Es gibt noch viel zu tun
Vor fünf Jahren fiel Angela Merkels legendärer Satz „Wir schaffen das“
- „Wir schaffen das“: Mit diesem inzwischen legendären Satz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor fünf Jahren die Republik auf die Mammutaufgabe der Unterbringung und Integration von Millionen von Flüchtlingen eingestimmt. Und, haben wir das geschafft? Diese Frage stellten wir den Allgäuer Städten und Landkreisen sowie einigen ehrenamtlichen Helfern in den Asylkreisen. Die Antworten unterscheiden sich im Detail. Dennoch beinhalten sie alle eine Grundaussage: Die Aufgabe ist zwar vorerst einigermaßen bewältigt, aber noch lange nicht endgültig geschafft. Denn das Kümmern um Flüchtlinge geht weiter. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt zum Beispiel Christel Chott vom Asylhelferkreis Memmingerberg (Kreis Unterallgäu).
Wie viele Flüchtlinge seit dem Spätsommer 2015 das Allgäu aufgenommen hat, ist konkret nicht zu ermitteln, weil es immer wieder
Zu- und Abgänge gab, erläutert Eva Büchele vom Landratsamt Unterallgäu. Außerdem ist Ferienzeit und deshalb sind viele Ämter, die Auskunft geben könnten, nicht mit den zuständigen Sachbearbeitern besetzt. Aber grob gerechnet dürften es weit über 10 000 Flüchtlinge sein.
Ein paar Beispiele: Seit Ende Juli 2015 hat der Landkreis Oberallgäu 2038 Menschen aufgenommen, die einen Asylantrag gestellt haben. Seither wurden 1281 Bewerber anerkannt. Derzeit laufen 270 Asylverfahren. In der Hochphase der Flüchtlingsbewegung wurden die Menschen im Oberallgäu in 56 Unterkünften untergebracht. Heute sind es noch 38, in denen 742 Menschen leben.
Genaue Zahlen liefert die Stadt Memmingen. Dort wurden seit dem Spätsommer 2015 insgesamt 1058 Flüchtlinge aufgenommen. Nimmt man zum Vergleich die Daten von 2013 und 2014 hinzu, waren es in den vergangenen acht Jahren 1313 Aufnahmen (siehe Grafik) . Derzeit sind in der Stadt 185 Personen untergebracht, 133 davon in städtischen Gebäuden und 52 in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften der Regierung von Schwaben.
In der Stadt Kaufbeuren sieht es so aus: Etwa 700 Flüchtlinge und Asylbewerber leben derzeit entweder in Privatwohnungen oder einer größeren Unterkunft. Die entsprechende Zahl für den Landkreis Unterallgäu lautet 950. Das bedeutet, dass derzeit gut die Hälfte der Plätze belegt ist.
Als Merkel ihren viel zitierten Satz sagte, war die Lage vor Ort zum Teil dramatisch: Städte und Landkreise wussten anfangs nicht wohin mit den Flüchtlingen. Als Notlösung baute dann zum Beispiel die Unterallgäuer Wohnbaugesellschaft in Trunkelsberg eine Unterkunft für 70 Flüchtlinge. Die Gebäude wurden 2016 bezogen, waren aber nie ganz belegt. Heute leben dort meist Flüchtlingsfamilien, zusammen etwa 40 Menschen. Wenn diese Unterkünfte nicht mehr als Flüchtlingsheime benötigt werden, kann sie die Gemeinde für Sozialwohnungen nutzen, berichtet Bürgermeister Roman Albrecht. Seine Stellvertreterin Evi Keller sagt über die derzeitige Flüchtlingssituation in Trunkelsberg: „Es läuft zwar gut, aber geschafft haben wir es noch lange nicht.“
Weniger gut läuft es dagegen im nur zwei Kilometer entfernten Memmingerberg. Dort kommt es im Asylheim auf dem Gelände des Allgäu Airports immer wieder zu Körperverletzungen und Drogendelikten. Bei den Bewohnern handelt es sich fast ausschließlich um alleinstehende junge Männer. Verschärft wird die Lage noch, weil seit über einem halben Jahr die Stelle des Asylberaters nicht besetzt ist.
Da hat es Kaufbeuren besser. Günter Kamleiter, Sprecher des Arbeitskreises Asyl, ist froh, dass es seit vier Jahren eine hauptamtliche „Integrationslotsin“und viele ehrenamtliche Helfer gibt. Deshalb sagt er auch: „Wir haben es geschafft.“Aber bei der Integration sei man noch mittendrin.