Kunden können den Küken helfen
Was Politik und Verbraucher gemeinsam bewegen können, haben sie in Sachen Ei schon einmal unter Beweis gestellt: Vor anderthalb Jahrzehnten wurde die Eierkennzeichnung Pflicht. Nur wenig später war die Legebatterie Geschichte. Schon damals warnte die Branche vor höheren Preisen und Abwanderung ins Ausland. Doch heute liegen in den Supermarktregalen fast nur noch Eier aus Freilandoder Bodenhaltung. Denn die Verbraucher haben ihre Macht gezeigt und die Käfigeier liegen lassen.
Auch jetzt warnt die deutsche Geflügelwirtschaft, dass der Ausstieg aus dem Kükentöten zu schnell kommen und zu teuer werden könnte. Das ist schon frech: Denn bereits vor drei Jahren präsentierte Klöckners Vorgänger Christian Schmidt stolz jene vom Steuerzahler finanzierte Maschine, die nun das Kükentöten beenden soll. Doch während die Gesellschaft sich immer mehr mit den Problemen der Nahrungsproduktion beschäftigte, haben viele Brütereien weitergemacht, als ob nichts wäre.
Darum ist es ebenso überfällig wie richtig, dass Julia Klöckner der Branche nun Druck macht. Viel zu lange hat die Ministerin auf Schmusekurs und Freiwilligkeit gesetzt, während die Forderungen von Verbrauchern und Händlern nach Reformen immer lauter wurden.
Die Politik hat nun einen ersten Schritt gemacht. Doch die Verbraucher sind damit längst nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Denn bei aller Freude über das Ende der Legebatterien ist die Bilanz der Kunden alles andere als glänzend: Teure Produkte, mit denen Bruderhähne oder Zweinutzungshühner gefördert wurden, blieben in den Supermarktregalen liegen. Und bei allem Gerede über Tierschutz: Wer schaut schon darauf, welche Eier im Industriekuchen oder im Kantinen-Omelett stecken?
Der Vorstoß von Julia Klöckner hat dann Erfolg, wenn die Verbraucher mitmachen und ihre Kundenmacht für mehr Tierwohl einsetzen. Auch im Supermarkt und ganz besonders dann, wenn nebenan im Regal ein etwas billigeres Produkt mit niedrigeren Standards lockt. Das mag schwer sein. Aber es lohnt sich.