Baustellen führen zu Verspätungen beim Stadtbus
Stadt beschäftigt sich bereits mit dem Problem und hofft auf Entspannung durch ein ganz neues Projekt
- Die vielen Baustellen Lindaus halten den Stadtbus auf – das zeigt ein jüngstes Beispiel. Die Stadtverwaltung fährt bereits eine harte Linie gegen Bauunternehmen, die Verantwortlichen der Stadt haben außerdem hohe Erwartungen an ein ganz neues Projekt.
Thomas Willy ist aufgebracht. „Der Stadtbus wurde mutwillig aufgehalten“, poltert der Lindauer. Von seinem Balkon in der Holbeinstraße beobachtete er vor Kurzem, wie ein Bautransporter einem Bus der Linie 3 den Weg versperrte. „Die Bauarbeiter sind unverschämt, sie haben den Stadtbus gesehen, was ihnen aber völlig egal war.“Die Busfahrerin sei auf die Bauarbeiter zugegangen und habe sich beschwert, die winkten jedoch nur ab und meinten, dass das Abladen nur wenige Minuten dauert. „Der Bus stand letztendlich fast 15 Minuten“, erzählt Willy.
Verständnis für die Bauarbeiter kann er kaum aufbringen. Denn was ihm wirklich sauer aufstößt ist das Wissen, dass es auch anders geht. „Es gibt eine zweite Baustelle in der Straße, dort orientieren sich die Baufirmen am Busplan und das klappt.“Thomas Willy nutzt den Stadtbus selbst täglich, er bemerkt immer wieder Verspätungen des Stadtbusses durch Baustellen. „Ich will klarstellen, dass ich den Busfahrern nichts vorwerfe.“Willy glaubt, die Fahrer seien selbst sehr frustriert über die Situation.
„Unsere Fahrerinnen und Fahrer haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie Nerven wie Drahtseile haben und gehen mit derartigen Situationen sehr professionell um“, sagt Manuela Schlichtling-Pfersich, Pressesprecherin der Stadtwerke. In Lindau habe sich in der vergangenen Zeit einfach viel entwickelt, das sei mit Beeinträchtigungen für den Stadtbus verbunden, sagt Schlichtling-Pfersich. „Viele Baufirmen verhalten sich dem Stadtbus gegenüber sehr partnerschaftlich und vorbildlich, leider gibt es aber auch andere Beispiele.“
Die Stadtverwaltung hofft vor allem auf ein ganz neues Projekt, um trotz vieler Baustellen die Pünktlichkeit zu verbessern: Das neue Stadtbus-System kommt ab Dezember, mit der neuen Linie 5 und optimierter Streckenführung, dem sogenannten „Rendez-Vous-System“. Durch neue Linienäste hoffen die Stadtwerke auf einen Puffer, mit dem Verzögerungen, wie durch Baustellen, besser abgefedert werden. Unzählige Stunden Denkwerkstatt und Hirnschmalz seien in das Projekt geflossen, um die Verknüpfung mit der Schiene zu ermöglichen und gegen die Unpünktlichkeit der Busse anzukämpfen.
„Ich finde das System genial“, sagt Pressesprecherin Schlichtling-Pfersich. „Unser 'Rendez-Vous-System’ lebt von Pünktlichkeit, davon, dass sich alle Linien am ZUP treffen und von dort gleichzeitig wieder ausschwärmen.“Das System sei deswegen aber auch anfällig, gesteht Schlichtling-Pfersich. Wenn beispielsweise ein Bautransporter einen Bus für eine Viertelstunde aufhält, gerät das „Rendez-Vous-System“ins Stocken.
Auch wegen dieser Anfälligkeit fordert Stadtbus-Kunde Thomas Willy ein robusteres Vorgehen der Verwaltung gegen die Unternehmen. „Es wird allerhöchste Zeit, dass unsere neue Oberbürgermeisterin ein Baumanagement einführt, das den Stadtbus vorrangig berücksichtigt und dass den Baufirmen klare Ansagen macht.“Also schon im Vorhinein die Bauplanung am Busplan orientieren. Soweit müsse es gar nicht gehen, findet Schlichtling-Pfersich, häufig würde schon mehr gegenseitiger Respekt und Verständnis ausreichen. Doch was sagt die Stadt, an die sich Willys Forderung richtet? Patricia Herpich vom Presseamt der Stadt
Lindau informiert, dass es eine derartige Anweisung bereits gebe. Folgende Zeilen wurden laut Stadtverwaltung vor einigen Monaten vom Baustellenmanagement als Standardauflage in die Genehmigungsschreiben eingefügt: „Die Durchfahrt von Rettungskräften und des Stadtbusses (Taktzeiten beachten!) muss, außer bei Vollsperrungen, jederzeit gewährleistet sein! Bei Nichtbeachtung wird die Maßnahme eingestellt!“
Starke Worte der Stadt in Richtung der Baubranche – und es gibt laut Stadtsprecherin Herpich noch mehr Maßnahmen. „Vor Beginn der Pandemie fanden in Zusammenarbeit mit der GTL regelmäßige Baustellenkontrollen statt.“Die Kontrollen wurden aufgrund der Pandemie und des Personalmangels eingestellt, sollen aber bald wieder aufgenommen werden. Bei mehrmaligen und heftigen Verstößen wird dann auch mal die Polizei informiert, sagt Herpich.
„Die Baustellen werden in den nächsten Jahren aber nicht weniger“, sagt derweil Anwohner Thomas Willy, „bald wird die Bäckerei Zeh am Aeschacher Markt umgebaut, das wird ein echtes Problem.“Er freut sich dennoch auf das neue StadtbusSystem. Ein wenig Skepsis bleibt, ob dann alle Zahnräder auch wirklich flüssig ineinander greifen. Dass die Verwaltung den Stadtbus in die Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben einbezieht, wusste Thomas Willy noch nicht – das freut ihn. „Wenn die Stadt mit ihrem Verkehrskonzept Erfolg haben will, muss der Bus einfach immer Vorrang haben.“