Zündstoff garantiert
FC Barcelona: Lionel Messi soll heute wieder trainieren, doch die Probleme bleiben
(SID/dpa) - Alle Augen richten sich auf Montag. Um 17.30 Uhr soll der Streik des Superstars vorbei sein. Lionel Messi wird nach seinem Sinneswandel ins Training des FC Barcelona zurückkehren – falls sein Coronatest zuvor negativ ausfällt. In jedem Fall negativ bleibt die Stimmung rund um den 26-maligen spanischen Fußballmeister. Es ist mehr als fraglich, ob der widerwillige Verbleib des Argentiniers nach seiner Generalabrechnung mit dem Club die richtige Entscheidung ist.
Der spanische Nationaltrainer und frühere Barca-Coach Luis Enrique findet, dass Messi besser die Freigabe erteilt worden wäre. „Ich denke, Clubs stehen über jedem Spieler. Barcelona wurde 1899 gegründet und ist einer der besten Vereine der Welt. Er hat immer Titel gewonnen“, sagte Enrique: „Ich hätte es viel lieber gesehen, wenn es eine Einigung gegeben hätte.“Früher oder später werde Messi, der von 2014 bis 2017 unter Enrique spielte, ohnehin nicht mehr da sein: „Der Club wird ohne Messi weiter Titel gewinnen, genauso wird Messi noch viele Jahre wunderbar sein, wenn er gegangen ist.“
Doch das wird erst 2021 passieren. Der 33-Jährige hatte am Freitag angekündigt, entgegen aller Erwartungen seinen Vertrag erfüllen zu wollen. Messi schränkte ein, er wolle damit einen Rechtsstreit mit seinem „Herzensklub“vermeiden. Der Verein um Präsident Josep Maria Bartomeu hatte auf die festgeschriebene Ablösesumme von 700 Millionen Euro gepocht.
Messi nahm das zum Anlass, um mit Bartomeu ins Gericht zu gehen. Der Clubchef habe ihm Steine in den Weg gelegt, sein Wort gebrochen und einen Abschied unmöglich gemacht. Dennoch würde er „niemals gegen
Barca vor Gericht ziehen, weil es der Club ist, den ich liebe“, sagte Messi, der seit 16 Jahren in Barcelona zu Hause ist: „Es ist der Club meines Lebens.“Aber: Der Verein, der im Viertelfinale der Champions League mit 2:8 gegen
Bayern unterging, habe keinen Plan für eine erfolgreiche Zukunft: „Sie machten halbe Sachen und ließen viel Zeit sinnlos verstreichen.“Er wolle seine „letzten Jahre als Fußballer glücklich“sein. „Zuletzt habe ich in diesem Club kein Glück mehr gefunden.“
Nach diesen Aussagen ist für die spanischen Medien klar, dass der Wirbel weitergehen wird. „Messi bleibt, die Krise auch. Der Argentinier macht mit knirschenden Zähnen weiter. Es bleiben viele Fragen offen“, schrieb die Zeitung „Marca“: „Das Theater hat ein Ende, aber auch nur auf dem Papier.“Die Konkurrenz von „AS“sieht „eine Niederlage für alle“.
Zündstoff ist garantiert. Müssen Messi-Kumpels wie Luis Suárez oder Arturo Vidal, der vor einem Wechsel zu Inter Mailand steht, den Verein wie geplant verlassen, dürfte das Messis Laune nicht zuträglich sein. Es heißt, Koeman liebäugele mit den Verpflichtungen seiner Landsleute Memphis Depay von Olympique Lyon und Georginio Wijnaldum vom FC Liverpool. Koeman soll bereits angemerkt haben, dass er Messi nicht mehr die gewohnten Privilegien einräumen will. Die Frage ist, ob Messi Kapitän bleibt, eine weitere, wie die Fans reagieren.
So oder so: Durch Messies Bleiben dürfte nun monatelang über den künftigen Arbeitgeber des Vaters zweier Kinder spekuliert werden. Nach wie vor halten sich die Gerüchte, wonach Messis früherer Förderer und Mentor Pep Guardiola den Star zu Manchester City lotsen möchte. Auch Paris St. Germain würde den sechsmaligen Weltfußballer offenbar nur zu gerne in den eigenen Reihen haben.
Hoffnung auf bessere Zeit wecken bei Barca derzeit nur der aus München zurückgekehrte Philippe Coutinho, der freiwillig bereits wieder trainiert, und vor allem Ansu Fati. Das Wunderkind feierte am Donnerstag gegen Deutschland ein gutes Debüt im Nationalteam – und könnte zum neuen Messi heranwachsen.