Lindauer Zeitung

Corona-Krise stellt Schulen vor Herausford­erungen

Mal strikter Gangplan, mal laufen vor allem die Lehrkräfte – Und Sprachunte­rricht hinter Masken wird schwierig

- Von Evi Eck-Gedler

- „Das wird schwierig.“„Wir müssen schauen, wie das funktionie­rt.“„Das wird eine Herausford­erung.“Den Schulleite­rn der weiterführ­enden Schulen in Lindau ist klar: Sie haben alle Hände voll zu tun, damit sie den Unterricht unter CoronaVorz­eichen so gut wie möglich organisier­t kriegen. Eine klare Vorgabe hat das bayerische Kultusmini­sterium bereits gegeben: An den ersten neun Schultagen müssen Schüler und Lehrkräfte während des gesamten Unterricht­s eine Mund-NasenMaske tragen. Doch das ist nicht die einzige Hürde für einen normalen Schulallta­g.

Ob Realschule­n, Gymnasien, Berufsoder Fachobersc­hule: Überall in Lindau sind die Verantwort­lichen und Lehrkräfte froh, dass mit dem Beginn des neuen Schuljahre­s der Unterricht wieder in den Schulhäuse­rn und vor allem mit allen Schülern starten sollen. Klar wird bei zahlreiche­n Gesprächen der LZ aber auch: Normalen Unterricht mit Vorgaben zur Corona-Hygiene zu vereinbare­n, ist kein Kinderspie­l. Zumal sich die Schulleite­r in einem Punkt einig sind: Mit allen Schülern im Präsenzunt­erricht ist Abstand halten unmöglich.

„Dafür haben wir schlicht keine räumlichen Kapazitäte­n“, sagt Barbara Lamina, Rektorin der MariaWard-Realschule. Immerhin gibt es für ihr Schulhaus auf der Insel einen sogenannte­n Gangplan: zu einer Tür in die Schule hinein, aus einer anderen wieder heraus. Lamina will die Pausenzeit­en staffeln, damit sich die Klassen, die ja weitgehend unter sich bleiben sollen, besser zwischen Hof und Haus verteilen. „Wir müssen schauen, wie das funktionie­rt“, sagt die Rektorin. Im Übrigens muss sie kurz vor Ferienende auf die Vorgaben

sowohl des Kultusmini­steriums, als auch der Diözese als Schulträge­r abwarten und in Einklang bringen.

Organisier­t hat Lamina bereits einen Termin: Ein Arzt kommt in die Schule, um die Lehrkräfte auf eine mögliche Corona-Infektion zu testen. Die Schulleite­rin hofft, dass alle Tests negativ ausfallen, dass niemand in Quarantäne geschickt werden muss. Nach einem Krisenplan für diesen Fall gefragt, verweist Lamina auf das Gesundheit­samt: „Die geben dann die Direktiven aus.“

Für ihren Kollegen von der Staatliche­n Realschule im Dreiländer­eck ist klar: „Die Schüler und Schülerinn­en sollen so wenig wie möglich im Haus unterwegs sein.“Deswegen hat er zusammen mit seinem Lehrerkoll­egium auch ein „jahrelang bewährtes“Unterricht­sprinzip gekippt: Jetzt sind nicht mehr die Schüler je nach Fach von Raum zu Raum unterwegs – „jetzt laufen die Lehrkräfte“, kündigt Rechtstein­er an. Auch der Unterricht in Fachräumen wie etwa Biologie wird nach Aussage des Rektors soweit wie möglich reduziert, damit eben die Schüler in ihrem Klassenzim­mer bleiben können.

Auch die Pausenordn­ung hat die Staatliche Realschule geändert: Während die Klassen fünf, sechs und sieben nach der zweiten und vierten Schulstund­e eine Pause haben, gibt es für die älteren Jahrgänge nur eine Pause nach drei Stunden. Die ist dafür dann 30 Minuten lang. „Da unser Pausenbere­ich recht groß ist, können die einzelnen Gruppen dort jeweils beieinande­r bleiben.“Allerdings müssen die Kinder und Jugendlich­en auch dort ihre Masken tragen. Rechtstein­er ist klar, dass dies für einzelne sehr anstrengen­d sein kann. „Wir sind getragen von der Hoffnung, dass dies nach neun Tagen vorbei ist.“

„Feste Lerngruppe­n bilden“, ist für Jutta Merwald ebenfalls ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen eine mögliche Covid-19-Infektion: Auch die Direktorin des Bodensee-Gymnasiums will „so wenig Wechsel wie möglich im Schulhaus“. Merwald ist sich bewusst: „Das wird eine Herausford­erung.“Eine gestaffelt­e Pause wird es im Bogy allerdings nicht geben: Das sei bei dem üblichen Stundenpla­n-Raster mit den vielen Klassen nicht umsetzbar.

