Gerne mit Maske
„Torture Ship“trotz Corona auf dem Bodensee unterwegs – Kritik von Prostituierten
(dpa) - Die Lack- und Leder-Kostüme der Gäste sind fantasievoll, die Party wild und mitunter ziemlich freizügig: Das „Torture Ship“lockt Jahr für Jahr Fans der Fetisch- und Swingerszene an den Bodensee. Doch wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen Auflagen sah die Party dieses Mal etwas anders aus.
„Die Stimmung war gut, und eine wilde Party war eh nicht geplant“, zieht Organisator Thomas Siegmund ein Fazit. Statt sonst 600 Passagieren konnten maximal 250 auf die Tour zwischen Konstanz und Friedrichshafen gehen. Doch nur 200 kamen. Überdies galt eine Maskenpflicht, und Security-Mitarbeiter sollten auf dem Schiff darauf achten, dass die geltenden Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden. Laut Polizei ist das bei der 23. Auflage der außergewöhnlichen Schifffahrt in der Nacht zum Samstag auch gelungen.
Normalerweise lockt das „Torture Ship“auch Tausende Schaulustige in die Häfen in Friedrichshafen und Konstanz. Das war aufgrund der Corona-Einschränkungen dieses Mal aber nicht möglich: Die Piers wurden im Vorfeld gesperrt, um Menschenansammlungen
zu vermeiden. Bei schlechtem Wetter versuchten nach Veranstalterangaben in Friedrichshafen 30 bis 50 Menschen, einen Blick auf die Männer und Frauen in ihren ausgefallenen Kostümen zu erhaschen. In Konstanz waren es noch weniger. Das Ticket kostete 67 Euro und unter den Passagieren waren laut Siegmund viele Paare.
Der Veranstalter habe sich sehr bemüht, um die Corona-Verordnung des Landes einzuhalten, sagte ein Sprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), auf deren Schiff auch in diesem Jahr die Party stattfand. Er habe im Vorfeld ein ausführliches Hygienekonzept erstellt, zu dem neben der Maskenpflicht auch ein Tanzverbot gehörte.
Er habe sich trotz Corona-Pandemie ganz bewusst für die Veranstaltung entschieden, sagte Siegmund. „Rentabel ist es nicht. Aber es geht darum, den Leuten auch eine Perspektive aus dem Dilemma zu bieten.“
Mit Unverständnis reagierte der Bundesverband sexuelle Dienstleistungen auf die Genehmigung für das Event. Nach Ansicht von Verbandschefin Stephanie Klee wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Es erschließe sich ihr nicht, dass solch eine Party gefeiert werden dürfe und zugleich Bordelle in den meisten Bundesländern weiter geschlossen bleiben müssten. Auch für die Etablissements gebe es bereits strikte Hygienekonzepte. Sie sehe bei der Sado-Maso-Veranstaltung ebenso wie bei körpernahen Dienstleistungen wie Massagen und Kosmetik keinen Unterschied zu Angeboten von Prostituierten.
Das Prostitutionsverbot dränge die Frauen auf den Straßenstrich. „Dort ist das Risiko von Übergriffen und Gewalt für sie weit höher als in Bordellen“, meinte Klee. „Torture Ship“-Organisator Siegmund verbat sich einen Vergleich mit dem Prostitutionsgewerbe.