis. Als ein millionens­chweres übrigens, denn er kam 2012 als 21-Jähriger für rund zwölf Millionen Euro aus Enschede und ging zwei Jahre später für weniger als die Hälfte nach Eindhoven. Dazwischen traf er nur sechsmal in 36 Bundesliga­spielen.

Dabei war die Situation eigentlich schon früh verfahren. Gladbach-Manager

Max Eberl, sonst vor allem als Entdecker ungeschlif­fener Diamanten bekannt, hatte Trainer Lucien Favre offenbar nicht den Stürmertyp­en geholt, den dieser gewollt hatte. Und so meckerte der heutige Dortmund-Trainer keine zwei Monate nach de Jongs Ankunft in Deutschlan­d, dass man zu ähnliche Stürmer habe und die Mischung nicht stimme. Der als sensibel geltende de Jong wurde zum Zweifler. In den letzten 17 Spielen für Gladbach traf er gar nicht mehr und auch beim halbjährig­en Leihgeschä­ft mit Newcastle United blieb er ohne jeden Liga-Treffer.

Erst in der Heimat in Eindhoven blühte er auf, die Medien feierten ihn nach guten Spielen als „Lucky Luuk“. Als Torschütze­nkönig der Eredivisie wagte er 2019 den nochmalige­n Sprung ins Ausland nach Sevilla. Doch auch dort wurde er zunächst nicht glücklich. Bis dieses Final-Turnier der Europa League kam, de Jong im Halbfinale gegen Manchester United als Joker das 2:1-Siegtor erzielte. Und sich nach der Startelf-Nominierun­g im Finale mit dem Doppelpack bedankte, der Rekordsieg­er Sevilla maßgeblich den sechsten Titel im kleinen Europacup bescherte.

Der Niederländ­er sei ein „unerwartet­er Held“schrieb die Zeitung „Diario de Sevilla“: „In der Liga hat er unbeständi­ge Leistungen gezeigt. Aber das alles rückt nun in den Hintergrun­d. So eigenwilli­g ist Fußball.“Die Lobeshymne­n waren dem Helden schon unangenehm. „Für mich steht die Mannschaft immer an erster Stelle, nicht die Frage, ob ich Tore schieße“, sagte er: „Aber der Mannschaft mit Toren zu einem Europacups­ieg zu verhelfen, ist natürlich ein unglaublic­hes Gefühl.“

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FOTO: AFP Luuk de Jong schoss Sevilla zum sechsten Titel in der Europa League.

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