Nachfrage nach Wohnheimplätzen sinkt
Unsicherheit durch die Corona-Pandemie – Vor allem ausländische Studierende warten
(lby) - Die Nachfrage von Studierenden nach Wohnheimplätzen in Bayern ist infolge der CoronaPandemie nach einem Rückgang im Frühjahr mancherorts weiter gering. Beim Studentenwerk Erlangen/ Nürnberg ist die Zahl der Bewerbungen für ein Zimmer im Vergleich zum Vorjahr an allen Standorten um 30 bis 50 Prozent zurückgegangen, wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilte. Der Rückgang betreffe zu gleichen Teilen Bewerbungen von Studierenden aus dem Inland wie aus dem Ausland.
Auch das Studentenwerk Würzburg verzeichnet derzeit einen Rückgang des Interesses am günstigen Wohnraum für Studenten. So sei etwa die Warteliste für ein Wohnheim, das sonst bis zu 500 Interessenten habe, bislang nur mit rund 100 Bewerbern gefüllt, teilte eine Sprecherin mit. Generell befänden sich hauptsächlich internationale Studierende auf den Wartelisten des Studentenwerks. Doch bei vielen sei aufgrund der Corona-Pandemie bislang unklar, ob und wann sie überhaupt kommen könnten.
Das Studentenwerk Augsburg verzeichnete an seinen Standorten Augsburg, Kempten und Neu-Ulm ebenfalls eine rückläufige Nachfrage. Und das sowohl von Studierenden aus Deutschland wie aus dem Ausland. Ein Grund: Bei den Nachfragenden gebe es eine große Unsicherheit bezüglich des Mietbeginns wegen des verschobenen Vorlesungsbeginns, teilte ein Sprecher mit. Die Vorlesungszeit beginnt im Wintersemester aufgrund der Corona-Pandemie erst im November und nicht wie sonst im Oktober.
Anders ist die Lage beim Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz. Ein Sprecher erklärte, er sei „überrascht“über die große Nachfrage zum Wintersemester, besonders am Standort Regensburg. Es bestehe insbesondere „eine nicht unbeachtliche Nachfrage von internationalen Studierenden“.
Zum Sommersemester hätten viele ausländische Studierende aufgrund von Beschränkungen nicht einreisen können oder seien vorzeitig in ihr Heimatland ausgereist, so der Sprecher. Deshalb waren an den Standorten Passau, Regensburg, Landshut und Deggendorf zeitweise Zimmer und Einzelapartments für Studierende leer geblieben. Dies werde zum kommenden Semester voraussichtlich nicht mehr der Fall sein. Für die Standorte Deggendorf und Landshut ging der Sprecher davon aus, dass fast 100 Prozent der Zimmer vermietet sein werden.
Beim Studentenwerk München, wo Studierenden an den Standorten München, Rosenheim und Freising rund 11 000 Wohnplätze zur Verfügung stehen, ist die Nachfrage ungebrochen hoch, wie eine Sprecherin mitteilte. Auch hier habe sich die Nachfrage von ausländischen Studenten und Studentinnen erhöht. „Ein möglicher Grund könnte die ohnehin schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt sein“, sagte die Sprecherin. Diese könnte sich durch die Corona-Pandemie noch verschlechtert haben.
Auch in München besteht jedoch für das Studentenwerk zum kommendem Semester eine gewisse Unsicherheit. Die Sprecherin rechnete damit, dass Studierende, die sich derzeit noch im Ausland befinden, ihr bereits zugesagtes Zimmer eventuell wieder absagen, weil die Entwicklung der Pandemie und damit die Reisebeschränkungen eine Einreise bis zum Semesterstart womöglich nicht erlauben werden.
Denn Studenten aus Nicht-EULändern, die an einer deutschen Hochschule studieren wollen, können nach Angaben der Bundesregierung zurzeit weiter nur eingeschränkt einreisen. Demnach werden Visa nur an diejenigen vergeben, die eine Präsenzpflicht an ihrer Universität nachweisen können, wie aus einer Antwort des Bundesbildungsministeriums auf eine Anfrage des
Grünen-Bundestagsabgeordneten Kai Gehring hervorgeht, über die das ARD-Hauptstadtstudio zuerst berichtet hatte.
Der Freistaat Bayern hatte 2019 38 Millionen Euro in Wohnraum für Studierende investiert. Unter anderem in München, Bamberg, Ingolstadt und Pfarrkirchen entstanden seit Beginn 2019 insgesamt 1200 neue Wohnplätze, teilte das Bauministerium in München am Freitag mit. 2020 Jahr sollen mit rund 32,5 Millionen Euro etwas weniger Mittel für die Förderung von Wohnraum für Studenten zur Verfügung gestellt werden. Allerdings könnten bei Bedarf weitere 15 Millionen Euro aus der allgemeinen Wohnraumförderung ergänzt werden, hieß es aus dem Ministerium.