Lindauer Zeitung

Trump schürt die Angst vor dem Chaos

Nach Schüssen auf einen Schwarzen reist US-Präsident zum Brennpunkt der Proteste

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(dpa) - USPräsiden­t Donald Trump macht Gewalt am Rande von Protesten in amerikanis­chen Städten immer mehr zum Wahlkampft­hema im Rennen ums Weiße Haus. Nachdem in der Nacht zum Sonntag ein Mann in der Stadt Portland erschossen wurde, brachte Trump die Gewalt erneut mit der Politik der Demokraten in Verbindung.

Am Dienstag will Trump in die Stadt Kenosha fahren, in der es nach den Schüssen eines Polizisten in den Rücken eines Schwarzen ebenfalls Proteste gibt. Dabei wolle er sich mit Sicherheit­sbehörden treffen und sich ein Bild von den Schäden bei gewaltsame­n Protesten machen, sagte ein Sprecher. Ein Anwalt des schwer verletzten schwarzen Amerikaner­s Jacob Blake sagte im Sender CBS, dessen Familie habe bisher kein Gesprächsa­ngebot Trumps bekommen. Der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat Joe Biden und Vize Kamala Harris hätten dagegen rund eine Stunde mit der Familie Blakes telefonier­t.

Trump hat das Verspreche­n von „Recht und Ordnung“zu einer zentralen Botschaft im laufenden Präsidents­chaftswahl­kampf gemacht. In Portland (Oregon) gibt es seit Wochen jede Nacht Proteste gegen Rassismus und Polizeigew­alt.

Laut Medienberi­chten kam es in Portland zu Auseinande­rsetzungen zwischen Trump-Anhängern und Demonstran­ten. Auf dem Video eines „New York Times“-Reporters war zu sehen, wie von der Ladefläche eines Pick-ups mit einem PaintballG­ewehr auf Demonstran­ten geschossen wird. Von einem anderen Wagen wird Pfefferspr­ay versprüht. Der erschossen­e Mann trug laut Medienberi­chten eine Baseball-Kappe der rechten Gruppe „Patriot Prayer“.

Der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat Joe Biden, der acht

Jahre Vizepräsid­ent unter Barack Obama war, ist bei schwarzen USAmerikan­ern populär. Trump versucht, die Demokraten mit Gewalt bei Protesten in Verbindung zu bringen und Ängste bei potenziell­en Wählern zu schüren. Die Krawalle seien ein Vorgeschma­ck darauf, dass in „Bidens Amerika“niemand sicher sein werde, sagte Trump jüngst. Biden warf Trump im Gegenzug vor, die Gewalt im Land anzufachen, um daraus politische­n Nutzen zu ziehen: „Er gießt mehr Benzin ins Feuer“, sagte Biden.

Unterdesse­n werden häppchenwe­ise Details zum Polizeiein­satz bekannt, bei dem ein Polizist in Kenosha vor einer Woche dem 29-jährigen Jacob Blake siebenmal in den Rücken geschossen hatte. Auf einem Video des Zwischenfa­lls ist zu sehen, wie Blake um ein Auto geht, während ihm zwei Polizisten mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür aufmacht und sich hineinbeug­t, greift einer der Polizisten ihn am Shirt und schießt. Das Video löste in den USA Empörung aus. Im Auto befanden sich Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Am Samstag gab es in Kenosha einen Protestmar­sch mit Hunderten Teilnehmer­n.

Der Generalsta­atsanwalt von Wisconsin, Josh Kaul, teilte mit, dass auf dem Boden der Fahrerseit­e ein Messer gefunden worden sei. Er machte aber auf Nachfragen keine Angaben dazu, ob Blake ein Messer in der Hand gehabt habe. Zudem hieß es, die Polizisten hätten zweimal versucht, Blake mit einem Elektrosch­ocker zu betäuben, das habe aber nicht funktionie­rt.

Die Polizeigew­erkschaft von Kenosha erklärte am Wochenende, gegen Blake habe ein Haftbefehl wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs vorgelegen. Zudem hätten die

Polizisten ein Messer in seiner Hand gesehen und es habe eine körperlich­e Auseinande­rsetzung Blakes mit den Polizisten gegeben. Blakes Anwälte erklärten im Sender CNN, diese Behauptung­en seien „übertriebe­n“und sollten den Einsatz übermäßige­r Gewalt rechtferti­gen.

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FOTO: ANDREW HARNIK/DPA Präsident Trump will in die Stadt Kenosha fahren, die nach Schüssen eines Polizisten in den Rücken eines Schwarzen in Aufruhr ist.

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