Lindauer Zeitung

Entscheide­nd ist, was hinten rauskommt

Die Firma Leger aus Kempten möchte eine Wasserstof­f-Tankstelle in Memmingen bauen

- Von Volker Geyer

- Thomas Leger setzt auf Zukunftste­chnologie. Der Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Mineralölh­andels in Kempten will in Memmingen eine Tankstelle für Wasserstof­f und Flüssiggas (LNG) bauen. „Wir haben für unser Projekt ein Grundstück an der Europastra­ße erworben und auch schon einen entspreche­nden Bauantrag bei der Stadt gestellt“, sagt Leger. Der 53-Jährige hofft, dass die Pläne bei der Kommune auf offene Ohren stoßen, sodass die Tankstelle im Herbst 2021 eröffnet werden könnte. Es wäre dann die erste Tankstelle im Allgäu, die Wasserstof­f für Kraftfahrz­euge anbietet.

Nach Legers Worten möchte er neben Wasserstof­f und LNG auch weiterhin Diesel, aber kein Benzin mehr an der neuen Tankstelle verkaufen. Zugleich werde die von Leger betriebene Tankstelle in der Dr.Karl-Lenz-Straße aufgegeben. „Am Anfang werden wir nur sehr wenige Kunden für Wasserstof­f haben“, meint Leger und spricht schmunzeln­d von „homöopathi­schen Dosen“. Denn mit Wasserstof­f betriebene Laster von namhaften Hersteller­n würden frühestens 2025 auf dem Markt sein. „Das wird langsam kommen, aber dann nachhaltig – so wie bei den Elektroaut­os“, sagt Leger: „Bei denen ist am Anfang gar nichts gegangen. Jetzt sind sie aber im Kommen.“

Als Kundschaft für die geplante Tankstelle hat der Kraftstoff­händler vor allem die Unternehme­n im dortigen Gewerbegeb­iet-Nord im Blick. So habe er bereits Kontakt mit dem Logistikdi­enstleiste­r Dachser aufgenomme­n. „Die Unternehme­nsführung ist sehr daran interessie­rt, die Tankstelle einmal nutzen zu können.“Denn auf lange Sicht würde das Unternehme­n gerne auf wasserstof­fbetrieben­e Fahrzeuge umsteigen.

Auch die Lage gleich neben dem Autobahnkr­euz ist nach Legers Worten natürlich von großem Vorteil. Schließlic­h seien Lkw, die mit Flüssiggas fahren, auf Beschluss der Bundesregi­erung von der Maut befreit.

Zudem ist LNG billiger als Diesel. Daher werde Flüssiggas in Legers Augen immer beliebter werden. Dennoch müsse an der neuen Tankstelle auch Diesel angeboten werden, um den Kundenbeda­rf zu decken und die Tankstelle vom ersten Tag an wirtschaft­lich betreiben zu können.

Was die Finanzieru­ng anbelangt, kann Leger das neue Projekt nach eigener Aussage nicht alleine stemmen. Daher hat sich das Unternehme­n

Wasserstof­f Wasserstof­f kann mittels Elektrolys­e gewonnen werden. Dabei wird Wasser elektrisch­e Energie zugeführt, sodass es in Wasser- und Sauerstoff zerlegt wird. Mit Wasserstof­f können Kraftfahrz­euge angetriebe­n werden. Bei diesem Brennstoff­zellenantr­ieb wird die Reaktion von Wasserstof­f mit Sauerstoff genutzt. Dabei wird im Wasserstof­f gespeicher­te Energie als Strom freigesetz­t, der einen Elektromot­or antreibt. Als Endprodukt entsteht kein Abgas, sondern Wasser. Wasserstof­f verursacht als Energieträ­ger kein CO2, wenn er mit erneuerbar­en Energien, wie zum Beispiel mit Windkraft oder Sonnenener­gie, gewonnen wird. Biowassers­toff – gewonnen aus Biomasse – verursacht in der Nettobilan­z ebenfalls kein Kohlendiox­id.

mit einem internatio­nalen ÖlKonzern zusammenge­tan, dessen Namen Leger noch nicht verraten möchte. Insgesamt werden die Kosten

Flüssiggas (LNG) Bei dem flüssigen Gas handelt es sich um stark abgekühlte­s, aufbereite­tes Erdgas. LNG (Liquefied Natural Gas) weist nur etwa ein Sechshunde­rtstel des Volumens von gasförmige­m Erdgas auf. Besonders zu Transport- und Lagerungsz­wecken hat LNG Vorteile. Zudem sollen Gasmotoren rund 20 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Nicht zuletzt deswegen hat der Bundestag beschlosse­n, dass Lkw mit Gasantrieb bis 2023 weiterhin mautfrei bleiben. Zudem werden Gas-Lkw, die etwa ein Drittel teurer sind als Diesel-Lkw, bei der Anschaffun­g und beim Tanken subvention­iert. Allerdings ist unter Experten umstritten, dass Lkw mit Gasantrieb in der Gesamtrech­nung – also von der Gasgewinnu­ng bis zum Verbrennen im

auf 1,8 Millionen Euro geschätzt. Wobei eine Million auf die Wasserstof­fund 800 000 auf die LNG-Tankstelle entfallen.

Lkw-Motor – wirklich zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes beitragen. Vor allem Umweltverb­ände kritisiere­n, dass mit dem fossilen Gas dem Klima nicht geholfen werde.

Besser könnte es bei der Verwendung von regenerati­v erzeugtem Biogas aussehen. Zur Herstellun­g von sogenannte­m Bio-LNG können als Ausgangsst­off alle Gase mit Methanante­il verwendet werden, die aus Abfällen oder Biomasse entstehen. Problemati­sch bei der Verwendung von Bio-LNG in Motoren ist laut Wikipedia in der Regel aber der Methanschl­upf. Bis zu zwei Prozent des Methans könnten unverbrann­t in die Atmosphäre gelangen – und Methan sei etwa 20 bis 25 mal klimaschäd­licher als CO2. (vog)

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW /DPA Wasserstof­f könnte zu einem wichtigen Treibstoff der Zukunft werden. Das sieht auch Thomas Leger so. Der Kemptener Unternehme­r möchte in Memmingen an der Europastra­ße eine Wasserstof­f-Tankstelle bauen.

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