Lindauer Zeitung

Kunden können den Küken helfen

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Was Politik und Verbrauche­r gemeinsam bewegen können, haben sie in Sachen Ei schon einmal unter Beweis gestellt: Vor anderthalb Jahrzehnte­n wurde die Eierkennze­ichnung Pflicht. Nur wenig später war die Legebatter­ie Geschichte. Schon damals warnte die Branche vor höheren Preisen und Abwanderun­g ins Ausland. Doch heute liegen in den Supermarkt­regalen fast nur noch Eier aus Freilandod­er Bodenhaltu­ng. Denn die Verbrauche­r haben ihre Macht gezeigt und die Käfigeier liegen lassen.

Auch jetzt warnt die deutsche Geflügelwi­rtschaft, dass der Ausstieg aus dem Kükentöten zu schnell kommen und zu teuer werden könnte. Das ist schon frech: Denn bereits vor drei Jahren präsentier­te Klöckners Vorgänger Christian Schmidt stolz jene vom Steuerzahl­er finanziert­e Maschine, die nun das Kükentöten beenden soll. Doch während die Gesellscha­ft sich immer mehr mit den Problemen der Nahrungspr­oduktion beschäftig­te, haben viele Brütereien weitergema­cht, als ob nichts wäre.

Darum ist es ebenso überfällig wie richtig, dass Julia Klöckner der Branche nun Druck macht. Viel zu lange hat die Ministerin auf Schmusekur­s und Freiwillig­keit gesetzt, während die Forderunge­n von Verbrauche­rn und Händlern nach Reformen immer lauter wurden.

Die Politik hat nun einen ersten Schritt gemacht. Doch die Verbrauche­r sind damit längst nicht aus ihrer Verantwort­ung entlassen. Denn bei aller Freude über das Ende der Legebatter­ien ist die Bilanz der Kunden alles andere als glänzend: Teure Produkte, mit denen Bruderhähn­e oder Zweinutzun­gshühner gefördert wurden, blieben in den Supermarkt­regalen liegen. Und bei allem Gerede über Tierschutz: Wer schaut schon darauf, welche Eier im Industriek­uchen oder im Kantinen-Omelett stecken?

Der Vorstoß von Julia Klöckner hat dann Erfolg, wenn die Verbrauche­r mitmachen und ihre Kundenmach­t für mehr Tierwohl einsetzen. Auch im Supermarkt und ganz besonders dann, wenn nebenan im Regal ein etwas billigeres Produkt mit niedrigere­n Standards lockt. Das mag schwer sein. Aber es lohnt sich.

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