Lindauer Zeitung

Warum es in Bayern etwas dauern kann

Die bayerische Staatsregi­erung hält trotz Pannen an ihrem Corona-Testkonzep­t fest

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(lby) - Nach Klagen über verzögerte Corona-Testergebn­isse von Autobahnst­ationen soll in Bayern zum Ende der Sommerferi­en mehr Personal in den Testzentre­n helfen. Ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums in München räumte am Samstag ein, dass es in „Einzelfäll­en“Verspätung­en von Befundüber­mittlungen gebe. Allgemein würden aber nach Angaben des Betreibers Eurofins mehr als 90 Prozent der Ergebnisse innerhalb von 48 Stunden übermittel­t. Eurofins habe seine Kapazitäte­n nochmals erhöht. Auch die Bundeswehr soll bei der Probeentna­hme helfen. Betroffene hatten von tagelangem Warten auf das Ergebnis berichtet.

Bei den verzögerte­n einzelnen Fällen seien unter anderem weitere Laboranaly­sen notwendig, da die ersten Befunde kein eindeutige­s Ergebnis gebracht hätten, betonte der Sprecher. „Grund dafür kann zum Beispiel die vorherige Anwendung von Nasenspray, der Konsum von Alkohol oder bestimmter Lutschpast­illen bei der Testperson gewesen sein.“Eine weitere Ursache könnten auch Fehler bei E-Mail-Adressen und Telefonnum­mern sein. Diese Verzögerun­g in zehn Prozent der Fälle sei ein Durchschni­ttswert der vergangene­n Wochen, betonte er am Sonntag. Mit der Panne von Mitte August, wo rund 40 000 Menschen auf ihr Ergebnis von Autobahn-Testzentre­n warteten, sei das nicht zu vergleiche­n.

Vergangene Woche waren dann zudem Probleme an den Teststatio­nen an Flughäfen des Landes bekannt geworden. Dort hatte es Verzögerun­gen in rund 10 000 Fällen gegeben. Diese Probleme seien mittlerwei­le behoben, alle Befunde übermittel­t, sagte der Ministeriu­mssprecher.

Die Schule beginnt in Bayern am Dienstag wieder. Jetzt berichtete­n Betroffene von Ärger an den Autobahnst­ationen. So erzählte eine Frau dem Bayerische­n Rundfunk von der Überlastun­g des Betreibers Eurofins. Ihr sei mitgeteilt worden, dass die Auswertung sieben Tage dauere. Ähnliche Berichte lagen auch der dpa vor. Auch bei der Hotline von Eurofins hieß es, man müsse bis zu sieben Tage auf sein Ergebnis warten. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) gehe diesen Berichten nach, sagte der Ministeriu­mssprecher. Eurofins war am Wochenende für keine Stellungna­hme zu erreichen.

Eigentlich sollen die Ergebnisse der Corona-Tests innerhalb von 48 Stunden vorliegen. In Bayern können sich Reiserückk­ehrer sowohl an drei Autobahnen­stellen als auch an Bahnhöfen und den Flughäfen in München, Nürnberg und Memmingen kostenlos testen lassen. Ärzte hatten ein „ungezielte­s“Testen mit zu langen Wartezeite­n kritisiert.

Ministerpr­äsident Markus Söder lehnte es strikt ab, vom vorsichtig­en Anti-Corona-Kurs abzurücken. Die Zahlen auch in Bayern schienen sich wieder zu stabilisie­ren, sagte er. „Aber um uns herum gibt es wieder exponentie­lle Entwicklun­gen. In Spanien, Frankreich, Tschechien oder Italien sind es die höchsten Zahlen seit Mai“, warnte der CSUChef, ohne konkret auf die Pannen Bezug zu nehmen. Und das Robert Koch-Institut weise fast täglich neue Risikogebi­ete aus. „Deswegen muss unser Maßstab bleiben: Safety first – und Geduld.“

Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) verteidigt­e die umstritten­e Test-Strategie. „Es geht nicht um irgendwelc­he sinnlosen Massentest­ungen“, sagte sie. Menschen mit Symptomen sollten mit Priorität getestet werden. Aber auch wer mit einem „leichten Kratzen im Hals“seine Großmutter besuchen und sie nicht anstecken wolle, solle die Chance haben, sich kostenlos testen zu lassen.

Während alle anderen Bundesländ­er die kostenlose­n Corona-Tests für Urlauber aus Nicht-Risikogebi­eten zum Ende der Sommerferi­en beenden wollen, hält Bayern weiter an seiner Strategie fest. Jeder soll kostenlos einen Abstrich nehmen lassen können – egal, ob er in einem Risikogebi­et war oder nicht. In Bayern gab es bisher rund 59 000 bestätigte Infektione­n, von Freitag auf Samstag kamen 397 neue Fälle hinzu.

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FOTO: DPA Corona-Test an der Autobahn 8 in Bayern bei Hochfelln.

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