Lindauer Zeitung

„Es ist richtig, die Teststrate­gie zu ändern“

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- Für Andreas Gassen, als Vorstandsc­hef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (KBV) oberster Vertreter der 150 000 niedergela­ssenen Ärzte in Deutschlan­d, war das Abrücken von der massenhaft­en Testung von Reiserückk­ehrern überfällig. Für ihn komme es auf gezieltes Testen an, sagte Gassen (Foto: dpa) im Interview mit Hajo Zenker.

Erst wurden Reiserückk­ehrer gar nicht als Problem wahrgenomm­en, dann kamen Pflichttes­ts, die nun wieder abgeschaff­t werden. Was halten Sie davon?

Mit dem aktuellen Testgesche­hen kommen die Labore an ihre Grenzen. In der vergangene­n Woche haben diese knapp eine Million Tests gemacht, inzwischen werden die Materialie­n im Labor knapp. Es ist daher richtig, die Teststrate­gie zu ändern. Wir müssen einen Weg finden, der ressourcen­schonender und effiziente­r ist als der aktuelle. Hier ist eine Fokussieru­ng gefragt, die nach medizinisc­hen, nicht nach politische­n Kriterien ausgericht­et ist.

Sollte man sich beim Testen wie am Anfang der Pandemie auf Menschen mit Symptomen konzentrie­ren?

Die Strategie, die wir am Anfang der Pandemie hatten, hat gut funktionie­rt: Wir haben gezielt getestet und uns auf symptomati­sche Patienten konzentrie­rt. Das ist in meinen Augen der richtige Ansatz. Wir sollten in die Teststrate­gie die Expertise und die Erfahrunge­n der niedergela­ssenen Kolleginne­n und Kollegen unbedingt mit einbeziehe­n.

Also sind Tests für jedermann, die etwa Bayern verspricht, sinnlos?

Aus medizinisc­her Sicht machen ungezielte Massentest­s wie in Bayern nicht wirklich Sinn. Und dass sie logistisch kaum zu handhaben sind, hat sich ja bereits gezeigt. Ein anlasslose­s Testen ist aus epidemiolo­gischer Sicht nicht zielführen­d. Das Credo ist „Testen, testen, testen – aber gezielt“. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

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