Ex-Kommissar
Der Ire Phil Hogan galt als einer der erfahrensten und versiertesten Politiker im Team von EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Jetzt muss der Christdemokrat gehen – zum Verhängnis werden ihm CoronaRegeln. Der 60-Jährige hatte vergangenen Mittwoch an einem Golfdinner mit 81 Gästen teilgenommen, obwohl wegen der steigenden Infektionsraten in geschlossenen Räumen nur noch Zusammenkünfte von bis zu sechs Personen aus maximal drei Haushalten erlaubt sind.
Hogan war bei der EU für Handelsfragen zuständig und sollte in den gerade für sein Heimatland so wichtigen Handelsgesprächen mit Großbritannien eine Schlüsselrolle spielen. Wer den Posten des Iren auf Dauer bekommt, ließ Kommissionschefin Ursula von der Leyen zunächst offen. Irland soll möglichst eine Frau und einen Mann als Kandidaten präsentieren. Auf der Insel ist die Nachfolgedebatte im vollen Gange.
Von der Leyen dankte dem 60-Jährigen ausdrücklich für seine „unermüdliche und erfolgreiche Arbeit“. Aber die Kommissionschefin sagte auch: „Unter den derzeitigen Umständen, da Europa gegen die Ausbreitung des Coronavirus kämpft und Europäer Opfer bringen und schmerzhafte Beschränkungen akzeptieren, erwarte ich von Mitgliedern des Kommissarskollegiums, besonders aufmerksam auf die Einhaltung der geltenden nationalen und regionalen Regeln und Empfehlungen zu achten.“
Hogan hatte offensichtlich gehofft, den Sturm aussitzen zu können. Am Wochenende entschuldigte er sich überschwänglich – „besonders bei den wundervollen Mitarbeitern der Gesundheitsdienste. Es tut mir aufrichtig leid.“Doch schon einen Tag später wurde er von der Polizei gestoppt, weil er am Steuer seines Wagens telefoniert hatte. Mittlerweile wurde auch bekannt, dass Hogan auf dem Weg zum Golfdinner noch einen Abstecher in sein privates Domizil in der Grafschaft Kildare gemacht hatte. Die aber ist wegen stark gestiegener Fallzahlen derzeit abgeriegelt. Nur Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz sind erlaubt.
Daniela Weingärtner und dpa