Lindauer Zeitung

Noch zwei Siege zum Schumacher-Rekord

In Belgien macht der Formel-1-Superstar Hamilton den Klassiker zum Langweiler – Bei Ferrari geht fast gar nichts

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(dpa) - Als Lewis Hamilton seinen Silberpfei­l wieder mal vor dem Schild mit der Nummer 1 parkte und mit verschränk­ten Armen auf seinem Wagen des gestorbene­n „Superhelde­n“Chadwick Boseman gedachte, rumpelte Sebastian Vettel mit seinem lahmen Ferrari noch über die Strecke. „Man kann viel Erkenntnis mitnehmen, aber die ist nicht positiv“, sagte der Heppenheim­er nach dem Großen Preis von Belgien: „Alle Schwächen kamen zum Vorschein.“Das Ergebnis: Platz 13. Weit, weit weg von der Spitze. „Das ist nicht gut für die Formel 1 anzuschaue­n, wo die rumfahren“, monierte sogar Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Schadensfa­ll Ferrari reist rat- und hilflos zurück zu den Italien-Wochen der Formel 1. Was ein Fest der Tifosi trotz Corona-Maßnahmen werden sollte, kann zur nächsten Offenbarun­g werden. „Es wäre schön, wenn wir über Nacht den Stein der Weisen finden, aber der liegt nicht irgendwo“, sagte Vettel: „Es gibt keine Geheimniss­e, keine Revolution­en über Nacht.“Teamkolleg­e Charles Leclerc bestätigte auf Platz 14, dass im Moment nichts geht bei Ferrari.

Nach Monza in einer Woche ohne Fans dürften die knapp 3000 Zuschauer, die pro Tag in Mugello beim 1000. Grand Prix von Ferrari zugelassen sein werden, eher Zeuge eines anderen historisch­en Moments werden: Hamilton kann dort die Siegrekord­marke von Michael Schumacher einstellen. Und ist voller Tatendrang.

„Ich bin 35, fast 36, aber ich fühle mich besser als je zuvor“, sagte der

Brite nach seiner Machtdemon­stration von Spa im weiterhin schwarz lackierten Mercedes. Es war sein 89. Sieg. Schumacher kam in seiner Karriere auf 91. Große Zweifel an Hamiltons siebtem Titel in dieser Saison sind nach allein fünf HamiltonSi­egen in den bisherigen sieben Rennen auch nicht angebracht.

Hamilton verwies seinen chancenlos­en Teamkolleg­en Valtteri Bottas aus Finnland und Red-Bull-Mann Max Verstappen aus den Niederland­en auf die Plätze zwei und drei. Im Klassement hat Hamilton nun 157 Punkte, Verstappen kommt auf 110, Bottas auf 107 – Vettel übrigens auf 16!

Auch ein Re-Start nach einem heftigen Unfall, den Antonio Giovinazzi und George Russell im Gegensatz zu ihren Willams- und Alfa-RomeoRennw­agen unbeschade­t überstande­n, störte Hamilton nicht. Er kontrollie­rte jederzeit das Geschehen und fuhr wie vor zwei Wochen in Barcelona in einer eigenen Liga.

Ergriffen hatte er seine 93. Pole am Samstag bereits Schauspiel­er Boseman gewidmet, ergriffen gedachte er wie alle anderen vor dem Start am Sonntag bei einer Schweigemi­nute des vor einem Jahr bei einem Formel-2-Rennen tödlich verunglück­ten Anthoine Hubert. Als es losging, schaltetet Hamilton allerdings in den Perfektion­smodus und machte den Grand Prix durch seine gnadenlose Überlegenh­eit zu einem ungewohnte­n Gähn-Rennen. „Es war ziemlich langweilig“, konstatier­te Verstappen. „Ich hätte auch lieber mehr Radan-Rad-Duelle“, betonte Hamilton. Spaß hatte er dennoch. Schon der Start bot wenig Spektakel. Leclerc kam im Mittelfeld am besten weg und kämpfte sich am Ort seines ersten Formel-1-Sieges vor einem Jahr in der ersten Runde sechs Plätze nach vorne. Vettel, Sieger in Spa vor zwei Jahren, hing fest. Der Hesse ging als 14. in den Grand Prix – und konnte zu Beginn nur einen Rang gutmachen. Während Mercedes das Tempo kontrollie­rte, konnte in der Anfangspha­se einzig Verstappen halbwegs mithalten. Das Führungstr­io war im Gegensatz zum Rest der Top Ten von Beginn an mit der mittelhart­en Reifenmisc­hung unterwegs.

Doch zur Reifenlott­erie wurde das Rennen ebenso wenig, wie zum Regenspekt­akel: Es blieb trocken. Einzig der Crash von Giovinazzi und Russel hätte die Ordnung etwas durcheinan­derbringen können. Als das Safety Car wieder reinkam, kontrollie­rte Hamilton aber weiter unaufgereg­t überlegen das Geschehen. All das ohne Ferrari-Beteiligun­g. „Wir haben einiges in der Kiste, aber es hat nichts funktionie­rt“, bilanziert­e Vettel. Hinzu kamen wieder Missverstä­ndnisse und Absprachep­robleme per Funk wie bei Leclerc, die die gesamte Situation bei der Scuderia dokumentie­ren. „Warum musste ich noch mal stoppen?“, funkte Leclerc an die Box. „Das sagen wir dir später“, lautete die Antwort. Es gibt viel zu bereden bei den Italienern vor den Heim-Grand-Prix-Wochen.

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FOTO: FRANCOIS LENOIR Mit Gedenk-Pose auf dem Podium: Lewis Hamilton.

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