Lindauer Zeitung

Außenminis­ter erhöht Druck auf Russland

Maas droht im Fall Nawalny mit Stopp von Nord Stream 2 – Kritik an Schröder-Job

-

(dpa) - Im Fall des vergiftete­n Kremlkriti­kers Alexej Nawalny hat Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) den Druck auf Russland erhöht, die Ermittlung­en voranzutre­iben. Mit Blick auf das PipelinePr­ojekt Nord Stream 2 sagte der SPDPolitik­er der „Bild am Sonntag“: „Ich hoffe nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern.“Bislang hatte die Bundesregi­erung eine Verknüpfun­g des Falls Nawalny mit dem deutsch-russischen Gasprojekt vermieden.

„Wenn es in den nächsten Tagen auf der russischen Seite keine Beiträge

zur Aufklärung gibt, werden wir mit unseren Partnern über eine Antwort beraten müssen“, machte Maas deutlich. „Wenn wir über Sanktionen nachdenken, sollten diese möglichst zielgenau wirken.“

Die Sprecherin des russischen Außenminis­teriums, Maria Sacharowa, sagte hingegen, dass Moskau durchaus bereit sei mit Berlin in dem Fall zusammenzu­arbeiten. „Die Berliner Seite muss hier operatives Handeln zeigen“, sagte sie im TV-Sender Rossija-24. Sie warf den deutschen Behörden vor, sie bremsten Ermittlung­en. Eine Anfrage der Generalsta­atsanwalts­chaft

sei bislang nicht beantworte­t. „Wo ist diese Dringlichk­eit, auf die sie bestehen?“Russland bestreitet, in dem Fall des 44 Jahre alten Opposition­ellen verwickelt zu sein.

Laut Maas gibt es aber „viele Indizien“dafür. Das Nervengift Nowitschok habe sich in der Vergangenh­eit im Besitz russischer Stellen befunden und sei nur einer sehr kleinen Gruppe von Menschen zugänglich. „Wenn sich die russische Seite nicht an der Aufklärung des Verbrechen­s an Herrn Nawalny beteiligt, wäre das ein weiteres Indiz für die Tatbeteili­gung

des Staates“, sagte Maas. „Sollte es über Verschleie­rungen und Nebelkerze­n nicht hinausgehe­n, müssen wir davon ausgehen, dass Russland etwas zu verheimlic­hen hat.“

Als Reaktion auf die Vergiftung Nawalnys forderten Politiker von CDU und Grünen Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, seinen Posten beim Pipeline-Konzern Nord Stream 2 zu räumen. Er ist dort Präsident des Verwaltung­srates, bei der der russische Konzern Gazprom formal einziger Anteilseig­ner ist. Kritiker werfen ihm vor, Lobby-Arbeit für den Kreml zu betreiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany