Champions League statt Landesliga
Schwarz-Weiß Bregenz trifft auf Topteam Salzburg – Viele Spieler aus der Region sind dabei
- FC Mengen, TSG Hofherrnweiler-Unterrombach, SV Sandhausen II: Die Namen der Mannschaften, gegen die viele der Spieler von Schwarz-Weiß Bregenz in der vergangenen Saison noch gespielt haben, klingen deutlich weniger glanzvoll als der des Gegners am kommenden Samstag (16.30 Uhr): FC Red Bull Salzburg. Nachdem der Hausverein des österreichischen Brauseherstellers elfmal in Folge an der Qualifikation zur Champions League gescheitert war, schafften es die Salzburger im vergangenen Jahr erstmals in die Gruppenphase – und sorgten dort mit heutigen Stars wie Erling Haaland (jetzt Borussia Dortmund) und Takumi Minamino (jetzt FC Liverpool) für Furore.
Auch in diesem Jahr möchte der mit Toptalenten gespickte österreichische Dauermeister wieder den Sprung in die Königsklasse schaffen. Zuvor steht aber ein Abstecher nach Vorarlberg auf dem Programm. In der ersten Runde des ÖFB-Pokals wartet der drittklassige SW Bregenz – und mit diesem viele bekannte Gesichter aus der Region Bodensee/Allgäu/ Oberschwaben. Allen voran das deutsche Trainerduo Michael Pelko und Klaus Gimple, das – damals noch getrennt – schon viele Vereine im Bezirk Bodensee trainiert hat. „Das wird ein Riesenevent für die Jungs und den Verein“, freut sich Gimple, der zuletzt als Sportlicher Leiter des Bezirksligisten TSV Meckenbeuren aktiv war, auf das Duell gegen den Champions-League-Teilnehmer.
Vor dem Topspiel hat das Trainerduo verstärkt auf die taktische Ausrichtung geachtet. „Eins ist klar: Wir werden nicht zu offensiv spielen. Salzburg will uns in den Anfangsminuten sicher überrennen. Das wollen wir überstehen und dann mit unseren schnellen Spielern Nadelstiche setzen“, verrät Gimple. Zu diesen Konterspieler zählen unter anderem Jannik Wanner, vor der Saison vom Verbandsligisten TSV Berg nach Vorarlberg gewechselt, und Joshua Merz, der in der letzten Saison noch mit dem VfB Friedrichshafen in der Landesliga kickte. Außerdem haben sich auch Filip Rettig (vom Oberligisten FV Ravensburg) und Elias Wiesener (vom Bezirksligisten SV Kressbronn) den Bregenzern angeschlossen.
Eine besondere Rolle wird im Spiel gegen die offensivstarken Salzburger aber vor allem Torwart Jonas Huchler zukommen. Der gebürtige Tettnanger kam ebenfalls vom TSV Berg zu Schwarz-Weiß und freut sich gewaltig auf die Herausforderung am Wochenende. „Ich habe schon ein bisschen davon geträumt. Das wird ein Highlight, das uns als Team, das fast komplett neu zusammengewürfelt ist, noch einmal enger zusammenschweißen kann“, sagt der 22Jährige, der sich seiner Aufgabe bewusst ist: „Es ist anzunehmen, dass mehr auf mein Tor kommen wird als sonst. Aber wir wollen nicht abgeschossen werden.“
Um sich möglichst gut auf die RBStars wie Mergim Berisha oder Patson Daka vorzubereiten, hat sich Jonas Huchler das Testspiel der Salzburger am Dienstag gegen den englischen Meister FC Liverpool um Coach Jürgen Klopp angeschaut. Mit einem beachtlichen 2:2 haben die Österreicher da einmal mehr gezeigt, welches Potenzial in ihnen steckt. „Bei den Toren habe ich genau hingeschaut“, verrät der Bregenzer Torhüter. „Aber wer weiß, mit welcher Truppe sie überhaupt gegen uns auflaufen.“Ob nun die Topelf oder Talente aus der zweiten Reihe, Jonas Huchler will die 90 Minuten genießen. Gedanken darüber, ob im Publikum eventuell auch Scouts sitzen, die auf die Bregenzer Spieler aufmerksam werden könnten, will sich der ehemalige Jugendspieler des SC Freiburg nicht machen. „So etwas ist in dem Moment völlig ausgeblendet. Es zählt nur die Freude über das Ereignis und die Stimmung im Stadion, die uns hoffentlich nach vorne pusht.“
Bis zu 1250 Zuschauer sind laut österreichischer Corona-Verordnung erlaubt. Dafür, dass das Spiel entgegen der ursprünglichen Planung in Bregenz und nicht im Profistadion von Salzburg stattfindet, hat der Verein aus Vorarlberg hart gekämpft und in vielen Stunden ein passendes Hygienekonzept erstellt. „Das, was die fünf, sechs Mann in der Organisation in den letzten Tagen geleistet haben, ist der absolute Wahnsinn“, sagt Trainer Gimple, der es dennoch schade findet, dass nur 1250 Fans in das rund 12 000 Zuschauer fassende Bregenzer Stadion dürfen. „Im Normalfall wären sicher 5000 bis 6000 Menschen gekommen.“Kurios: Während in Deutschland die Sicherheitsmaßnahmen wieder hochgefahren werden, sind in Österreich ab 1. September wieder bis zu 10 000 Besucher bei Sportveranstaltungen erlaubt. „Wenn man so will, findet das Spiel zwei Tage zu früh statt“, sagt Gimple, betont aber. „Angesichts der aktuellen Situation ist die jetzige Beschränkung auf jeden Fall sinnvoll.“An ihr sollte das Fußballfest auf jeden Fall nicht scheitern.