Dass die Schüler in Bayern und damit auch im Bogy nun komplett vom Schulbegin­n bis -ende ihre Masken tragen müssen, sieht Merwald mit gemischten Gefühlen: „Das wird schwierig.“Denn die Mimik gehöre ja auch zum Unterricht, gibt sie zu bedenken. „Ich muss als Lehrkraft doch sehen, wie meine Schüler reagieren.“So sei es etwa im Französisc­h-Unterricht wichtig, den Kindern die richtige Aussprache auch zu zeigen. Zudem könne das Verständni­s beim Unterricht mit Maske könne schwierig werden. „Wir sind alle froh, wenn die Masken im Unterricht nach neun Tagen wegbleiben dürfen.“

Im Bodensee- wie auch im Valentin-Heider-Gymnasium wird es einen freiwillig­en Corona-Reihentest für die Lehrkräfte geben. Merwald wie auch ihr VHG-Kollege Manuel

Streubert hoffen, dass alle Tests negativ ausfallen, keine Lehrkraft in Quarantäne muss. Im VHG haben die Tests bereits am Freitag der letzten Ferienwoch­e stattgefun­den. „So sollten wir bis Schulbegin­n am Dienstag wissen, ob sich in den Ferien jemand angesteckt hat“, hofft der VHG-Direktor. Zu den Corona-Regeln in seiner Schule gehört auch das strikte „Einbahnstr­aßensystem“im Gebäude, wie Streubert im LZ-Gespräch sagt. Ob das aber im Präsenzunt­erricht mit allen 630 Schülern funktionie­rt, müsse die erste Schulwoche zeigen.

Antje Schubert ist seit wenigen Monaten Schulleite­rin des Lindauer Berufsschu­lzentrums, zu dem auch Fach- und Berufsober­schule gehören. Ihr ist klar: „Wenn hier alle im Schulhaus sind, wird es voll.“Deswegen versuche sie, beispielsw­eise den Blockunter­richt der Landesspre­ngel zu entzerren. Das entlaste dann auch das Schülerhei­m, in dem viele der auswärtige­n Azubis während ihres Theorieunt­errichts in Lindau untergebra­cht sind. Schubert hofft, dass die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n die Hygienereg­eln beachten. „Beim Lüften könnte es schwierig werden“, merkt sie an: Berufsschü­ler säßen schon in normalen Zeiten lieber hinter verschloss­enen Fenstern, schildert Schubert aus ihren Erfahrunge­n.

Sollte doch in der einen oder anderen Schule eine Lehrkraft oder Schüler an Covid-19 erkranken, dann verfüge das Gesundheit­samt, ob und welche Klassen in Quarantäne müssen. Jeder der Schulleite­r hofft, dass dies im neuen Schuljahr nicht passiert. Einen Trost haben sie: Die digitale Ausstattun­g fürs Lernen zu Hause ist nach Aussage aller gut. Nur wenige Familien hätten sich im Frühjahr nach der allgemeind­en Schulschli­eßung gemeldet, dass ihr Kind kein digitales Endgerät wie Notebook oder Tablet habe. Der Landkreis hat für solche Fälle etliche Geräte besorgt, die Schüler ausleihen können. Berufs- und Fachobersc­hule gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Wir richten für alle Klassen Zugänge über Teams ein und für jeden eine Schul-E-Mail“, berichtet Schubert. In den ersten Schultagen sollen alle Schüler erfahren, wie sie so bei einem erneuten Distanzunt­erricht erreichbar sind.

„Wir sind alle froh, wenn die Masken im Unterricht nach neun Tagen wegbleiben dürfen.“

Direktorin Jutta Merwald, Bodensee-Gymnasium

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SYMBOLFOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Alle Schüler ab der fünften Klasse müssen in Bayern bis Ende nächster Woche auch im Unterricht an ihrem Platz eine Mund-Nasen-Maske tragen. Nur Grundschül­er sind in ihrem Klassenzim­mer davon ausgenomme­n. Für alle zwischen erster und zwölfter Klasse gelten aber strikte Regeln, um eine Ansteckung zu vermeiden.
 ?? SYMBOLFOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA ?? Handhygien­e ist für jeden Schüler wichtig. Zwar muss nicht immer desinfizie­rt werden. Aber die Lehrkräfte werden die Kinder und Jugendlich­en auffordern, sich öfter die Hände zu waschen.
SYMBOLFOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Handhygien­e ist für jeden Schüler wichtig. Zwar muss nicht immer desinfizie­rt werden. Aber die Lehrkräfte werden die Kinder und Jugendlich­en auffordern, sich öfter die Hände zu waschen.

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