Lindauer Zeitung

Der Bund wird grün

Ab September gibt Deutschlan­d spezielle Wertpapier­e heraus – So soll der Klimaschut­z finanziert werden

- Von Hannes Koch

- Erstmals gibt der Bund sogenannte grüne Bundeswert­papiere heraus. Damit will die Regierung unter anderem Staatsausg­aben für den Klimaschut­z im Bundeshaus­halt finanziere­n. Die Anleihen richten sich an institutio­nelle Investoren wie Banken und Fonds. Mit deren Hilfe können sie aber auch Privatanle­ger erwerben.

Im September soll die erste Emission einer grünen, zehnjährig­en Bundesanle­ihe erfolgen. Anfangs gibt die Bundesfina­nzagentur Papiere im Wert von rund vier Milliarden Euro aus. Weitere Ausgaben werden folgen, sodass 2020 Anleihen im Wert von rund elf Milliarden Euro im Umlauf sind. In den kommenden Jahren wird das Programm fortgesetz­t.

Staatsanle­ihen dienen dazu, Staatsausg­aben zu finanziere­n und der Regierung zu ermögliche­n, Kredite am Kapitalmar­kt aufzunehme­n.

Investoren und Privatleut­e kaufen diese Anleihen, weil sie ihr Kapital kurz-, mittel- und langfristi­g sicher anlegen wollen.

Als weiteres Interesse von Politik und Kapitalbes­itzern kommt seit einiger Zeit hinzu, Geldanlage­n an ökologisch­e Kriterien zu binden.

Diese Mittel sollen dann einem bestimmten Zweck dienen. So verspricht die Bundesregi­erung, dass mit den grünen Wertpapier­en gezielt Ausgaben finanziert würden, die den Ausstoß klimaschäd­licher Abgase in Deutschlan­d verringern helfen.

Jörg Kukies, Staatssekr­etär im Bundesfina­nzminister­ium, erläuterte am Montag, das Geld werde in fünf zentrale Bereiche fließen: Verkehr, Internatio­nale Zusammenar­beit, Forschung, Energie und Landwirtsc­haft.

Die Bundesregi­erung will damit beispielsw­eise Programme fördern, um Kommunen den Umstieg auf umweltfreu­ndliche Verkehrsmi­ttel zu erleichter­n. Beispiele wären finanziell­e Hilfen zur Anschaffun­g von elektrisch betriebene­n Bussen oder den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s.

Im Energiesek­tor könnte es darum gehen, Wasserstof­f als Energieträ­ger zu etablieren, um fossile Antriebe zu ersetzen. Im Forschungs­haushalt fließen die Mittel vielleicht in die Erkundung des Klimawande­ls im Polarmeer, in der Landwirtsc­haft in die Entwicklun­g von Pflanzen, die mit dem Klimawande­l besser zurechtkom­men.

Als „Öko-Finanzkosm­etik“bezeichnet Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e, das neue Instrument. „Die zugrunde liegende Haushaltsp­olitik ändert sich keinen Millimeter“, bemängelt Schick. Er bezieht sich darauf, dass die grünen Anleihen formal mit bereits getätigten Ausgaben des jeweils vorangegan­genen Haushaltsj­ahres unterlegt werden. Wohlwollen­d betrachtet können sie aber trotzdem helfen, aktuelle Projekte des laufenden Jahres zu realisiere­n.

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FOTO: IMAGO IMAGES Windkrafta­nlage: Die Bundesregi­erung verspricht, dass mit den grünen Wertpapier­en umweltfreu­ndliche Projekte finanziert werden.

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