Lindauer Zeitung

US-Mediziner entsetzt über geänderte Teststrate­gie

Neue Richtlinie nimmt Kontaktper­sonen ohne Corona-Symptome nicht mehr „notwendige­rweise“in die Pflicht

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(AFP) - Die US-Gesundheit­sbehörde CDC hat ihre Richtlinie­n für Coronaviru­s-Tests aufgeweich­t – Medienberi­chten zufolge auf Druck von Präsident Donald Trump. Bislang empfahl das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheite­n (CDC) einen Test für alle, die engen Kontakt zu einem Infizierte­n hatten. Nun brauchen Kontaktper­sonen ohne Symptome nicht mehr „notwendige­rweise“einen Test. Mediziner wie der renommiert­e Virenexper­te und Präsidente­nberater Anthony Fauci kritisiert­en die neue Teststrate­gie.

Unklar blieb zunächst, aus welchem Grund und auf welcher Grundlage die Testrichtl­inie verändert wurde. Ein Vertreter des Gesundheit­sministeri­ums sagte, „wie immer“seien auch die Experten des Corona-Krisenstab­s des Weißen Hauses hinzugezog­en worden, auch Fauci habe die Pläne gesehen. Der 79-Jährige wies diese Darstellun­g allerdings zurück. „Ich war unter Vollnarkos­e im Operations­saal und war an keiner Besprechun­g oder Beratung zu den neuen Test-Empfehlung­en beteiligt“, sagte der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektions­krankheite­n.

Fauci war am Donnerstag vergangene­r Woche operiert worden. Dem in der Corona-Krise weltweit bekannt gewordenen Immunologe­n musste ein Polyp an den Stimmbände­rn entfernt werden. Er zeigte sich nun „beunruhigt“über die Folgen der neuen Teststrate­gie: „Ich mache mir Sorgen, dass sie die Menschen zu der irrigen Annahme verleitet, dass asymptomat­ische Verbreitun­g kein großes Problem ist. Das ist sie aber.“

Auch andere Gesundheit­sexperten reagierten fassungslo­s. Geschätzt 40 bis 50 Prozent aller Infizierte­n seien asymptomat­isch, schrieb die Medizineri­n

Leana Wen von der GeorgeWash­ington-Universitä­t im Onlinedien­st Twitter und ergänzte: „Wurde diese Änderung vorgenomme­n, weil wir nicht ausreichen­d Tests haben?“

Sowohl CNN als auch die „New York Times“berichtete­n, die Gesundheit­sbehörde CDC habe ihre Richtlinie­n auf Druck von Präsident Trump geändert. Der Republikan­er hatte wiederholt beklagt, dass die USA so hohe Infektions­zahlen aufweisen würden (aktuell mehr als 5,8 Millionen Fälle), weil so viel getestet werde. Das lasse das Land und die Regierung in einem schlechten Licht dastehen.

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